„Corona-Regierungskritik ist keine Verschwörung“ – Leserbrief von Hans A. Graef aus Schwäbisch Hall

Von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall

„Totschlagargument: Verschwörungstheorie“

Keine Frage: Die an vielen Widersprüchen und Ungereimtheiten ertappten Politiker, Wissenschaftler und Medien schlagen zurück mit dem Totschlagargument: Verschwörungstheorie! Dadurch wird seit langem die sachlich fundierte Kritik an den Statistiken, Maßnahmen und der Covid19-Panikmache diffamiert, die die Epidemie, Politikeliten und Mainstreammedien verursachen. Analog zum rhetorischen Totschlag Anti-Amerikanismus: so wurde jegliche Kritik an der aggressiven Militärpolitik der USA/Nato bedacht, die seit Vietnam bis Irak oder Libyen völkerrechtswidrig Länder überfallen hat. Der US-Globalmilitarismus ist 1000-fach mit Daten belegt und die Strategie der neuen Weltordnung (Brzezsinski, American Primacy and Its Geostrategic Imperatives) existiert seit 1997. „Der gesamte (eurasische) Kontinent ist von amerikanischen Vasallen und tributpflichtigen Staaten übersät“ (S. 41) Durch manipulative Strategien im Kontext Atlantikbrücke – Bilderbergkonferenz (Spahn war 2017 dort) und privatkapitalistische Medien wird wieder Kritik diffamiert.

„Einseitige Daten und Kontexte“

Dass abstruse Verschwörungstheoretiker und Rechtsextremisten das ausnutzen, entwertet nicht die berechtigte Kritik an einseitigen Daten und Kontexten. Zuletzt haben fünf Wissenschaftler der Uni Bremen um Professor Püschel ein faktenreiches Thesenpapier mit dem Titel „Die Pandemie Covid19“ vorgelegt, dessen Inhalt alle auch Mediziner in Schwäbisch Hall lesen sollten. Im Folgenden verweise ich auf nachprüfbare Daten und Wissenschaftler, deren Kritik so gut belegt ist, dass man sie persönlich attackiert. So wie es mit den Aufklärern Assange, Snowden oder dem Swiss Propaganda Research passierte, das mediale Machtverknüpfungen detailliert belegt, ist es jetzt mit Kritikern wie Dr. Schiffmann oder Professor Bhakti.

Gewaltiger Einfluss der Pharmaindustrie

Eine Frontal21-Recherche von 2014 bewies den gewaltigen Einfluss der Pharmaindustrie auf die Forschung an Universitäten, die sie zu 94 Prozent finanziert. Am Beispiel Schweinegrippe sieht man Fehler des RKI mit Folgekosten von 18 Milliarden Euro. Die finanziellen Verzweigungen der Johns-Hopkins-Uni zeigen eine enge Verflechtung dieser privatkapitalistischen Hochschule mit Kapitalgebern wie Rockefeller-Stiftung oder Gates usw. – diese Fakten sind keine Verschwörung! Es geht um Einfluss und Interessen. Wie und weshalb kam es zu dem Planspiel Event201 am 19.10.2019, wo es diese Ausgangslage gab: Ein von Tier auf Mensch übertragenes, neues und SARS-ähnliches aggressives Corona-Virus gelangt durch Flugreisende nach Portugal, in die USA und nach China und in die ganze Welt“: 65 Millionen Tote nach 18 Monaten. Entweder ein Impfstoff oder 90 Prozent der Bevölkerung werden exponiert. Am Horror-Szenario nahmen unter der Leitung von Direktor Inglesby des Center for Health Security, teil: Gates-Stiftung, Weltbank, Pharma- und Medizingeräte-Konzerne Johnson&Johnson und US Medical Group Henry Schein, Hotelkette Marriott, Logistikkonzern UPS, Lufthansa Group Airlines, auf Politikbeziehungen und Risikoanalyse spezialisierte US-PR-Agentur Edelman, Medienkonzern NBC Universal Media, zentrale US-Gesundheitsbehörde CDC, ein Ex-Direktor der CIA und Ex-US-Sicherheitsberater.

Nicht demokratisch legitimierte Eliten

Persönliche Angriffe und „Verschwörer“, so diskriminierten Regierung und Medien den Whistleblower im Bundesinnenministerium (BMI), der das von zehn Experten getragene Gutachten machte. „Die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Erkrankung Covid-19 verläuft für viele Menschen der bekannten Risikogruppen schwerwiegend. Wie für jede schwere Infektionserkrankung gilt es, für die Patienten die beste Behandlung zu finden und Infektionswege zu unterbinden. Aber therapeutische und präventive Maßnahmen dürfen niemals schädlicher sein als die Erkrankung selbst. Ziel muss es sein, die Risikogruppen zu schützen, ohne die medizinische Versorgung und die Gesundheit der Gesamtbevölkerung zu gefährden, so wie es gerade leider geschieht. Wir in Wissenschaft und Praxis sowie sehr viele Kolleginnen und Kollegen erleben täglich die Folgeschäden der Corona-Schutzmaßnahmen an unseren Patienten.“ Was soll daran falsch sein?“ Alles sind nachprüfbare Zusammenhänge, die keine Verschwörung begründen, aber einen Kontext zeigen von Machtinteressen und Herrschaftsmechanismen der nicht demokratisch legitimierten Eliten. Deren Kontakte und Konferenzen sind auch keine Verschwörung.

Weitere Informationen im Internet:

www.centerforhealthsecurity.org/event201/scenario.html

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„Infektionsherd Fleischindustrie: Corona und das Ausbeutungssystem Leiharbeit“ – Interview mit dem Gewerkschafter Elwis Capece (NGG)

Johannes König führte ein Interview mit dem Gewerkschafter Elwis Capece (NGG) zu den Corona-Erkrankungen von Arbeitern bei Müller Fleisch in Birkenfeld in der Nähe von Pforzheim. Das Interview ist erschienen in der Online-Zeitung Marx21.de.

Interview von Johannes König für die Online-Zeitung Marx21.de

Über 300 Corona-Infizierte bei Müller Fleisch

In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass in mehreren Unternehmen der Fleischindustrie in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen viele Corona-Infektionen nachgewiesen wurden. Über 300 Corona-Infizierte zählt der Betrieb von Müller Fleisch in Pforzheim, doch die Produktion läuft weiter. Was der Corona-Ausbruch mit dem Ausbeutungssystem Leiharbeit in der Fleischindustrie zu tun hat, erklärt der zuständige Gewerkschafter gegenüber Marx21. Elwis Capece ist Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Mittelbaden-Nordschwarzwald und Mannheim-Heidelberg.

Müller Fleisch in Pforzheim ist aktuell wegen eines Corona-Ausbruchs bundesweit in der Presse. Du bist der zuständige Gewerkschafter der NGG. Kannst du uns berichten, was dort passiert ist?

Elwis Capece: Man muss vorausschicken, dass Müller Fleisch kein kleines regionales Fleischwerk im Südwesten ist, sondern einer der größten deutschen Fleischkonzerne mit einem Jahresumsatz von einer knappen Milliarde Euro. Um Ostern herum hat es die ersten Fälle von Corona gegeben, unterdessen sind wir bei knapp 330 Infizierten. Die anderen (noch nicht infizierten) Beschäftigten sind nun verpflichtet, sich nur daheim, am Arbeitsplatz oder auf der Wegstrecke dazwischen aufzuhalten.

Es gab keinen Produktionsstopp?

Das örtlich zuständige Gesundheitsamt hat entschieden, dass Müller Fleisch trotz der hohen Zahl an Infektionen seine Tätigkeit unverändert fortsetzen kann. Rechtlich ist das durchaus zulässig, wir als NGG haben jedoch große Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung des zuständigen Landkreises. Mittlerweile gibt es einen ähnlichen Fall eines Corona-Infektionsherds beim Vion-Schlachthof in Bad Bramstedt. Dieser hat im Gegensatz zu Müller Fleisch seine rund 260-köpfige Belegschaft in außerplanmäßige Betriebsferien geschickt.

