Deutscher Presserat fordert bessere Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung – Online-Zuständigkeit führt zu mehr Beschwerden

Der Sprecher des Deutschen Presserats, Manfred Protze und Geschäftsführer Lutz Tillmanns informierten auf der Jahrespressekonferenz des Deutschen Presserats am heutigen Donnerstag, 22. Oktober 2009, in Berlin unter anderen über folgende Themen:

* Veröffentlichung eines Leitfadens zum Trennungsgebot
* Erste Erfahrungen mit der Online-Zuständigkeit
* Steigendes Beschwerdeaufkommen
* BKA-Gesetz bleibt in der Kritik

Pressemitteilung des Deutschen Presserats

Praxis-Leitfaden Ziffer 7
Am heutigen Donnerstag hat der Deutsche Presserat auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin eine Fallsammlung zum Trennungsgebot vorgestellt. Der Leitfaden zur Ziffer 7 des Pressekodex  soll Journalisten eine Orientierung bei häufigen Fragestellungen im Redaktionsalltag geben. In einzelnen Fallgruppen dokumentiert der Leitfaden, wie die Beschwerdeausschüsse entschieden haben und nach welchen Kriterien.  Journalisten finden hier Beispiele aus lokalen und überregionalen Publikationen für zulässige und unzulässige Berichterstattungen. Die Spruchpraxis des Deutschen Presserates zu Ziffer 7 hat in den vergangenen Jahren sukzessive an Bedeutung gewonnen. Im diesem Jahr gab es  bis September 2009 bislang 46 Eingaben zur Ziffer 7 (2008 insgesamt: 40). Die Beschwerdeausschüsse sprachen allein aufgrund der Verstöße gegen die Ziffer 7 in diesem Jahr bereits sechs Rügen und 16 Missbilligungen aus.

In den Redaktionen stehen unter anderen folgende Fragen im Vordergrund: Wie muss Werbung kenntlich gemacht werden? Was ist bei der Berichterstattung über Unternehmen und Produkte zu berücksichtigen? Was ist bei Sonderveröffentlichungen zu beachten? Um Redakteuren den Umgang mit diesen und anderen Fragen zu erleichtern, hat der Deutsche Presserat einen „Praxis-Leitfaden Ziffer 7“ entwickelt.  Das 52-seitige Papier ist seit heute auf der Homepage des Deutschen Presserates als PDF abzurufen und herunterzuladen und auch zum Durchblättern aufrufbar: http://www.presserat.info/index.php?id=328

Beschwerdearbeit 2008/2009
729 Eingaben gab es 2008 von denen 514 anhand des Pressekodex zu überprüfen waren. Von den Beschwerdeausschuss-Vorsitzenden und der Geschäftsstelle wurden insgesamt 140 Fälle im Vorverfahren als offensichtlich unbegründet zurückgewiesen (Vorjahr 182). In drei Fällen gelang eine Vermittlung. Insgesamt 202 Beschwerden aus den Eingaben 2008  wurden in den Beschwerdeausschüssen behandelt. Dazu kamen noch 92 aus dem Vorjahr, so dass die Beschwerdeausschüsse 2008 insgesamt 294 Beschwerden behandelt haben (Vorjahr 328).

Neben 15 öffentlichen Rügen (Vorjahr 31) gab es drei nicht-öffentliche Rügen (Vorjahr 4). Es wurden 52 Missbilligungen ausgesprochen (Vorjahr 74) sowie 56 Hinweise (Vorjahr 48). In 10 Fällen wurde die Beschwerde als begründet angesehen, auf eine Maßnahme wurde jedoch verzichtet, da die Redaktion mit der Beschwerde in geeigneter Weise umgegangen war (Vorjahr 16). Drei Beschwerden waren nicht aufklärbar. Die Anzahl der ausgesprochenen Maßnahmen ist geringer als die Zahl der behandelten Beschwerden, da sich in einigen Fällen mehrere Beschwerdeführer über dieselbe Veröffentlichung beschwerten, die dort gewählte Maßnahme jedoch nur einmal gezählt wird. 116 Beschwerden wurden als unbegründet zurückgewiesen (Vorjahr 135).

Schwerpunkt bei den Eingaben/Beschwerden sind seit Jahren die vermuteten und tatsächlichen Verstöße gegen die Ziffer 2 des Pressekodex (Sorgfaltspflicht) mit 153  Eingaben/Beschwerden (Vorjahr 161). Gefolgt werden diese erneut von den Eingaben/Beschwerden zum Persönlichkeitsrecht (Ziffer 8) mit 71 in 2008 (Vorjahr 93) sowie von den Beschwerden zu Ziffer 12. Diese stiegen deutlich von nur 31 in 2007 auf 62 in 2008.

Online-Zuständigkeit: Bereits jetzt mehr als 1000 Eingaben
Der Deutsche Presserat steuert auf einen Höchststand bei den eingegangenen Beschwerden (Eingaben) zu. Seit Anfang des Jahres haben sich schon 1030 Leserinnen und Leser über Berichterstattungen von Zeitschriften und Zeitungen in Print- und/oder Online-Ausgaben beschwert. Der Presserat rechnet damit, dass die Anzahl der Eingaben bis Jahresende auf gut 1200 steigen wird. Von den 1030 Eingaben in diesem Jahr wurden 261 bereits als Beschwerden in den Ausschüssen behandelt. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Presserat 729 Eingaben und  294 in den Ausschüssen behandelte Beschwerden.

