In der Stadt Langenburg ist es nicht möglich, einen Vortrag über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der NS-Zeit zu halten. Seit fast zwei Jahren sind der Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske und der Journalist Ralf Garmatter auf der Suche nach einem Raum in Langenburg, um dort einen Vortrag zu diesem Thema halten zu können.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Warum wird Vortrag in Langenburg blockiert?
Was bewegt beispielsweise die Stadt Langenburg, die Evangelische Kirchengemeinde Langenburg und das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg dazu, einen solchen Vortrag zu blockieren? Ein schon geplanter Vortrag im November 2019 in Gerabronn wurde von der Evangelischen Kirchengemeinde Gerabronn und der Katholischen Kirchengemeinde Gerabronn fünf Tage vor der Veranstaltung abgesagt – ohne vorher mit den beiden Referenten gesprochen zu haben.
Wer blockiert in Langenburg?
In Lauenburg blockieren die Stadtverwaltung Langenburg, die Volkshochschule, das Stadtarchiv, die Evangelische Kirchengemeinde Langenburg, der Geschichtsverein, die Organisatoren des Philosophenkellers und das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg selbst. Auch den amtierenden Fürst Philipp hatte der Autor dieses Artikels wegen eines Raums für einen Vortrag mit Diskussion angefragt. Das Fürstenhaus hat schriftlich abgelehnt.
Hohenlohe-Zentralarchiv: Nutzungssperre für Akten, die jünger als 100 Jahre sind
Das Gesamt-Fürstenhaus Hohenlohe und das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg gewährten bisher keinen Einblick in die einschlägigen Akten und Dokumente des staatlichen Hohenlohe-Zentralarchivs. Zuständig ist das Land Baden-Württemberg, das sich auf eine Nutzungsvereinbarung mit dem Haus Hohenlohe eingelassen hat. Diese Vereinbarung beinhaltet, dass bei allen Archivalien, die jünger als 100 Jahre sind, die Nutzung durch das Gesamtfürstenhaus Hohenlohe verweigert werden kann. Das bedeutet im konkreten Fall: Dokumente über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg während der NS-Zeit blieben – trotz zahlreicher Nutzungsanfragen durch den Autor in den vergangenen Jahren – unter Verschluss. Bleibt zu hoffen, dass sich das für die historische Forschung bald ändert.
Kirchenarchiv Langenburg: Nutzung durch den Autor nicht genehmigt
Die Evangelische Kirchengemeinde Langenburg hat trotz zahlreicher Anfragen über mehrere Jahre hinweg die Nutzung des Kirchenarchivs Langenburg durch den Autor verweigert. So bleiben viele Dokumente über die Anfänge der NS-Zeit in Langenburg und die Arbeit des antisemitischen Stadtpfarrers und Langenburger Dekans Albert Borst ungenutzt.
Fürst Ernst II. und seine Tochter Prinzessin Alexandra
Zwei Artikel in dem Buch „Täter Helfer Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ aus dem Jahr 2018 beschäftigen sich mit Fürst Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg (1863-1950) und seine Tochter Prinzessin Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg (1901-1963). Herausgeber der bisher zehnbändigen Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ ist Dr. Wolfgang Proske. Die Artikel stützen sich ausschließlich auf schriftliche Dokumente. Die Artikel über Fürst Ernst II. und seine Tochter Prinzessin Alexandra bilden die Grundlage für den geplanten Vortrag in Langenburg.
Oberamt Gerabronn hatte die meisten NSDAP-Wähler in Württemberg
Das Oberamt Gerabronn (zu dem auch Langenburg gehörte) hatte etwa zwischen 1932 und 1934 bei Wahlen den höchsten Anteil an NSDAP-Stimmen in ganz Württemberg. Aktive Förderer der frühen Jahre in der Region waren neben anderen auch das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg sowie der Langenburger Dekan und Stadtpfarrer Albert Borst. Borst sagte 1933, dass es für ihn als Kirchenmann eine Freude sei, mit dem Langenburger NSDAP-Ortsgruppenleiter zusammenzuarbeiten. Endlich sei der demokratische Geist aus dem Kirchengemeinderat verschwunden. Albert Borst war Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre „Stahlhelm-Pfarrer“ und in diesem Amt für den ganzen Bereich Württemberg zuständig. Der Stahlhelm war eine große antisemitische und militaristische Vereinigung während der Weimarer Republik. Dem Stahlhelm gehörten auch viele ehemalige Soldaten des Ersten Weltkriegs an.