Warum breitet sich das Corona-Virus ausgerechnet in der Fleischindustrie so rasant aus?

Es wurde schnell klar, dass der Infektionsherd im privaten Umfeld der Beschäftigten entstanden ist. Das hat mit der Wohnsituation der Leute zu tun, die aus Osteuropa kommen. Es ist bundesweit das gängige System in den großen Fleischfabriken, dass Werksvertragsnehmer und Beschäftigte von Leiharbeitsfirmen für mehrere Monate kommen, dort arbeiten und dann meist nach drei bis sechs Monaten wieder die Heimreise antreten.

Leiharbeit ist in der Branche üblich?

Ja, so kann sich die Fleischindustrie vernünftigen tariflichen Bedingungen weitestgehend entziehen. Es gibt zwar Tarifverträge in den einzelnen Bundesländern, aber nach diesen wird nur ein Teil der Belegschaft bezahlt. Der andere Teil – meistens für Schlachtung und Zerlegung zuständig – wird über das System von Werkverträgen und Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern rekrutiert. In diesem Bereich arbeiten vor allem osteuropäische Menschen, manchmal kommen Beschäftigte sogar aus Asien.

Die Inhaber von Müller Fleisch erklärten kürzlich, sie seien »von der Dynamik der Verbreitung aus dem privaten Bereich überrollt« worden.

Corona-Infektionsherde sind überall dort aufgetaucht, wo viele Menschen zusammenkommen. Die Wohnverhältnisse vieler ausländischer Beschäftigter bei Müller Fleisch sind extrem beengt. Ein erheblicher Teil von ihnen lebt in diesen Massenunterkünften. Diese entsprechen nicht dem Standard, den wir »normales Wohnen« nennen würden. Die Wohnungen sind viel zu klein, die Menschen müssen gemeinschaftlich sanitäre Einrichtungen benutzen. Oft mangelt es an Aufenthaltsräumen. Diese Unterkünfte sind nicht vergleichbar mit Studenten-WGs, wie es die Unternehmensseite frech behauptet. Ausufernde Viruserkrankungen bei Bewohnerinnen und Bewohnern derartiger Unterkünfte haben wir schon früher erlebt. Im vergangenen Jahr war es etwa eine Hepatitis-Infektion im Emsland. Dass sich das Corona-Virus unter solchen Bedingungen ebenfalls ungehemmt ausbreiten kann, kann niemanden ernsthaft überraschen.

Die Unternehmensseite sieht laut Presseberichten keine Möglichkeit, Einfluss auf die Unterbringung der Menschen zu nehmen. Laut dem Geschäftsführer Stefan Müller sei dies »atmosphärisch eine Einmischung in ein deutlich geselligeres Miteinander als inzwischen in Deutschland üblich«.

Das ist eine unverschämte, zynische Äußerung – und auch latent rassistisch. Natürlich kommen die Leute aus Rumänien oder anderen osteuropäischen Ländern aus bescheidenen Verhältnissen. Das kann jedoch keine Rechtfertigung dafür sein, sie so zu kasernieren. Wenn das Kapital schon glaubt, mit solchen Arbeitsverhältnissen das System stabilisieren zu wollen, dann haben sie sich darum zu kümmern, dass es menschenwürdige Zustände sind, die die Leute hier vorfinden. Nicht nach dem Motto: Was für Deutsche unwürdig wäre, ist für Rumänen geradezu Luxus.

Was fordert ihr als Gewerkschaft?

Wir erwarten, dass für Menschen, die hier arbeiten, auch wenn es nur für wenige Monate ist, die Wohn- und Lebensverhältnisse den Standards entsprechen, die wir uns auch für »Normalbeschäftigte« vorstellen. Da dürfen sich die Arbeitgeber nicht aus der Verantwortung stehlen – auch nicht, indem sie die Verantwortung allein auf die Subunternehmer schieben. Die Einstellung der Unternehmensführung von Müller Fleisch ist schlichtweg skandalös.

Stefan Müller hält es »nach deutschem Recht« für »unvorstellbar«, als Arbeitgeber auf das private und häusliche Umfeld der Beschäftigen Einfluss zu nehmen.

Tatsächlich ist es gesetzlich nicht ausreichend geregelt, wie die Wohnverhältnisse von Menschen sein müssen, die saisonal zum Arbeiten nach Deutschland kommen. Die Behörden kontrollieren nur die Zustände am Arbeitsplatz. Die Wohnverhältnisse bleiben fast immer außen vor. Das muss sich ändern. Wir sagen als Gewerkschaft: Wir wollen solche Wohnverhältnisse nicht. Allerdings gehören diese zum Gesamtsystem »Billigstarbeitskräfte« dazu, das wir insgesamt ablehnen. Wir brauchen klar definierte Standards, wie es sie etwa in Niedersachsen bereits gibt. Arbeitgeber müssen verpflichtet werden, dafür zu sorgen, den Menschen, die zum Arbeiten kommen, Zugang zu ordentlichen und bezahlbaren Wohnungen zu schaffen. Das könnte man etwa mit Pensionen oder kleinen Hotels regeln oder sogar in Form der guten alten »Werkswohnung«. Das ist völlig unabhängig von der Infektionsgefahr absolut notwendig.

Für die Grillsaison sollen nun neue Arbeiterinnen und Arbeiter aus Osteuropa nachkommen. Wie werden diese untergebracht?

Die neuen Arbeitskräfte sind schon angekommen und werden aktuell bereits eingesetzt. Ob Müller Fleisch es zulässt, dass sie in vergleichbaren Wohnverhältnissen unterkommen, ist aktuell nicht bekannt. Wobei die Wohnungen ja nicht über Müller Fleisch laufen, sondern über die Leiharbeitsfirmen und deren Kooperationspartner – ich nenne sie mal ganz allgemein »Miethaie« – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Dieses bestehende System kritisieren wir generell, nicht erst seit dem Ausbruch von Corona bei Müller Fleisch.

Angeblich sind die Infektionsschutzmaßnahmen bei Müller Fleisch strenger als in der Branche üblich.

Das ist erstmal eine Behauptung zum Zweck des Marketings. Das hat den gleichen Wert, wie wenn ich sagen würde: »Ich bin ein besserer Gewerkschaftssekretär als meine Kollegen«.

In der öffentlichen Debatte wird die Kritik an der industriellen Produktion von Billigfleisch vor allem mit dem Tierschutz verbunden. Die Masseninfektionen haben nun ein Licht auf die Arbeitsverhältnisse geworfen. Siehst du Chancen, dass sich nun etwas ändert?

In der Tat wird zu oft vergessen, dass nicht nur die Tiere, sondern auch Menschen unter dem Preisdumping der Fleischproduzenten leiden. In der Diskussion um das Tierwohl und artgerechte Haltung wird oft argumentiert, das Fleisch sei zu billig auf dem Markt und müsse teurer werden. Appelle an die Konsumentinnen und Konsumenten, für Fleisch mehr Geld auszugeben, sind zwar richtig, aber nicht ausreichend. Denn die Hauptverantwortung für diese unhaltbaren Bedingungen liegen bei den Produzenten. Es wird sich nur etwas ändern, wenn der Gesetzgeber tätig wird. Freiwillig wird nichts passieren. Als erstes muss mit dem Ausbeutungssystem Leiharbeit gebrochen werden, das keinen anderen Zweck hat, als auf dem Arbeitsmarkt die Löhne zu drücken.

Welche Perspektive haben Betroffene von Leiharbeit, für ihre Rechte zu kämpfen?

Hier haben wir als Gewerkschaft dicke Bretter zu bohren. Die sprachliche Barriere erschwert an vielen Stellen unsere gewerkschaftliche Arbeit. Deswegen gibt es auf der Ebene des DGB Spezialbüros, um muttersprachliche Kontakte zu Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern zu knüpfen, um über Arbeitsrechte aufklären zu können. Jedoch verhindert die hohe Fluktuation eine längerfristige betriebliche Organisierung, die Arbeitskämpfe ermöglichen würden. So findet im Leiharbeitssektor statt Arbeitskampf oftmals eine »Abstimmung mit den Füßen« statt.