Ursache für die neuen Rekordzahlen ist die seit Januar in Kraft getretene erweiterte Zuständigkeit auf journalistisch-redaktionelle Online-Angebote von Presseverlagen. Neu ist seit diesem Jahr auch, dass Leser und Leserinnen die Möglichkeit haben, sich online auf der Homepage des Presserates gegen ihrer Ansicht nach presseethische Verstöße zu beschweren. Dieses Angebot wird inzwischen von einer Vielzahl von Einsendern genutzt. Nicht zuletzt diese einfachere Form des Sich-Beschwerens führt nach Ansicht des Sprechers des Presserats, Manfred Protze (dju in Ver.di), zu der gestiegenen Anzahl der Beschwerden: „Früher mussten Beschwerdeführer einen Brief schreiben und eine Kopie des beanstandeten Artikels beilegen. Heute lassen sich alle Angaben auf der Homepage des Presserats machen. Artikel können dabei als Link oder als Screenshot angehängt werden. Das reduziert den Aufwand für Beschwerden über vermeintliche Verstöße gegen die Presseethik erheblich.“

Im Zuge der Online-Erweiterung kristallisieren sich allerdings neue Aufgaben in der Beschwerdearbeit heraus. So lagen den Beschwerdeausschüssen des Deutschen Presserates in seinen Sitzungen erstmals Fotostrecken zur Beurteilung vor, außerdem Videobeiträge und 3-D-Animationen. Hierzu stellt der Presserat fest, dass die Regeln des Pressekodex grundsätzlich auch für Bewegtbilder gelten, die den Online-Ausgaben von Printmedien beigestellt werden und dort abrufbar sind. Zu den weiteren neuen Bausteinen der Beschwerdearbeit gehören die Behandlung von Foren und Kommentaren. So hielten die Beschwerdeausschüsse es im Einzelfall für zulässig, auch Leserkommentare zu löschen, solange die Löschung seitens der Redaktion nicht willkürlich erfolgte. In den meisten Nutzungsbedingungen werden die Leser von den Verlagen auf diese Praxis hingewiesen. Der Deutsche Presserat hält es insbesondere bei der Verletzung von Persönlichkeitsrechten und Ehrverletzungen durch einen Kommentar sogar für unerlässlich, dass der Forenbetreiber eingreift. Bei der Nichtveröffentlichung von Leserkommentaren/Forenbeiträgen, die ebenfalls regelmäßig Gegenstand von Beschwerden sind, entschieden die Beschwerdeausschüsse, dass es grundsätzlich dem Betreiber einer Seite überlassen ist, was er auf seiner Seite veröffentlicht. Anpassungen des Regelwerks wird der Presserat, wie in den vergangenen Jahrzehnten auch, immer dann vornehmen, wenn sie aufgrund neuer Entwicklungen zweckmäßig und sinnvoll erscheinen.

Selbstverpflichtung
Der Presserat hat in den vergangenen Wochen damit begonnen, die Branche um Unterzeichnung der so genannten Selbstverpflichtungserklärung zu bitten. Mit der Selbstverpflichtungserklärung haben sich bislang bereits über 90 Prozent aller Verlage in Deutschland verpflichtet, sich an den Kodex zu halten, die Selbstkontrolle im Redaktionsdatenschutz anzuerkennen und gegebenenfalls vom Presserat ausgesprochenen Rügen auch abzudrucken. Jetzt soll das ausdrückliche Bekenntnis zur Selbstregulierung im journalistisch-publizistischen Online-Bereich folgen. Schon in den ersten Wochen der Aktion zeigt sich eine breite Unterstützung durch die Verlage. So haben die meisten Großverlage – aber auch eine große Anzahl an kleineren publizistischen Einheiten – die Erklärung bereits abgegeben.

Winnenden
Schwerpunkt der Beschwerdearbeit in diesem Jahr war die Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden. 79 Leserinnen und Leser beschwerten sich beim Presserat. 47 Fälle wurden im Beschwerdeausschuss behandelt. Im September diskutierte das Plenum des Deutschen Presserates mit Wissenschaftlern über die Wirkung von Amok-Berichterstattung. Das Fazit lautete: Wenn über einen Amoklauf berichtet wird, muss der Opferschutz im Vordergrund stehen. Um mögliche Nachahmungstäter nicht zu bestärken, sollten Journalisten zudem nicht den Täter und seine Motive in den Vordergrund stellen, sondern die Tat. Journalisten sollten eine Heroisierung von Tätern vermeiden. Im Mittelpunkt sollte nicht der Täter und seine Motive, sondern die Tat und ihre Folgen stehen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass Journalisten dabei jeweils in einem schwierigen Spannungsverhältnis zwischen dem begründeten öffentlichen Interesse an der Berichterstattung über derartige Ereignisse und den Interessen der Angehörigen und Opfer stehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Angehörige und Opfer ihrer Rolle als authentische Quellen für eine verlässliche Berichterstattung  nicht austauschbar sind.

Rechtspolitik
Der Presserat hofft, dass mit der neuen Bundesregierung auch eine neue Diskussion über das in den Medien umstrittene BKA-Gesetz möglich wird, das dem Bundeskriminalamt Online-Durchsuchungen und die Überwachung der Telekommunikation einräumt. Eine Stärkung des Informantenschutzes sowie eine Verbesserung des Zeugnisverweigerungsrechts sind dabei insbesondere zu nennen. Eine Gleichstellung aller Berufsgeheimnisträger muss berücksichtigt werden, denn mit dem bisherigen Gesetz, können Journalisten ihre Informanten nicht wirksam schützen. Damit bliebe die Presse- und Rundfunkfreiheit in Deutschland weiter eingeschränkt. Zwar hat sich die Position Deutschlands in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter-ohne-Grenzen (ROG) von Rang 20 auf Rang 18 verbessert, dennoch bewertet der Presserat diese Entwicklung nur als eine relative Verbesserung.