Was meinst du damit?

Schon im nächsten Jahr kann ein Arbeitsplatz in Dänemark oder in den Niederlanden attraktiver sein als in Deutschland.

Wie ist die Situation der Stammbelegschaften?

Von der Spaltung der Belegschaft profitiert niemand außer den Arbeitgebern. Es sind die sogenannten niedrigen Lohngruppen, die insgesamt unter Druck geraten. Auch bei den Stammbelegschaften wird so eine gerechte Lohnentwicklung ausgebremst. Diskussionen über gerechte Arbeitszeiten, Arbeitsschutz oder die grundsätzliche Lohngestaltung finden so kaum statt. Wer wenig Geld bekommt, ist leider darauf angewiesen, Überstunden oder Zusatzschichten arbeiten zu können. Viele Arbeitgeber reizen bewusst die legalen Möglichkeiten wie Regelungslücken zur Ausbeutung der betroffenen Beschäftigten aus. Auch bewusste oder arbeitgeberseitig tolerierte Verstöße, etwa gegen das Arbeitszeitgesetz gibt es oft. Auch bei Müller Fleisch und seinen Subunternehmern werden wir uns noch mit vielen Aspekten rund um die bestehenden Arbeitsverhältnisse beschäftigen müssen.

Ich danke dir für das Gespräch.

Das Interview führte Johannes König.

Interview mit dem Gewerkschafter Elwis Capece (NGG) zu den Corona-Erkrankungen von Arbeitern bei Müller Fleisch in Birkenfeld in der Nähe von Pforzheim. Der Link zu dem Artikel im Internet:

https://www.marx21.de/infektionsherd-fleischindustrie-corona-mueller-fleisch-interview-ngg/

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden siebter Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden siebter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

VII Karinalogie

… „Carl, das musst du unbedingt wieder in Ordnung bringen!“ Die Worte des Freundes hallten in Carl Eugen Friedner noch lange nach. In Ordnung bringen, ja, er müsste sich unbedingt mit Paula in Verbindung setzen. Aber gerade jetzt, wo diese unsägliche >Karinakrise< das ganze Leben komplizierter machte, wäre es sicherlich noch schwieriger mit Paula zu reden und ihr nochmals versuchen zu erklären, wie das damals war. Und vor allem, warum er nach der gut gelungenen Wiederaufnahme ihrer Liaison vor ein paar Jahren, wiederum einen Rückzieher gemacht hatte. Carl seufzte, es war zu schwierig, er musste in Ruhe daheim und bei einer Tasse Brennnesseltee darüber nachdenken.

Betrug

Paul, Heiner und Carl hatten, weit nach Mitternacht, ihre Männerrunde bei Paul in Hoheitshausen beendet. Mit Diskussionen über Pauls schreckliche Eröffnungen und seinem eigenen, genauso wenig glorreichen Bekenntnis, als Steuerberater und Rechtsanwalt an einem Betrug beteiligt gewesen zu sein, verging unbemerkt die Zeit. Aus Solidarität mit Carl, der nachher fahren würde, gingen sie bald dazu über, sich anstatt des feinen Gerstensaftes, Sprudel aus Glasflaschen, Wasser aus der Leitung, welches in Hoheitshausen noch relativ gut schmeckte, und Apfelsaft zum Schorle* in Gläser zusammenzuschütten. Da man wegen den herrschenden Auflagen, der so genannten Kontaktsperre*, Paul in keine Schwierigkeiten bringen wollte, brachen er und Heiner noch in der Nacht zur Heimfahrt auf. Die beiden hatten Hoheitshausen schon lange hinter sich gelassen und Carl fuhr gemütlich mit hundert Kilometer pro Stunde auf der A81 in Richtung Stuttgart, als Heiner von rechts hinten bemerkte: „Mensch, so schnell kann sich alles ändern.“ Carl Eugen Friedner war vertieft in seine Gedanken an seine Paula, er hörte dem Freund nur mit halbem Ohr zu und kommentierte Heiners wehmütig klingenden Satz lediglich mit einem kurz gebrummten: „Hm“.

Anschlag

Heiner Grüns Bemerkung aber lenkte seine Gedanken von dem geschehenen Betrug, dem Anschlag auf Paula Engel und von seinem schlechten Gewissen ab, und Carls Überlegungen wendeten sich der derzeitigen Situation zu. Wie sollte das alles nur weitergehen? Paul hatte von empfindlichen Geldstrafen, welche gegen Jugendliche verhängt wurden, erzählt. Strafe zahlen für das, was die Jugend eben tun wollte und sollte? Weil sie sich zu mehreren trafen? Gemeinsam unterwegs zu sein, war aus seiner Sicht sogar eine Pflicht für Jugendliche und junge Erwachsene! Wie sollten sie sonst die Welt um sich herum erkunden? Und vor allem, wie sollten sie sich mit Vorbildern messen? Gerade beim Sport, in der Kunst, und um sich im täglichen Leben durchzusetzen gegen Gleichaltrige und selbstverständlich gegen Erwachsene und Autoritäten, musste man ihnen Raum und Angriffsfläche geben. Sie mussten ihre Identität zwar auch alleine, aber besonders im miteinander und nebeneinander, bilden und erkämpfen können. Wo sollten sie sonst den Zusammenhalt lernen, den eine Gesellschaft, gerade zur Gestaltung einer besseren Zukunft, bitter nötig hat?

Unverfrorenheit

Reichlich überflüssig fand Carl Eugen die Diskussion, ob nun Profikicker vor leeren Stadien Ball spielen sollten oder nicht. Warum wird überhaupt danach gefragt? Eine Überheblichkeit sonders Gleichen fand er das – wer fragt denn nach den vielen Kindern, die in der Sonne im Garten spielen wollten. Die Spielplätze, Tagestätten, Kindergärten und Schulen hat man ihnen verwehrt. Es gibt nicht genug gesunde und ungefährdete Lehrkörper, es findet keine ausreichende Bildung unseres Nachwuchses mehr statt, aber völlig überbezahlte Kraftmeier in aller Öffentlichkeit Mann gegen Mann antreten zu lassen, das war für Carl Eugen Friedner nun den Gipfel der Unverfrorenheit.

Mangel an Anstand

Aus seiner Sicht ließen es die Eliten an Anstand mangeln. Minister benutzten keinen Mund- und Nasenschutz, den sie zu tragen selber geboten. Reisten in der Weltgeschichte herum, in einer Zeit, in der sie anderen nicht einmal einen, seit Jahrzehnten üblichen und zur Alltagsbewältigung nötigen, kleinen Grenzgang in der europäischen Nachbarschaft erlaubten. Man redete an Pulten(,) lang und breit über solidarisches Verhalten, um einer Epidemie vorzubeugen, die Einschränkungen müssten eben sein, und so weiter. Aber das galt natürlich nur fürs Fußvolk, nicht für monetär Vermögende. Carl Eugen Friedner fand die derzeitige Isolationspolitik* nicht richtig und vermutete das blanke Machtstreben hinter den Einschränkungen der demokratischen Grundrechte. Mit undurchsichtigen, ja sogar falschen Behauptungen, um etwas Unliebsames durchzusetzen, kannte er sich ja schließlich gut aus. Musste es in seiner Praxis hin und wieder anwenden und hatte es ja auch gegen seine Paula angewandt. Es ist ganz einfach, man setzt sich einfach über berechtigte oder konstruktive Kritik hinweg und erklärt einen Notstand, zum Beispiel durch eine drohende Seuchengefahr. Bedrückend fand Carl es, dass man bereits seit langem um die Gefahr der Ausbreitung eines neuen Virus wusste, aber weder politische Größen, noch die neuerdings wie Pilze aus dem Boden sprießenden Immunologen, hatten auf diese Gefahr klar und deutlich hingewiesen, so dass entsprechende Vorbereitungen hätten getroffen werden können.