Weitere Informationen zum Deutschen Presserat:

www.presserat.info/

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Presserat

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Jetzt geht’s looos – Steuererhöhungen mit Schwarz-Gelb

Wer den Steuersenkungsmärchen von CDU und FDP vor der Wahl Glauben geschenkt hat, ist selber Schuld. Auch das Hohenloher Tagblatt (20. Oktober 2009) druckt auf seiner Titelseite eine dpa-Meldung mit der Schlagzeile >Weniger Steuern ab 2011< ab. Selten so gelacht! Die Realität sieht anders aus.

Von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Nach dem geplanten Pauschalbeitrag bei der Pflege – Schwarz-Gelb will nach einem Zeitungsbericht die Kosten der Pflegeversicherung schrittweise ganz von den Arbeitnehmern bezahlen lassen (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,656361,00.html) – jetzt die neuesten Steuerpläne von Union und FDP: Die künftigen Regierungspartner erwägen, kommunale Versorger für Abwasser- und Abfallentsorgung zu besteuern. Es geht um vier Milliarden Euro, die Städte sprechen von „ungeheurer Abzocke“ – dafür zahlen würde am Ende der Bürger.

Geplant ist also, kommunale Unternehmen künftig genauso zu besteuern wie private. Faktisch würde so die Steuerbefreiung für die staatliche Abwasser- und Abfallwirtschaft wegfallen. Derzeit zahlen Unternehmen der Kommunen keine Mehrwertsteuer, private Firmen hingegen 19 Prozent.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,656643,00.html

Siehe hierzu auch: >Lob der Steuer< https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=5165

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Vom Komiker bis zum harten Sheriff – Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung für die OB-Wahl in Crailsheim war alles dabei

Alle sechs Kandidaten für die Crailsheimer Oberbürgermeisterwahl haben sich gestern (Mittwoch, 21. Oktober 2009) in der Hirtenwiesenhalle in Crailsheim-Roßfeld vorgestellt. Rund 1500 Besucherinnen und Besucher wollten den nächsten oder die nächste Crailsheimer Oberbürgermeister/in sehen. Nicht jeder der Kandidaten oder die Kandidatin haben sich damit persönlich einen Gefallen getan, ihr Herz vor einem großen Publikum auszuschütten.

Kommentar von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert

Michl und Freisleben gelten als Favoriten

Die größten Chancen bei der OB-Wahl am 8. November 2009 räumten die Besucher nach der fast dreieinhalbstündigen Veranstaltung den Bewerbern Rudolf Michl (SPD) und Günther Freisleben (CDU) ein. Eine kabarettreife Show bot der Mittelfranke Volker Rainer Kilian, der nach eigenen Angaben Mitglied der CDU und gleichzeitig auch Mitglied der CSU in Bayern ist. An eine schlechte Doku-Soap erinnerte eine Aussage von Branka Mayer: „Die Jugend von heute ist für mich die Zukunft. Es ist toll, dass es euch gibt. Ich hab euch einfach lieb“, sagte die OB-Kandidatin auf die Frage eines Crailsheimer Jugendgemeinderats nach künftigen Mitbestimmungsmöglichkeiten von jungen Menschen in der Stadt. Ihre persönliche Vorstellung beendete Branka Mayer bereits nach etwa fünf Minuten – 25 Minuten Zeit hatte jeder Kandidat – mit einem ins Mikrofon gehauchten Küsschen und den Worten „Tschüss Crailsheim“. Rührend, aber politisch nicht überzeugend.

Sympathiepunkte für Kraft und Michl

Wilfried Kraft (Grüne) und der Unternehmer Gerald Widerspick präsentierten sich im Gegensatz zu der eher Mitleid erregenden Branka Mayer und dem „Comedian“ Volker Rainer Kilian als seriöse Kandidaten, die ihre Bewerbung ernst zu nehmen scheinen. Insbesondere Lokalmatador Wilfried Kraft – er ist seit 15 Jahren für die Unabhängige Grüne Liste (UGL) im Crailsheimer Gemeinderat – stellte seine lokale Kompetenz und Verankerung im gesellschaftlichen und sozialen Leben der Stadt in den Vordergrund seiner Ausführungen. Zu bezweifeln ist allerdings, ob er die notwendigen Fähigkeiten zur politischen und persönlichen Inszenierung hat, um die Mehrheit der Menschen bei der Wahl für sich zu gewinnen. Zusammen mit Rudolf Michl (SPD) machte Kraft (Grüne) auf viele Gäste den sympathischsten und ehrlichsten Eindruck.