Lehrermangel

Carl Eugen Friedner resümierte, dass es zum Beispiel den beklagenswerten Lehrermangel in Baden-Württemberg nicht erst jetzt, sondern seit mehr als vierzig Jahren gibt – keine Landesregierung, egal welche Farbe sie hatte, hatte je etwas Grundlegendes unternommen, um genug Unterricht an allen Schulen zu gewährleisten. Und so fehlt es nicht nur an Berufsschulen neben genügendem Fachunterricht auch an Unterricht in Musik und Sport. Die Rate von weit mehr als zehn Prozent Analphabeten*, auch im Ländle, ist weitläufig bekannt. Es sollten nicht nur die eingewanderten Migranten vermehrt Deutsch lernen müssen. Man hatte in der Vergangenheit einfach viele drängende Probleme nicht gelöst, hatte sie schlicht und ergreifend ignoriert, und da kommt so ein Virus jetzt vermutlich grad recht … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Schorle: Erfrischendes Mischgetränk, das aus Fruchtsaft (süß) oder Wein (sauer) und Wasser bzw. neutralem Sprudel (in seltenen Fällen auch mit süßem Sprudel) gemischt (werden) wird, heftig umstritten ist jedoch der richtige Artikel dazu, also der, die und, wie in Baden-Württemberg gern bevorzugt: (E)ein, bzw. das Schorle.

*Kontaktsperren: Mitte März 2020 wurden aus Angst vor Ansteckungen epidemischen Ausmaßes, der befürchteten „Corona-Pandemie“, ausgelöst vom Virus „Covid-19“ bzw. dem so genannten „Coronavirus SARS-CoV-2“, kurzerhand sämtliche öffentliche Einrichtungen in Baden-Württemberg geschlossen. In der Folge wurden den Menschen Kontaktsperren auferlegt, und es wurden viele der bis dahin geltenden demokratischen Grundrechte in ganz Deutschland außer Kraft gesetzt. Begründet wurde dies in der BRD mit Warnungen von Immunologen.

https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/index.html http://www.euro.who.int/de/home

*Mund- und Nasenschutz: https://www.welt.de/politik/deutschland/article207253075/Coronavirus-Jens-Spahn- quetscht-sich-in-Uni-Klinik-Giessen-in-Aufzug.html

*Diskussion zum Betreiben von Sportveranstaltungen:

https://daserste.ndr.de/annewill/videos/Sorge-vor-zweiter-Infektionswelle-lockert- Deutschland-die-Corona-Massnahmen-zu-forsch,annewill6526.html

*Isolationspolitik bei drohender Seuchengefahr:

Interview in der taz am 18./19.April 2020 von Sabine am Orde mit Malte Thießen: https://taz.de/Historiker-Malte-Thiessen/!5676907/

*Die Gefahr einer Virusepidemie war seit 2003 vorausgesehen:

https://www.swr.de/swr1/bw/swr1leute/paul-vogt-106.html https://herzchirurgie-paulvogt.ch/wp-content/uploads/2020/04/Corona-Summary- April-7-2020-Paul-R-Vogt.pdf

*Analphabetismus: https://www.lpb-bw.de/analphabetismus

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter der E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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„1933: Ehrenbürgerurkunde für NS-Ministerpräsident Christian Mergenthaler“ – Stadtarchiv Crailsheim: Fundstücke und ihre Geschichte

Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts gehört zu den besonderen und damit eher seltenen Ereignissen des städtischen Lebens. In Crailsheim wurden in den letzten 150 Jahren insgesamt nur zehn Personen, zwei Frauen und acht Männer, mit dieser Auszeichnung bedacht.

Vom Stadtarchiv Crailsheim

Mergenthalers Originalurkunde ist im Stadtarchiv

Normalerweise wird den Geehrten als materielles Zeugnis ihrer Auszeichnung eine Urkunde überreicht, so dass höchstens Abschriften oder Kopien der Urkunden im Archiv der Stadt verbleiben. So verfügt das Stadtarchiv Crailsheim über Kopien der Ehrenbürgerurkunden von Theodora Cashel (1987) und Ulricke Durspekt-Weiler (2019). Überraschenderweise findet sich im Urkundenbestand aber auch ein Original: die Ehrenbürgerurkunde für Christian Mergenthaler von 1933. Warum blieb das Original bei der Stadt? Man darf spekulieren.

Ausdruck der Verbundenheit

Wie fast alle Städte des Dritten Reiches bemühte sich auch der gleichgeschaltete Crailsheimer Gemeinderat 1933 darum, seine Verbundenheit mit dem neuen nationalsozialistischen Regime dadurch zu bekunden, dass man möglichst schnell einem oder mehreren hohen NS- Funktionären die Ehrenbürgerwürde antrug. Fast unüberschaubar ist etwa die Liste der Ehrenbürgerschaften Adolf Hitlers. Die entsprechende, keineswegs vollständige Liste bei Wikipedia nennt für Deutschland 166 Städte, darunter das benachbarte Feuchtwangen.
So hoch setzten die Crailsheimer NS-Verantwortlichen nicht an: Im Juli 1933 lud die Stadt gemeinsam mit der Kreis- und Ortsgruppenleitung der NSDAP den württembergischen Gauleiter Wilhelm Murr zum Fränkischen Volksfest ein, mit dem Hintergedanken, ihm bei dieser Gelegenheit die Ehrenbürger-würde anzutragen. Murr aber war „anderweitig beansprucht“. Ersatzweise bekundete Ministerpräsident und Kultminister Christian Mergenthaler seine Bereitschaft zur Teilnahme.

Gallionsfigur der NSDAP-Ortsgruppe Schwäbisch Hall

Mergenthalers endgültige Zusage, zum Volksfest nach Crailsheim zu kommen, erfolgte erst am 13. September 1933, drei Tage vor dem Volksfestsamstag. In einer Sitzung am 14. September 1933, beschloss der Gemeinderat offiziell, Mergenthaler anlässlich seines Besuchs das Ehrenbürgerrecht zu verleihen, denn, so die Ratsherren, für eine Ehrung des Ministerpräsidenten käme nur dies in Frage. In einer Festsitzung des Gemeinderates gemeinsam mit den führenden Vertretern der lokalen NSDAP, der SA und Hitlerjugend, der Kreisbauernschaft, der Behörden, Kirchen und Schulen wurde Mergenthaler denn auch am Volksfestsamstag, dem 16. September 1933, mit der höchsten Auszeichnung der Stadt Crailsheim versehen, als „Anerkennung“, so die offizielle Begründung, „seiner großen Verdienste im nationalen Kampf für Volk und Heimat“.

Mergenthaler erhielt das Ehrenbürgerrecht also ausdrücklich für seine Parteitätigkeit. Er ist damit der einzige „Ehrenbürger“ der Stadt Crailsheim, bei dem ein besonderes Wirken für die Belange der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger keinerlei Rolle spielte.

Und was hat es nun mit der Urkunde auf sich?

Bei der Auszeichnung Mergenthalers gab es ein Problem. Die Vorbereitungs- zeit für die Herstellung einer Ehrenbürgerurkunde war viel zu knapp, so dass Mergenthaler bei seinem Volksfestbesuch noch keine erhielt. Diese sollte ihm nach Fertigstellung und bei passender Gelegenheit später in Stuttgart überreicht werden. Gewerbelehrer Paul Deppe wurde beauftragt, eine angemessene Urkunde zu fertigen. Es entstand eine aufwändig gestaltete, in eine helle Ledermappe eingebundene und mit Kordel versehene „Ehrenbürgerrechts-Urkunde“. Nur: Sie wurde offensichtlich nie an Mergenthaler überreicht. Vielleicht fand sich keine passende Gelegenheit, die Übergabe wurde hinausgeschoben, geriet in Vergessenheit… Wir können nur spekulieren. Jedenfalls blieb die Urkunde im Crailsheimer Rathaus liegen und gelangte so in den Bestand des Stadtarchivs – im Original.