Freisleben: „Wir haben in Fichtenberg aufgeräumt“

Eine Äußerung des Polizisten Günther Freisleben (CDU), amtierender Chef der Polizeidirektion Schwäbisch Hall, lässt erahnen, wie er sich die Arbeit im Rathaus der Stadt Crailsheim vorstellt. Auf die Frage des ehemaligen Crailsheimer Dekans Peter Pfitzenmaier (evangelisch) nach der Bedeutung des im Crailsheimer Stadtteil Ingersheim geborenen NS-Widerstandskämpfers Hans Scholl wollte sich Freisleben (katholisch) ausdrücklich vom rechten politischen Rand distanzieren. „Die NPD mag mich nicht. Wir haben in Fichtenberg aufgeräumt“, sagte er mit dem Unterton eines entschlossenen Machers. Die Art und Weise, wie er es sagte, machte einigen Besuchern in der Halle aber regelrecht Angst. Will Freisleben mit einem Rollkommando in der Crailsheimer Stadtverwaltung und im vielfach als schwierig bezeichneten Gemeinderat aufräumen? Befehl und Gehorsam gehören sicher auf ein anderes Feld – nicht aber ins demokratische politische Geschehen einer Kommune.

Die Abschluss-Statements von drei OB-Kandidaten zum Nachhören:

Hohenlohe-ungefiltert hat wegen technischer Probleme mit dem Aufnahmegerät leider nur die Abschluss-Statements von drei der sechs Kandidaten als Audio-Datei mitschneiden können. Dies sind die jeweiligen Schlussworte von Volker Rainer Kilian (CDU/CSU), Rudolf Michl (SPD) und der parteilosen Branka Mayer. Die kurzen Aussagen der drei Bewerber sind hier als MP3-Datei zum Nachhören:

Rudolf_Michl_Statement

Volker_Rainer_Kilian_Statement

Branka_Mayer_Statement

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„Hohenlohekreis leistet Pionierarbeit“ – MdEP Evelyne Gebhardt (SPD) zur Dienstleistungsrichtlinie

„Es ist zu begrüßen, dass der Hohenlohekreis bei der Umsetzung der europäischen Dienstleistungsrichtlinie Pionierarbeit leistet.“ Das erklärte die im Europäischen Parlament für dieses Gesetz verantwortliche Abgeordnete Evelyne Gebhardt (SPD) aus Mulfingen im Hohenlohekreis am heutigen Donnerstag am Rande der Sitzung des Parlaments in Straßburg.

Pressemitteilung von Evelyne Gebhardt (SPD), Mitglied des Europaparlaments

Bürgern werden unnötige Wege erspart

Das Hohenloher Konzept verwirkliche die in dem europäischen Gesetz vorgegebenen Möglichkeiten zur Verwaltungsvereinfachung. Dienstleistungsunternehmen und Bürgern würden so überflüssige Bürokratie und unnötige Behördengänge erspart. Evelyne Gebhardt: „Alle reden gern vom Bürokratieabbau. Hier wurden einmal Nägel mit Köpfen gemacht.“

Einheitlicher Ansprechpartner

„Der sogenannte einheitliche Ansprechpartner war einer der Schlüssel, um Dienstleistungen im europäischen Binnenmarkt ohne Sprachbarrieren und Behördenschranken so freizügig zu machen wie Waren und Geld“, erläuterte die SPD-Abgeordnete. Dass er Behörden und Bürgern gleichzeitig das Leben leichter macht, sei die erfreuliche Zugabe.

Richtlinie zum echten Hohenloher Gewächs geworden

Die Europaabgeordnete, die schon seit mehr als fünf Jahren die parlamentarische Verantwortung für die Dienstleistungsrichtlinie trägt, freute sich: „Mit meiner Arbeit und der vorbildlichen Umsetzung im Landratsamt ist die in ganz Europa gelobte Richtlinie zum echten Hohenloher Gewächs geworden.“

Informationen zur Europäischen Dienstleistungsrichtlinie, zum Hohenlohekreis und zu Evelyne Gebhardt im Internet:

http://de.wikipedia.org/wiki/Europäische_Dienstleistungsrichtlinie

www.dienstleistungsrichtlinie.de/

www.hohenlohekreis.de/

www.evelyne-gebhardt-fuer-europa.de/index.php

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Hartz IV – Demontage in Karlsruhe

Die Verfassungsrichter bringen die Regierung in Erklärungsnot. Der Hartz-IV-Streit vor dem Verfassungsgericht hat eine viel größere Bedeutung als zunächst erwartet. Die Bundesregierung muss wohl nicht nur die Regelsätze für Kinder neu berechnen – sondern auch die Leistungen für Erwachsene. Es geht um das Recht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum.

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Lesenswert! Mit welchem Dilettantismus in Berlin gewerkelt wurde und wird ist schon erstaunlich bzw. einfach nur frech.

„Ich möchte Gerechtigkeit“, sagte Thomas K. in seinem Schlusswort: Er verlange nicht, wie manche anderen, dass der Regelsatz für Erwachsene von derzeit 359 Euro auf 500 Euro angehoben werde; aber er wolle, dass die Hartz-IV-Sätze „ordnungsgemäß, rechtskonform, transparent und nachvollziehbar bemessen werden“ – und dass es nicht nur eine „Pauschale“, sondern eine an die individuellen Bedürfnissen angepasste Zahlung gibt.

Es könnte gut sein, dass ihm die Verfassungsrichter diesen Wunsch aufs Wort erfüllen.

Selbst Experten waren überrascht, wie schlecht es der Bundesregierung gelang, die Daten, die sowohl den Hartz-IV-Leistungen für Erwachsene als auch für Kinder zugrunde liegen, zu rechtfertigen. Bisher sei sie „von der Verfassungsgemäßheit“ der Regelsätze für Erwachsene ausgegangen, gab die Präsidentin des Deutschen Sozialgerichtstags, Monika Paulat, noch in der Verhandlung zu Protokoll, die Rechtfertigungsversuche der Bundesregierung aber „lassen mich ins Grübeln kommen“.