Ehrenbürgerwürde 1946 aberkannt

Im Mai 1946, ein Jahr nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurde Mergenthaler das Ehrenbürgerrecht vom Crailsheimer Gemeinderat übrigens wieder aberkannt – ebenso wie einem zweiten NS-Funktionäre, der die Auszeichnung sechs Jahre später, im Juni 1939, erhalten hatte: dem aus Tiefenbach stammenden Karl Wilhelm Waldmann, NSDAP-Mitglied seit 1925, hoher Funktionär in der Gauleitung Württemberg und von 1933 bis 1945 Staatssekretär beim Gauleiter.

  1. Forstmeister Alois Paradeis (1837-1919) – „für seine außerordentlichen Verdienste um die Verschönerung der Stadt CR und ihrer Umgebung“ (Verleihung 1884)
  2. Eichmeister und Feuerwehr-Kommandant Heinrich Krauß (1848-1926) – „in Anerkennung seiner großen Verdienste um das Feuerlöschwesen in hiesiger Stadt“ (Verleihung 1906)
  3. Hofrat Dr. h.c. Richard Blezinger (1847-1928) – für seine botanischen und geologischen Forschungen sowie für die Errichtung der geologischen Pyramide mit Anlagen auf der Wilhelmshöhe (Verleihung 1912)
  4. Dekan Lic. theol. Friedrich Hummel (1861-1946) – für seine Erforschung der Stadtgeschichte und grundlegende Arbeiten für das Crailsheimer Heimat- buch (Verleihung 1923)
  5. Bürgermeister Friedrich Fröhlich (1880-1964) – da er „in nahezu 35 Jahren als Bürger-meister die Geschicke der Stadt Crailsheim vorbildlich und vorausschauend zum Wohle der Stadt und der Bevölkerung geleitet und auch nach seiner Amtszeit freiwillig maßgebend am Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt mitgearbeitet“ hat (Verleihung 1955)
  6. Theodora Cashel (1910-1992) – für ihre Verdienste im Zusammenhang mit den Hilfsleistungen nach 1945 und der Städtepartnerschaft mit Worthington (Verleihung 1987)
  7. Bürgermeister Robert J. Demuth (geb. 1927) – für „seine jahrzehntelange nachhaltige und erfolgreiche Förderung der Städtepartnerschaft zwischen Worthington und Crailsheim“ (Verleihung 2002)
  8. Ulricke Durspekt-Weiler (geb. 1939) – „für ihr außergewöhnliches Engagement und ihren Einsatz für die Stadt Crailsheim“ insbesondere im Kulturbereich und als „Botschafterin der Stadt Crailsheim“ (Verleihung 2019)
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„NEIN ZUR SPRACHE DER GEWALT, JA ZU EINER KULTUR DES FRIEDENS“ – ZUM 8. MAI 2020: TAG DER TAG DER BEFREIUNG

75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Frieden wieder bedroht. Selbst bei uns in Europa ist er brüchig. Vieles ist unsicher geworden und globale Bedrohungen sind hinzugekommen.

Abrüsten statt aufrüsten – Text einer Anzeige in der Süddeutschen Zeitung vom 8. Mai 2020

Wer den Frieden will, muss für den Frieden kämpfen

Die schnell zusammengewachsene Welt zeigt neue Formen der Gewalt und Verletzlichkeit. Die soziale Spaltung wird tiefer, die vom Menschen gemachte Klimakrise, die Zerstörung der Ernährungsgrundlagen und der Kampf um Rohstoffe bedrohen uns. Die weltweite Ausbreitung der Corona-Pandemie wird auch genutzt, autoritäre Strukturen zu schaffen oder zu zementieren. Sie trifft die Ärmsten und Schwächsten besonders hart. Nicht zuletzt versuchen Nationalisten, die Unsicherheit für ihre miese Propaganda zu nutzen. Wer den Frieden will, muss für den Frieden kämpfen.

Neue Atomwaffen werden entwickelt

Die häufig zu hörende Forderung, Europa müsse die „Sprache der Macht“ (Münchner Sicherheitskonferenz) lernen und seine militärischen Fähigkeiten ausbauen, ist falsch. Mehr Militär löst keines unserer Probleme. Wir brauchen vielmehr eine Zivilisierung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Konflikte. Andernfalls kehren die Gespenster der Vergangenheit zurück, die nur Tod und Zerstörung mit sich bringen.Ein neuer Rüstungswettlauf ist bereits voll im Gange. Auf zehn Länder nur entfallen 75 Prozent der weltweiten Militärausgaben. Deutschland steht dabei auf Platz sieben. Die Ausgaben für Rüstung und Militär steigen weiter an, neue Atomwaffen werden entwickelt und sollen stationiert werden. Sie sind noch schneller und noch zerstörerischer als alles was bisher war.

Konflikte friedlich beenden

Auch ohne diese Massenvernichtungswaffen steigt in der Welt digitaler Technologien die Gefahr militärischer Konflikte, denn die Hemmschwelle ist weit geringer. Das 21. Jahrhundert darf nicht zu einem Jahrhundert der Konfrontation und Gewalt werden. Unsere Aufgaben heißen deshalb: Auf-bau einer gesamteuropäischen Friedensordnung, Stärkung der Vereinten Nationen, weltweite Abrüstung und Rüstungskontrolle, friedliche Beilegung ökonomischer, sozialer und ökologischer Konflikte.

Sofortiger weltweiter Waffenstillstand

Wir unterstützen die Initiative des UN-Generalsekretärs für einen sofortigen weltweiten Waffenstillstand. Unsere Verantwortung ist eine Politik globaler Gerechtigkeit. Wir sind viele und in der Demokratie nicht ohnmächtig. Wir sagen „Nein“ zu einer Sprache der Gewalt, stattdessen „Ja“ zu einer Kultur des Friedens, der Vernunft und der Verständigung. Wir sagen „Nein“ zu einer Erhöhung der Militärausgaben! Ja zu Abrüsten statt Aufrüsten! Ja für eine neue Entspannungspolitik jetzt!

Link zur Anzeige in der Süddeutschen Zeitung vom 8. Mai 2020 – einschließlich Namensliste der UnterzeichnerInnen:

https://abruesten.jetzt/8-Mai-TagDerFreiung_SZ_08_05_20.pdf

Diese Anzeige kann auch weiterhin auf den Webseiten unterstützt werden:

www.abruesten.jetzt

www.naturfreunde.de

Die Anzeige war für die Initiatoren eine große finanzielle Herausforderung. Wir bitten, wenn möglich, weiterhin um Spenden auf das Konto „Unterstützung internationales Friedensbüro“ IBAN: DE23 1005 0000 0190 6331 58 oder NaturFreunde DE32 6602 0500 0008 7070 00, jeweils „Stichwort 8. Mai“. | Die Anzeige wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung von: Abrüsten statt Aufrüsten, DGB, GEW, IG Metall, NaturFreunde, Neue Entspannungspolitik jetzt!, ver.di

Weitere Informationen und Kontakt:

Peter Brandt (brandt@neue-entspannungspolitik.berlin)

Neue Entspannungspolitik jetzt Reiner Braun (hr.braun@gmx.net)

Abrüsten statt Aufrüsten, IPB Michael Müller (michael-hans-mueller@web.de)

NaturFreunde Deutschlands c/o Marienstraße 19/20, 10117 Berlin 

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„Nein zur Abwrackprämie 2.0“ – Kommentar von Paul Michel aus Schwäbisch Hall über Subventionen für Autokonzerne

Im Vorfeld  des „Autogipfels“  am 5. Mai 2020 im Kanzleramt ließen die Autokonzerne die Motoren ihrer PR-Apparate besonders laut aufheulen. Volkswagen, Daimler und BMW fordern von der Bundesregierung Milliarden Euro unter dem Label  „Impulsprämie“ oder gar „Umweltprämie“ lautstark und penetrant eine Neuauflage der  „Abwrackprämie“  von 2009.