Dass sich diese Frage jetzt zum ersten Mal in dieser Schärfe stellt, liegt daran, dass bei der Einführung von Hartz-IV nicht nur die Arbeitslosen- und Sozialhilfe für Erwerbslose zu einer einheitlichen Leistung zusammengefasst wurden. Dieses „Arbeitslosengeld II“ (ALG II), wie die Hartz-IV-Leistung offiziell heißt, wurde auch auf eine neue Datengrundlage gestellt: Galt zuvor der „Warenkorb“ des Statistischen Bundesamts als Maß, sollten die Regelsätze künftig auf einer empirischen Erfassung des Konsumverhaltens des unteren Fünftels der Bevölkerung beruhen, die selbst nicht auf Sozialhilfe angewiesenen ist.

Allerdings wurde dieser Datensatz, die „Einkommens- und Verbrauchsstichprobe“ (EVS), vom Sozialministerium keineswegs unverändert übernommen, sondern für die einzelnen Posten mit „Abschlägen“ versehen: Die Ausgaben für Bekleidung etwa wurden nur zu 89 Prozent berücksichtigt, also mit 21,58 Euro monatlich statt mit den in der Umfrage ermittelten 23,97 Euro, weil – so die offizielle Begründung – die Befragten auch Geld für „Maßkleidung und Pelze aufgewendet hätten, was für Sozialhilfeempfänger folglich wieder herauszurechnen sei.

Ausgaben für Gesundheitspflege sowie „Nachrichtenübermittlung“ wurden nur zu 64 Prozent und für Verkehrsmittel sogar nur zu 37 Prozent angesetzt. Gesamtergebnis: ein Regelsatz für einen alleinstehenden Erwachsenen von 345 Euro in den alten und 331 Euro in den neuen Bundesländern. Damit soll bis auf Miete und Heizkosten alles abgegolten sein.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,656402,00.html

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Taekwondo: Blaufelden ist die Nummer 1 in der Region – 16 Medaillen bei Landesmeisterschaften in Schrozberg

Das gemischte Fünferteam des TSV Blaufelden.

Das gemischte Fünferteam des TSV Blaufelden.

220 Sportler aus ganz Baden-Württemberg fanden sich vor einigen Tagen zu den Landesmeisterschaften im Taekwondo-Formenlauf in Schrozberg ein. Rund 25 Vereine liefen auf, darunter drei aus der Region – der TSV Blaufelden mit 15 Startern, der SV Ingersheim und der TSV Schrozberg mit jeweils einem Starter.  Hauptsächlich die Damen des TSV Blaufelden bescherten ihrem Verein einen wahren Medaillenregen. Silvia Hermann (30) für Blaufelden startete als Titelverteidigerin in ihrer Altersklasse 25 bis 30 Jahre.

Von David Jäger, Gerabronn

Formenlauf in Perfektion

Silvia Hermann gilt schon seit vielen Jahren als eine der besten Formenläuferinnen und gewann ihre Jahrgangsklasse problemlos. Seit 25 Jahren betreibt die 30-jährige den Taekwondosport. Die in Harthausen wohnhafte Sportlerin macht sich jede Woche auf den Weg nach Blaufelden zum Training, da sie dort, nach ihrer eigenen Aussage den besten Trainer Baden-Württembergs – Hermann Deeg – hat. Ins Finale kamen Susanne Stein, eine der Mitfavoritinnen auf den Titel vom TSV Blaufelden, Sandy Kuszyk (Judo-Club Pforzheim), Derya Ersezen (TSV Saulgau) und Sarah Winkelmann vom TKD-Zentrum D’Amico Waiblingen.
Silvia Hermann demonstrierte im Finale einmal mehr Formenlauf in Perfektion und verteidigte ihren Titel als Landesmeisterin erfolgreich. Susanne Stein hatte Pech im Finale und belegte in einem hochklassigen Teilnehmerfeld am Ende mit 0,06 Punkten Unterschied den vierten Platz. Silke Schick vom TSV Blaufelden in der Klasse B 1 (30-35 Jahre) startete als Württembergische Meisterin und zeigte ebenfalls sehr gute Formen. In der Jahrgangsklasse errang Schick die Silbermedaille und erreichte somit auch das Finale.

Silvia Hermann und Tobias Renner zum ersten Mal im Paarlauf

Eigentlich nur mal so zum „Ausprobieren“ starteten Silvia Hermann und Tobias Renner zum ersten Mal überhaupt im Paarlauf. Beide sind hervorragende Beintechniker und können Tritte in allen Höhen perfekt demonstrieren. So war die Konkurrenz auch sichtlich beeindruckt von den beiden neuen Gesichtern in dieser Wettkampfdisziplin. Auf Anhieb erkämpften sich das Paar Hermann/Renner eine beachtliche Bronzemedaille.

Lukas Leiser, Jonas Deeg, Adrian Schaaf, Tatjana Plank und Annika Göhler holen Gold-Medaille

Lukas Leiser, Jonas Deeg und Adrian Schaaf wurden hier vom TSV-Trainerteam nominiert und zeigten am Wettkampftag auch warum – schnelle und saubere Techniken, ausgeführt in hervorragender Synchronität – die Blaufeldener Jungs waren in Schrozberg nicht zu schlagen und wurden überlegen baden-württembergische Landesmeister im Synchronlauf. Tatjana Plank und Annika Göhler ergänzten die drei Jungs aus der Synchronmannschaft. Auch diese fünf Sportler bestachen durch Synchronität und gewannen klar die Konkurrenz. Somit erneut eine Goldmedaille für den TSV Blaufelden.

Silvia Hermann war die herausragende Athletin

Silvia Herrmann (TSV Blaufelden).

Silvia Herrmann (TSV Blaufelden).

Herausragende Athletin an diesem Tag war Silvia Hermann vom TSV Blaufelden, die mit 3 x Gold, 1 x Silber und 1 x Bronze einen grandiosen Wettkampftag hatte. Insgesamt gab es für den TSV Blaufelden 16 Medaillen bei den Landesmeisterschaften in Schrozberg. Lilo Brunner (TSV Schrozberg), die Organisatorin der Landesmeisterschaft, freute sich über die rege Beteiligung der Sportler und besonders über die vielen Besucher in der Schrozberger Halle. Lilo Brunner trainiert in dem noch kleinen Schrozberger Verein, eine Geistigbehindertengruppe in Taekwondo. Eine ihrer Schützlinge, Elena Bonsch, errang, regulär angemeldet in ihrer Alterklasse einen beachtlichen zweiten Platz. Lilo Brunner ist eine Quereinsteigerin im Taekwondo-Sport. Erst seit neun Jahren, hat sich die inzwischen 49-Jährige bis zum zweiten schwarzen Gürtel hochgekämpft. „Der Sport macht mir einfach Spaß und hält fit, dabei freue ich mich am meisten über den Kontakt mit jungen Menschen“, sagt sie.

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Stahl Schaltgeräte Waldenburg: Lohnverzicht keine Lösung – Geschäftsleitung droht mit Arbeitsplatzabbau

Bei Stahl Schaltgeräte in Waldenburg haben 95 Prozent der Beschäftigten eine Vereinbarung unterschrieben, nach der sie ab sofort bis Ende Januar 2010 auf fünf Prozent ihres monatlichen Einkommens verzichten. Notwendig sei diese Maßnahme nach Angaben der Geschäftsleitung aufgrund der Wirtschaftskrise. Unterstützt wurde sie dabei von Teilen des Betriebsrates.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Die Firma Stahl Schaltgeräte ist tarifgebunden

Durch ihre Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband Südwestmetall ist die Firma Stahl tarifgebunden, das heißt, dort gelten die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie.

Die IG Metall Schwäbisch Hall nimmt zu den Vorgängen um den Lohnverzicht wie folgt Stellung:

Betriebsratsmehrheit Mitglied der arbeitgebernahen AUB (Stichwort Siemens)

Die Mehrheit des elfköpfigen Betriebsrates, darunter auch der Vorsitzende, gehört bei Stahl Schaltgeräte in Waldenburg der „AUB – Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Betriebsangehöriger“ an. Einer Vereinigung, die bei Siemens in Erlangen mit finanzieller Hilfe der Geschäftsleitung gegründet und gefördert wurde, um gegen die dortigen IG Metall-Betriebsräte im Betrieb Politik für den Arbeitgeber zu machen. Der ehemalige Bundesvorsitzende der AUB, Wilhelm Schelsky, wurde wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.

Kurzarbeit das Mittel der Wahl für Unternehmen und Beschäftigte

Normalerweise agieren Betriebsräte im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes als Anwälte der Belegschaft. Vor allem jetzt in der Krise versuchen sie, die negativen Folgen für die Beschäftigten so gering wie möglich zu halten, vor allem mittels Vereinbarungen zu Kurzarbeit. Kurzarbeit ist das geeignete Mittel, um die vorübergehende Beschäftigungskrise in den Griff zu bekommen, finanziert durch die Beiträge der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer zur Arbeitslosenversicherung. Dieser Weg wird von der überwiegenden Zahl der Betriebe in der Metall- und Elektroindustrie auch erfolgreich beschritten.

Ohne Reduzierung der Arbeitszeit soll auf Geld verzichtet werden

Bei Stahl Schaltgeräte in Waldenburg läuft es anders: statt Kurzarbeit soll ohne Reduzierung der Arbeitszeit auf Geld verzichtet werden. Eine Möglichkeit wäre gewesen, statt Kurzarbeit den Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung anzuwenden. Der Betriebsrat kann den Verzicht auf das tarifliche Einkommen nicht für die ganze Belegschaft regeln. Das geht nur über eine „freiwillige“ Vereinbarung zwischen dem einzelnen Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber.

Beschäftigte vom Vorstand und AUB-Betriebsräten unter Druck gesetzt

Bei Stahl wurden nach Aussagen der vier IG Metall-Mitglieder im Betriebsrat die Beschäftigten in einer konzertierten Aktion des Vorstandes und der Betriebsratsmehrheit unter Druck gesetzt. Es wurde mit Arbeitsplatzabbau gedroht, falls sich die Belegschaft weigern würde, auf Lohn zu verzichten. Die meisten Beschäftigten haben daraufhin ein ihnen vorgelegtes Papier unterschrieben. Nachdem der Erfolg für diese Vorgehensweise durch die Zustimmung der überwiegenden Mehrheit der Belegschaft feststand, wurden die restlichen Beschäftigten mit dem Appell an ihre Solidarität „weichgekocht“.