Von Paul Michel, Schwäbisch Hall

Ministerpräsidenten der  »Autoländer« als Claqueure

Dabei bekamen sie von bewährten Claqueuren Schützenhilfe. Bedauerlicherweise ließen sich auch diesmal die IG Metall und die Betriebsratsspitzen der Autokonzerne vor den Karren der Autokonzerne spannen. Selbstverständlich waren die Ministerpräsidenten der  »Autoländer«,  Stephan Weil aus Niedersachsen, Wilfried Kretschmann aus Baden-Württemberg und der Bayer Markus Söder mit dabei. Sie klopften zusammen mit den Autobossen auf den Busch. Nicole Hoffmeister-Kraut, die baden-württembergische Wirtschaftsministerin, erklärte, man müsse „breit fördern“. Das will heißen: Auch für Autos mit klassischen Benzin- oder Dieselmotoren solle es eine Kaufprämie geben.

„Kein Geld für Gestern“

Anders als 2009 gab und gibt es gegen solche Geschenke für die Autokonzerne diesmal vernehmbaren Widerstand. Der Autogipfel wurde flankiert von Protesten gegen eine neue Abwrackprämie. Zwischen Bundestag und Bundeskanzleramt demonstrierten AktivistInnen von Fridays for Future, Umweltgruppen sowie die Kampagnenorganisation Campact unter anderem mit Fahrradklingelkonzerten. „Kein Geld für Gestern“, hieß es auf Transparenten. Auch vor Fabriken großer Autohersteller in Stuttgart, München und Wolfsburg gab es Proteste. Einer repräsentativen Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey zufolge sind 61,8 Prozent der BürgerInnen gegen eine neue Abwrackprämie. Vielleicht lag es daran, dass die Bundesregierung die Entscheidung darüber auf Anfang Juni 2020 vertagt hat, ob es wie schon 2008/2009 staatliche Geldgeschenke für AutokäuferInnen geben wird.

Warum Geschenke für die Autoindustrie?

Warum aber soll „ausgerechnet“ die Autoindustrie üppig beschenkt werden? Dafür, dass sie bei „Dieselgate“ großflächig betrogen hat – mit falschen Abgaswerten, mit Preisabsprachen und Kartellbildung? Es vergeht doch kaum ein Tag, an dem die Staatsanwaltschaft nicht eine Hausdurchsuchung in einem der Unternehmen der Autoindustrie vornehmen muss. Fakt ist auch: Die deutsche Autoindustrie hat in den zurückliegenden Jahren horrende Profite eingefahren, und Milliarden an die Aktionäre ausgeschüttet. Sie verfügt noch über viele Milliarden Gewinnrücklagen. Als Beispiel sei hier nur Volkswagen genannt; der Konzern verfügt trotz Strafzahlungen von 30 Milliarden Euro für den gigantischen Dieselbetrug über sagenhafte Gewinnrücklagen von mehr als 100 Milliarden Euro (100.000.000.000 Euro). In diesem Zusammenhang wäre anzumerken, dass die Großaktionäre der Autokonzerne, die Milliardärsfamilien Porsche, Piëch, Quandt und Klatten, die Terrorstaaten Kuwait und Katar und solche windigen „Fonds“ wie BlackRock, in den letzten Jahren wohl Milliarden an Dividenden eingesteckt haben. Es wäre nur recht und billig, wenn sie nun, da die Läden nicht so rund laufen, „ihren“ Konzernen unter die Arme greifen würden.

Kurzarbeitergeld aus der Arbeitslosenversicherung

Schon jetzt kassiert die Autoindustrie Kurzarbeitergeld aus der Arbeitslosenversicherung in Höhe von etwa eine Milliarde Euro, obwohl die Produktionseinstellung nicht gesetzlich verordnet war. Die Produktion wurde ja heruntergefahren, weil die Konzerne Schwierigkeiten mit ihren Lieferketten hatten und weil die Leute schlicht keine Autos kaufen wollten.

Dreiste Autokonzerne

Wie dreist die Autokonzerne zu Werk gehen, zeigt sich daran, dass die Branche nicht einmal bereit ist, im Gegenzug zu staatlicher Hilfe auf die Ausschüttung von Dividenden an die Aktionäre zu verzichten. Dies wäre „sicher nicht der richtige Schritt“, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, im Deutschlandfunk. Und es bedarf schon eines ausgeprägten Selbstbewusstseins, wenn die Autobosse in Zeiten wo nicht einmal sie selbst bestreiten, dass der Klimawandel sich beschleunigt, sie Förderprämien für den Kauf von spritdurstigen Diesel-SUVs haben wollen. Das ist ungefähr so als würde die Krankenkasse einem schwer Lungenkranken ein Jahr lang täglich eine Packung Camel finanzieren, wenn er dafür keine Roth-Händle ohne Filter mehr raucht.

Kein Steuergeld für Spritschlucker, keine Vorfahrt für die Autolobby!

Dass die Autoindustrie dennoch eine Abwrackprämie verlangt, hängt wohl mit dem ausgeprägten Machtbewusstsein dieser Branche zusammen. Sie verfügt über eine der aggressivsten Lobbygruppen im Land. Dank Drehtüreffekten sind Seilschaftsverhältnisse zwischen Politik und Industrie nirgendwo enger als hier.

Kommunen brauchen dringend einen staatlichen Rettungsschirm

Tatsache ist: Es gibt eine ganze Menge von Gruppen, die staatliche Unterstützungsprogramme viel dringender benötigen als die Autoindustrie. Die Kommunen stellen sich durch die Corona-Krise auf erhebliche finanzielle Belastungen ein. Nach einer Schätzung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes könnte es 2020 Einbußen von 40 bis 60 Milliarden Euro geben. Die Kommunen brauchen dringend einen staatlichen Rettungsschirm. Das gleiche gilt für den ÖPNV. Private und kommunale Betriebe stecken in der Krise.

Vom Diesel- zum E-Bus

Im Unterschied zur Autoindustrie ist von deren Nöten kaum die Rede. Dabei sind auch bei ihnen in Folge von Corona die Fahrgastzahlen um 70 bis 90 Prozent gesunken. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann hält bundesweit Hilfen von insgesamt mindestens 15 Milliarden Euro extra zur Sicherung eines leistungsfähigen ÖPNV für nötig. Neben dringend benötigten Soforthilfen sei eine Ausbau- und Innovationsoffensive geboten. Auch der ÖPNV müsse erheblich modernisiert werden – vom Diesel- zum E-Bus bis hin zur digitalen Steuerung auf Straße und Schiene.

Keine Subventionen für die Autoindustrie

Umwelt und Verkehrsverbände, Lobbycontrol und Die LINKE sowie einige Gewerkschaften rufen dazu auf, der Autoindustrie keine Subventionen zu gewähren – das Geld wird in der sozialen Infrastruktur, im Gesundheitswesen und in wirklich gebeutelten Branchen dringend benötigt. Dennoch gibt es keinen Zweifel, dass die Autoindustrie in einer tiefen Krise ist. Dort arbeiten über 800.000 Menschen. Sie dürfen nicht die Leidtragenden der verantwortungslosen Renditejägerei der Autokonzerne sein.

Welche Antworten können wir als Linke auf diese komplizierte Gemengelage bieten?

„Dazu bald mehr im nächsten Artikel.“

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„Coronakrise als Lebensrisiko und als Politikhype – Schluss mit Lockdown und Panikmache“ – Kommentar von Hans A. Graef aus Schwäbisch Hall

Die Arbeit der Mediziner, Pflegekräfte und Gesundheitsverantwortlichen, nicht der Politiker ist zu loben. Angepasste Regeln und Schutzmaßnahmen bleiben Halbwahrheiten, Fakten und Panikmache. Es ist unmöglich, kritische Daten hier in Kürze zu erläutern.

Von Hans A. Graef, Politikwissenschaftler aus Schwäbisch Hall

Fragwürdige Statistiken

Viele Experten fordern Politik und Medien auf, das Zahlenspiel mit fragwürdigen Statistiken zu beenden. Diese sind Ursache für den Lockdown. Weshalb zieht man die Genesenen nicht „grafisch“ ab?

RKI-Risikoanalyse von 2013 ignoriert

Widersprüchlich einseitig sind die Entscheidungen der Politikelite, die Entschlossenheit zeigen wollen – nachdem Regierung und Bundestag lange die Warnungen ignorierten. 2013 wurden die Regierung Merkel und unsere Abgeordneten in einer RKI-Risikoanalyse über Gefahren einer weltweiten Ausbreitung einer Pandemie informiert. Ein Seuchenszenario: Eine „von Asien ausgehende Verbreitung eines Coronavirus“.

Diktatorische Züge

Das politische Vorgehen global hat diktatorische Züge, es ist bei uns nicht mehr legitim und erforderlich. Am 19. Oktober 2019 steht im Gutachten der Weltgesundheitsorganisation WHO, dass es bei Pandemien keine Hinweise auf Wirkungen durch Ausgangssperren, Social Distancing und Reiseverbote gibt. Der Epidemiologe Professor Ioannidis von der Stanford-Universität hat bis zum 6. April 2020 abgewartet, bis er in Studien anhand gemessener Ergebnisse (nicht Schätzungen) aus drei Ländern fand, dass Menschen unter 65 zwischen 0,3 und 1,8 Prozent aller Todesfälle ausmachen. Das absolute Todesrisiko von COVID-19 bei Menschen ab 80 Jahren lag bei uns bei 1 von 6.000.

Viele offene Fragen

Wer stellt Infektionen fest? Wer wird als infiziert gezählt? Wer starb mit, aber nicht durch Corona, sondern zu 80 Prozent mit Vorerkrankungen in höherem Alter? Obduktionen? Mediziner stellen inzwischen fest, dass die Convid-19-Epidemie nicht stärker ist als eine normale Grippe und weniger tödlich als die Influenza 2017/18, die zirka 25 000 Menschenleben forderte. Durch Verhungern sterben in der Armen Welt mehr Menschen.

Armut und Militärgewalt

Mindest- und Tagelöhner, Zeitarbeiter und kleine Selbständige sind Verlierer. Corona-Ursachen sind Armut und Militärgewalt, auch für schutzlose verelendete Flüchtlinge vor den Toren Europas. Dass auch bei uns die Zahl der Kranken und indirekt Bedrohten ansteigt, weiß Herr Kretschmann. Isolierte, Alte, Alleinerziehende, Depressive, Kinder, Kranke, deren Behandlung verschoben wurde – oder die aus Angst nicht zum Arzt gehen.

Globale Datenkrake Johns-Hopkins-Universität

Auf den Zusammenhang Wissenschaft – Wirtschaft – Politikelite – Medien will ich hinweisen. Daten der privatkapitalistischen Johns-Hopkins-Universität, eine globale Datenkrake, sind fragwürdig. Sie hat kommerzielle Interessen, die vom Big US-Money gesponsert wird. Am 18. Oktober 2019 organisierte das JHU-Center for Health Security in New York das Planspiel Event201 unter namhafter Beteiligung großer Player, wo „Ein von Tier auf Mensch übertragenes, neues und SARS-ähnliches aggressives Corona-Virus am Ende 65 Millionen Tote fordert“. Dabei die WHO und Bill Gates, auch Professor Wieler (RKI) und Professor Drosten werden gesponsert.

95 Prozent der abhängigen Wissenschaft wird von der Pharmaindustrie finanziert, die auf Corona-Börsengewinne spekuliert.

Weitere Informationen mit einer ausführlichen Dokumentation von Hans A. Graef gibt es unter folgenden Kontaktdaten:

Hans A. Graef, Politikwissenschaftler, Attac Schwäbisch Hall, Akademie der Weltmarktverlierer, Haalstraße 11/13, 74523 Schwäbisch Hall – Coronakrise als Lebensrisiko und als Politikhype – Schluss mit Lockdown und Panikmache

Telefon: 0049 1754167190

E-Mail: hans.a.graef@t-online.de

Internet: www.weltmarktverlierer-akademie.de (auch bei Facebook)

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„Jetzt reden wir“ – Flüchtlingsproteste auch 2020 hochaktuell

Zwei Jahre ist es her, dass der selbstbewusste Ruf „Jetzt reden wir!“ der Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle (LEA) Ellwangen durch die Republik hallte: Anlass war die am 9. Mai 2018 von Flüchtlingen selbstorganisierte Demonstration „Wir sind Flüchtlinge, keine Kriminellen.“

Nächtlicher Polizeiangriff

Sie richtete sich gegen eine bundesweite Diffamierungskampagne sowie den brutalen nächtlichen Polizeiangriff auf traumatisierte Menschen, die zuvor friedlich versucht hatten, die Abschiebung eines togolesischen Kollegen zu verhindern.

Alassa Mfouapon, einer der damaligen Verantwortlichen, sieht auch heute die dringende Notwendigkeit einer Protestwelle „Jetzt reden wir“

„Heute gibt es viele wichtige Gründe, erneut unter dieser Leitlinie zu demonstrieren: Die Klage gegen das Land Baden-Württemberg wegen des damaligen brutalen Polizeieinsatzes ist bis heute nicht behandelt.

Unschuldig im Gefängnis

– Viele Flüchtlinge haben bis heute keinen richtigen Aufenthaltstitel. Manche waren unschuldig im Gefängnis.

Menschenunwürdige Verhältnisse

– In der Corona Zeit sind menschenunwürdige Verhältnisse in der LEA und anderen Einrichtungen. Deshalb lohnt es sich, unter dem Motto ‚jetzt reden wir‘ den Kampf um die gemeinsamen Ziele fortzusetzen.“

Von Bundeswehr bewacht

– Bundesweit häufen sich in den letzten Wochen (Bremen, Leipzig, Halberstadt) berechtigte Proteste in zahlreichen Flüchtlingsunterkünften gegen den unverantwortlichen Umgang mit der Corona-Pandemie. Während allgemein Kontaktsperre gilt, ließ man in den Flüchtlingsunterkünften eine ungehemmte Ansteckung zu – in Ellwangen sind inzwischen über zwei Drittel der Flüchtlinge infiziert, die ganze Zeit eingesperrt – von Polizei und in Ellwangen sogar Bundeswehr bewacht. Das bezahlen die Flüchtlinge mit Dauer-Eingesperrtsein, Dauer-Angst, Dauer-Panik und Dauer-Verbot jeglicher Bewegungsfreiheit.

„Freundeskreis Alassa & friends“ gebildet

– Bezogen auf die bedeutende Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg beanstandet sein Rechtsanwalt Roland Meister: „Bis heute wurde in diesem Verfahren – an dem national und international großes Interesse besteht – noch kein Verhandlungstermin angesetzt. Das offensive Vorgehen auch auf juristischer Ebene trug bereits dazu bei, dass im Hinblick auf dieses Verfahren das Amtsgericht Ellwangen Strafverfahren gegen Flüchtlinge eingestellt bzw. ausgesetzt hat, weil es die Zulässigkeit von Razzien in Flüchtlingsunterkünften ohne richterlichen Beschluss bezweifelt.“ Ausgehend von Ellwangen 2018 hat sich eine bundesweite Bewegung „Freundeskreis Alassa & friends“ gebildet, die vielfältig Proteste und Prozesse koordiniert, öffentlich Stellung bezieht und nunmehr auffordert, am 9. Mai 2020 an möglichst vielen Orten bundesweit zu demonstrieren.