Verstoß gegen geltende Tarifverträge

Bei der Firma Stahl Schaltgeräte gelten die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie. Eine Änderung der Arbeitsbedingungen kann gemäß Tarifvertragsgesetz – wenn überhaupt – nur mit Zustimmung der Tarifvertragsparteien – IG Metall und Südwestmetall – vereinbart werden. Wer als Betriebsrat ein Aushöhlen von Tarifverträgen bewusst in Kauf nimmt, öffnet mit diesem Verhalten der Willkür Tür und Tor. Es stellt sich die Frage, inwieweit ein Betriebsrat noch seinen gesetzlichen Auftrag erfüllt. Ein Betriebsrat, der seine Aufgaben nicht kennt, der die Gesetze beugt, der die berechtigten Anliegen seiner Wählerinnen und Wähler nicht in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit stellt, stellt keine Interessenvertretung im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes dar. Wenn ein tarifgebundenes Unternehmen wie Stahl Schaltgeräte wissentlich Tarifvertragsbruch betreibt, hat es wohl auch im Visier, dass dieses Vorgehen innerhalb des Arbeitgeberverbandes Schule machen soll.

Dividende für die Aktionäre wichtiger als das Einkommen der Beschäftigten

Wie schon in den vergangenen Jahren, wurde den Aktionären auch für dieses Jahr eine „schwarze Null“ versprochen und damit wohl auch Dividende. Nachdem in den letzten Jahren hohe Gewinne eingefahren wurden, wäre es überhaupt nicht notwendig gewesen, von den Beschäftigten einen Lohnverzicht zu verlangen. Schließlich waren sie es, die diese Gewinne erst durch ihre Arbeit ermöglicht haben. Mit Solidarität innerhalb des Unternehmens hat das nichts zu tun.

Spirale der Unterbietungskonkurrenz voll in Gang gebracht

Lohnverzicht hat noch keine Arbeitsplätze gesichert. Tarifliche Bedingungen sind eine Mindestabsicherung nach unten. Fallen sie erst einmal in einzelnen Betrieben, ist die Spirale der gegenseitigen Unterbietungskonkurrenz voll in Gang gesetzt. Dies wird die Belegschaft bei Stahl hoffentlich am Ende nicht schmerzlich zu spüren bekommen.

Weitere Informationen:

www.schwaebisch-hall.igm.de/

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IG Metall Schwäbisch Hall: 1.000 Euro für Ganztagesbetreuung in der Grundschule Steinbach gespendet

Ganztagesbetreuung ermöglicht auch Kindern aus so genannten „bildungsfernen“ Haushalten eine umfassende Förderung und verbessert ihre Chancen. Der Wiedereinstieg ins Berufsleben wird erleichtert. Im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Gemeinsam für ein Gutes Leben“ hat die IG Metall seit Juni 450.000 Menschen zu Ihren Forderungen an die Politik befragt. Eine Spende von 1000 Euro erhielt die Grundschule Steinbach.

Von der IG Metall Schwäbisch Hall

Damit wurde im Hinblick auf die Bundestagswahl die Debatte über ein neues Politikmodell angestoßen: Maßstab für Entscheidungen, die Politik und Wirtschaft treffen, sollen Grundwerte wie Gerechtigkeit, Solidarität, Freiheit, Anerkennung, Würde und Respekt sein. Für jeden ausgefüllten Fragebogen gab es einen Euro für ein gemeinnütziges Projekt der Region. Ein Teil des Geldes für die Fragebögen der IG Metall Schwäbisch Hall kommt jetzt dem Engagement des Fördervereins der Grundschule Steinbach zugute. Heidi Scharf, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Schwäbisch Hall und Wolfgang Haag, Betriebsratsvorsitzender der Firma Recaro in Schwäbisch Hall trafen zur Spendenübergabe am Montag (19. Oktober 2009) auf die Kinder der Ganztagesbetreuung und die Vorstandsmitglieder des Fördervereins Jochen Old und Manuela Runte.

Ganztagesbetreuung ist auf Spenden angewiesen

Dem Förderverein der Grundschule Steinbach ist es im Verlauf des vergangenen Jahres gelungen, eine Ganztagesbetreuung an der Grundschule Steinbach aufzubauen. Das Angebot umfasst qualifizierte Betreuung, Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Freizeitangebote. Um die Kosten, die im Zusammenhang mit der Ganztagesbetreuung für Personal, Freizeitangebote und die Bezuschussung des Mittagessens entstehen, decken zu können, ist der Förderverein auf Spenden angewiesen.

Interessante Zusatzangebote in Arbeitsgemeinschaften

Durch die Ganztagesbetreuung wird erreicht, auch Schülerinnen und Schüler aus so genannten „bildungsfernen“ Haushalten Möglichkeiten für eine umfassende Förderung zu eröffnen und so ihre Chancen im Schul- und späteren Arbeitsleben zu verbessern. Zudem ermöglicht die Ganztagesbetreuung vielen Eltern, vor allem Frauen, den Wiedereinstieg ins Berufsleben. Zum Betreuungskonzept gehört außerdem, dass für alle Kinder interessante Zusatzangebote in Arbeitsgemeinschaften angeboten werden. Somit kommt das Engagement des Fördervereins allen Kindern der Grundschule Steinbach zu Gute.

Bildungschancen für Kinder aus Arbeitnehmerhaushalten haben sich drastisch verschlechtert

„Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Die Bildungschancen für Kinder aus Arbeitnehmerhaushalten haben sich drastisch verschlechtert. Wir brauchen die durchlässige Ganztagesschule, die die individuelle Förderung der Schüler ermöglicht, um Bildungschancen anzugleichen“, sagte Jörg Hofmann, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, anlässlich des Bildungstreiks am 17. Juni 2009.

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„Spur der Erinnerung“ fordert zum friedlichen Zusammenleben von behinderten und nicht behinderten Menschen auf

Um das Leben an sich und ein gleichberechtigtes und inklusives Zusammenleben von behinderten und nicht behinderten Menschen war es den – meist – privaten Organisatoren und Veranstaltern der Aktion „Spur der Erinnerung“ am vergangenen Freitag (16. Oktober 2009) auf dem Karlsplatz in Stuttgart gegangen. Erinnert wurde an eine dem Leben entgegengesetzte bestialische Aktion des Nazi-Regimes vor 70 Jahren: das T 4 – Programm zur Euthanasie, der Ausmerzung sogenannten lebensunwerten Lebens.

Von Walter Leyh aus Schrozberg, Mitglied des VdK & Forum selbstbestimmte Assistenz (forsea) e. V.

Tausende behinderte und psychisch kranke Menschen wurden getötet

Hohenlohe-ungefiltert berichtete dazu bereits im Vorfeld. In der letzten Woche nun wurde die lila Farbspur auf die Straßen zwischen Grafeneck auf der Schwäbischen Alb, dem Ort der Vernichtung tausender behinderter Menschen, und der damaligen Gestapo-Zentrale, dem Ort der generalstabsmäßigen Planung, am Karlsplatz in Stuttgart aufgetragen. Eine Läufergruppe legte die Strecke in mehreren Tagesetappen zurück. Die LäuferInnen trafen am Freitagnachmittag auf der großen Bühne am Stuttgarter Karlsplatz ein und wurden jubelnd begrüßt.

Fest des Lebens gefeiert

Der 70. Jahrestag dieser barbarischen und menschenunwürdigen Aktion der Nazis wurde von Behinderten, Angehörigen und Dienstleitungsanbietern der Behindertenhilfe zu einem „Fest des Lebens“. Musiker, Schauspieler und Comedians brachten Freudiges, Unterhaltsames und Nachdenkliches auf der Bühne zu Gehör, so beispielsweise die „Brenz-Band“. Die nicht zuletzt durch mehrere vielbeachtete Auftritte in Schwäbisch Hall und Bovenzenweiler auch in der Region Hohenlohe gut bekannt ist.

„Wir leben gerne“

Eine Podiumsdiskussion mit Betroffenen und Hilfeträgern im „Zelt des Lebens“ trug dann auch den Titel: „Wir leben gerne“. Behinderte Menschen berichteten dort offen und lehrreich wie sie ihr Leben und den Alltag in Familie, Beruf und unter Freunden erleben und bewältigen. Eine Diskussionsteilnehmerin stellte die Forderung auf, dass der Patienten- und Betroffenenwille stärker berücksichtigt werden müsse. So dürfe es künftig keine Zwangseinweisungen mehr geben oder einen erfahrenen Patientenvertreter unmittelbar in die Entscheidung einzubinden. Dies umzusetzen, sind Politik und Medizin gleichermaßen gefordert. Dazu braucht es Gesetzesänderungen und ärztliche Vernunft anstatt Beratungsresistenz.

Es besteht noch eine Finanzierungslücke

Von den Organisatoren war die Aktion „Spur der Erinnerung“ zwar so groß geplant, dass sie etwa die Ressonanz erreicht und eine entsprechende Personenzahl anzieht wie einst die MENSCHENKETTE 1983. Leider beteiligten sich nicht ganz so viele. Deshalb besteht noch eine große Finanzierungslücke besteht. Auch das kalte und feuchte Wetter hielt sicher manchen Interessierten und Betroffenen von einer Teilnahme ab. Lohnend, lehrreich und informativ war die Teilnahme zu der ich mich spontan entschlossen habe allemal. Und um die Finanzen werden sich hoffentlich auch die beiden Schirmherren etwas annehmen: Die Bischöfe Frank O. July von der Evangelischen Landeskirche Württemberg und Gebhardt Fürst von der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart. Und schließlich könnte sich auch noch die Landesregierung erbarmen, liegt doch heute das Innenministerium dort am Karlsplatz, wo früher die Gestapo-Zentrale war.

Weitere Informationen:

Noch bis Sonntag, 29. November 2009, gibt es Veranstaltungen zur Aktion „Spur der Erinnerung“ – genaues Programm unter www.spur-der-erinnerung.de/

Der Artikel von Hohenlohe-ungefiltert zur Aktion „Spur der Erinnung“ ist unter www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=3998 zu finden. Darin gibt es auch Informationen zu den aktuellen Ausstellungen im Freilandmuseum Wackershofen zum Thema “Eugenik und Euthanasie – Rassenpolitik im Dritten Reich“ sowie „Dorf unterm Hakenkreuz”. Beide Ausstellungen haben einen stark regionalen Aspekt und sind noch bis Sonntag, 8. November 2009, zu sehen. Während der Zeit des Dritten Reichs wurden mindestens 87 Menschen aus dem Diakoniekrankenhaus Schwäbisch Hall in Grafeneck ermordet.

Dazu ein regionaler Buchtipp von Hohenlohe-ungefiltert:
“Ausmerzen – Eugenik, Zwangssterilisierung und Krankenmord in Schwäbisch Hall 1933 – 1945″, von Heike Krause und Andreas Maisch, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schäwibisch Hall, Heft 25, 128 Seiten, Schwäbisch Hall 2009, ISBN 3-932146-28-X – Ein Begleitband zu einer Ausstellung im Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen. Diese Ausstellung ist noch bis zum 8. November 2009 zu sehen.

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