Alassa Mfouapon:Wir sind Flüchtlinge und keine Kriminellen

„Alle Sammellager sofort auflösen und evakuieren! Immer noch gilt: Wir sind Flüchtlinge und keine Kriminellen! Wir sind Flüchtlinge, wir sind auch Menschen und wir müssen leben!“

Freundeskreis Alassa & friends im Internet: change.org/alassa und change.org/evakuierung

Spendenkonto:

„Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Alassa“ oder „Moria“

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„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden sechster Teil

„Lang beschattete Täler“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden sechster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

VI Erkenntnis

… „Hat dich der Schlag getroffen?“, unterbrach Heiner Carls Gedanken, „oder brauchst du jetzt auf die Erzählungen von Paul hin, eher einen Beruhigungstee anstatt Bier?“, fragte er Carl, während er aufstand, dem mitgenommen wirkenden Freund das Bier abnahm, sich wieder hinsetzte, die Flaschen öffnete und mit den Worten: „Alkohol hilft vielleicht vorübergehend diese elende >Karinakrise< zu vergessen, aber hilft nicht unbedingt aus einer Krise hinaus!“ jedem sein Bier zuschob. Carl holte tief Luft und setzte zu einer Erklärung an: „Nein, da hilft kein Tee und kein Bier – weder dem Paul noch mir“, und als Heiner verständnislos von einem zum anderen blickte, erklärte Carl Eugen weiter: „Man muss nicht erst umständlich aus anderen Kontinenten hierher nach Europa geflohen sein, um Frauen das Leben schwer zu machen.“

Paula

Heiner, der nicht wusste auf was Carl hinauswollte, wandte sich erneut an Carl: „Mensch, jetzt sag mal was los ist, hat dich die Geschichte von Paul derart umgehauen, dass du jetzt so blass bist, wie ein Kätzle am Bauch? Und außerdem hast du doch gar keine Frau“ und setzte nach einer Weile grinsend nach, „oder doch, sag, wo hast du sie versteckt?“ Carl Eugen Friedner seufzte und atmete nochmals tief durch: „Also, es gibt eine Frau von der ich euch seither nie erzählt habe. Ich schäme mich wie Paul über mich selber, und ich möchte am liebsten alles vergessen, was mit ihr zusammenhängt – sie heißt Paula. Aber das Vergessen funktioniert nicht, weder in meinem Hirn noch in meinem Herzen, und seit es mir gesundheitlich wieder besser geht, erst recht nicht mehr. Es fühlt sich an, als müsste ich einen schweren Stein mit mir herumschleppen den ich nirgends ablegen kann.“ Heiner blickte den Freund ungläubig an, sein Leben war – seit er mit Thea verheiratet war – geordnet.

Wärme-Kraft-Kopplung in anmutiger Kocherstadt

Neben den laufenden Aufregungen und Unwägbarkeiten, welche die Gründungen, Erweiterungen und die Aufrechterhaltung der Energiefirmen über Jahrzehnte hinweg mit sich brachten, hätte er keinerlei zusätzliche persönliche Belastungen vertragen. Heiner Grün hatte vor mehr wie vierzig Jahren angefangen, in den örtlichen Presseorganen seiner Heimatstadt mit Schriften aufzuklären und informelle Busreisen zu organisieren. Heiner wollte damals unter anderem, dass man die gute Idee der Wärme-Kraft-Kopplung* zum Betreiben von sogenannten Blockheizkraftwerken*, die in der anmutigen Kocherstadt im Nachbarkreis, in einem dort entstehenden, neuen Wohnviertel eingebaut wurden, durch Besichtigungen gründlich kennenlernte. Heiner Grün fand es schon damals enorm wichtig, dass der Gesamtwirkungsgrad von eingesetzter Energie in Heizungsanlagen so hoch wie möglich lag. Und im Lauf der Zeit wurden verschiedenste Energiefirmen unter dem Dach seiner GEDEA* vereinigt.

Energiedschungel

Der Weg durch den wirtschaftlichen und politischen Energiedschungel war oft arg steinig, aber seine Frau Thea unterstützte ihn, fast ausnahmslos darin, sich immer wieder aufs Neue für die zukunftsweisende dezentrale Energieversorgung in bürgerschaftlicher Hand einzusetzen. Die Verkündung der EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen* gaben ihm jetzt, in seinem unerschütterlichen Bestreben und in seinen stets sorgfältig weiterentwickelten Energiewendegedanken, letztlich doch recht. Er wurde neuerdings sogar von der Agentur für erneuerbare Energien e.V.* zu einem Interview gebeten. Die Eröffnungen von Paul schlauchten Heiner und er hatte bereits genug von den Berichten der Beziehungsstrapazen des einen Freundes – er hatte ja Glück mit seiner Ehefrau gehabt – wollte jetzt der andere etwa auch noch den Bodensatz vergangener Intimitäten aufrühren?

Gemeiner Betrug

„So, und jetzt erzählst du uns von deiner Paula, dann versenken wir den schweren Stein und du bringst das wieder in Ordnung. So wie wir dich kennen, Carl, kann das Ganze doch gar nicht so schlimm sein“, versuchte Heiner Carl zu beruhigen. „Diesmal täuschst du dich Heiner“, erwiderte Carl und begann den Freunden von der langjährigen innigen Zuneigung zu seiner geliebten Paula zu erzählen und von dem gemeinen Betrug, den man an ihr verübte und an dessen Gelingen er als ihr Steuerberater und Rechtsanwalt damals sogar maßgeblich beteiligt war.

Verstrickt

„Paula Engel, Handwerksmeisterin und Künstlerin, wurde meine Mandantin, weil angesehene Bürger aus der Kreisstadt, alte Verbindungen aus meiner Schulzeit, denen ich mich damals, vor zwanzig Jahren, immer noch verbunden fühlte, auf ihr Erbe aus waren. Sie wähnte sich bei mir sicher, da ich vom Land kam und ein ehrbarer Hohenloher war, der anscheinend nichts mit den Brüdern* in der Stadt zu schaffen hatte. Paulas Erbe war ein wertvolles Baudenkmal mitten in der historischen Altstadt. Damals hat man mich in einer perfiden Intrige gegen sie ausgespielt. Es waren ein früher einflussreicher Landespolitiker, der heute nur noch als Gemeinderat fungiert sowie ein rühriger selbsternannter Bauhistoriker, den man zum Ende der Intrige mit einem kleinen Anwesen abgefunden hat, in die ganzen undurchschaubaren Machenschaften verstrickt. Im Zusammenspiel mit dem ortsansässigen Kreditinstitut wurde Paula Engel gezielt um ihr Erbe gebracht. Ein vermögender Onkel Paulas wurde irgendwann eingeweiht und versuchte als erfolgreicher Geschäftsmann einzugreifen. Er wollte damals retten, was noch zu retten war, aber dieser Onkel starb leider am Tag des vorgesehenen Vertragsschlusses.“ Carl Eugen Friedner ließ nichts aus, erzählte auch von der Drohung, die damals gegen ihn gemacht wurde, sollte er es wagen mit den Geschehnissen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Knapp dem Tod entgangen

Er legte vor Paul und Heiner ein umfassendes Geständnis ab und überwand sich auch von der mit Fleiß* misslungenen Gerichtsverhandlung zu erzählen, von seiner jahrelangen Feigheit, seinem Schweigen gegenüber Paula, seiner Erkenntnis, dass er mit ihr hätte reden sollen, ja müssen, und auch davon, dass er erst vorhin erfahren habe, dass sie vor drei Jahren nur knapp dem Tod durch einen Überfall entgangen sei. „Wieso hast du das erst jetzt erfahren?“, wollte Heiner wissen, der nach einer Weile als erster wieder das Wort ergriff. Er beugte sich in Richtung des Freundes vor, um dann eindringlich an Carl zu appellieren: „Carl! Vor Dir kann es einem aber auch grauen. Mensch, das musst du unbedingt wieder in Ordnung bringen!“ … Fortsetzung folgt.

Erläuterungen:

*Wärme-Kraft-Kopplung in Blockheizkraftwerken: https://de.wikipedia.org/wiki/Blockheizkraftwerk

*GEDEA: https://cdn.website- editor.net/f2e4bd5c50274b788f195797ce845591/files/uploaded/A%252BKompakt- Bericht%2520D%2520Stand%252031.12.2019-Internet.pdf

* EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen EERL/EU-Richtlinie: https://www.clearingstelle-eeg-kwkg.de/gesetz/4696

*Agentur für erneuerbare Energien e.V.: https://unendlich-viel-energie.de/

*Text zum Interview: https://cdn.website- editor.net/f2e4bd5c50274b788f195797ce845591/files/uploaded/ZzZ- Manuskript%2520Podcast-Querformat.pdf

*Brüder: Siehe Episode “Verrat“ aus „Irgendwo in Hohenlohe“: https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=19981

*mit Fleiß: Redewendung zu etwas, das mit voller Absicht unterlassen oder gemacht wurde.

Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter folgender E-Mail-Adresse:

b.haebich@web.de

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