Langenburger Fürstenhaus an der Spitze eines Kolonialvereins
Fürst Ernst II. war in der Kaiserzeit um die Jahrhunderwende und danach an vorderster Stelle eines deutschen Kolonialvereins. Ernsts Vater war in den 1880er Jahren Gründungsvorsitzender dieses reichsweit agierenden Kolonialvereins gewesen. Fürst Ernst II. hat das Ende des Kaiserreichs 1918 nicht verwunden. Er schloss sich früh republikfeindlichen Grundbesitzervereinen und Adligenvereinen an.
Kontakte zu hohen Nazikreisen
Fürst Ernst II. war antisemitisch eingestellt und hatte insbesondere durch seinen Neffen aus Coburg und durch seine nahe Verwandtschaft zum deutschen Ex-Kaiser schon in den 1920er Jahren Zugang zu höchsten NSDAP-Kreisen. Prinz August Wilhelm (Auwi), der Kaisersohn, der sich am stärksten an die Nazis rangeschmissen hat, ist auf Initiative von Ernst II. Ende der 1940er Jahre auf dem Friedhof in Langenburg beerdigt worden. Sein Grab existiert noch heute.
Fürst Ernst II.: Hitler ist ein „Geschenk Gottes für das deutsche Volk“
Fürst Ernst II. hat bei einem evangelischen Bezirkskirchentag Mitte der 1930er Jahre in Weikersheim Adolf Hitler öffentlich als „ein Geschenk Gottes für das deutsche Volk“ bezeichnet. Mit der Antisemitin Cosima Wagner aus Bayreuth pflegte Fürst Ernst II. einen langjährigen Briefverkehr. Einen Teil dieser Briefe veröffentlichte Fürst Ernst II. im Jahr 1936 in einem Buch, das noch antiquarisch erhältlich ist.
Prinzessin Alexandra, NS-Kreisfrauenschaftsführerin
Seine Tochter, Prinzessin Alexandra, war von 1933 an NS-Kreisfrauenschaftsführerin im gesamten Oberamt Gerabronn und gleichzeitig Ortsfrauenschaftsführerin in Langenburg. Durch ihre Initiative sind viele Frauen der Region in die NS-Frauenschaft eingetreten. Bei den NS-Werbeveranstaltungen im gesamten Oberamt Gerabronn hat Prinzessin Alexandra oft selbst gesprochen.
Prinzessin Irma, BdM-Führerin
Ihre jüngere Schwester Prinzessin Irma zu Hohenlohe-Langenburg stand von Beginn der NS-Zeit an der Spitze des Bunds Deutscher Mädel (BdM) in Langenburg. Die NS-Mädchen- und NS-Frauenarbeit war fest in der Hand des Fürstenhauses Hohenlohe-Langenburg.
Erbprinz Gottfried wurde als Landrat abgesetzt
Erbprinz Gottfried zu Hohenlohe-Langenburg wurde von den Amerikanern nach deren Einmarsch im Altkreis Crailsheim zum ersten Landrat nach dem Zweiten Weltkrieg ernannt. Nach wenigen Wochen wurde er wieder abberufen als der Militärregierung in Crailsheim seine Aktivitäten während der NS-Zeit näher bekannt wurden.
Merkwürdige Rolle des Hohenloher Tagblatts
Die Lokalzeitung Hohenloher Tagblatt in Crailsheim spielt beim Themenkomplex „Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der Zeit des Nationalsozialismus“ eine merkwürdige Rolle. Obwohl der Lokalredaktion alle Informationen vorgelegt wurden, wurde über den abgesagten Vortrag in Gerabronn (dieser war am 26. November 2019 geplant gewesen) bis zum heutigen Tag nicht berichtet. Der Leserbrief unten (am 1. Januar 2020 an die Lokalredaktion Crailsheim des Hohenloher Tagblatts geschickt und dort auch nachweislich angekommen) wurde bis heute (2. Februar 2020) im Hohenloher Tagblatt (dem Monopolblatt im Altkreis Crailsheim) nicht veröffentlicht. Auf Nachfrage des Autors wurden von der Redaktionsleitung dafür keine Gründe genannt.
Jahrelange Blockadehaltung – Thema wird totgeschwiegen
Im Artikel des Hohenloher Tagblatts vom 1. Februar 2020 über den Vortrag von Rainer Höß in Langenburg wird mit keinem Wort erwähnt, dass während des Vortrags eine lebhafte Diskussion begonnen hatte, die aber vom Moderator mit großem Einsatz abgewürgt worden war. Es sollte offensichtlich nicht besprochen werden, welche Rolle das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg im lokalen und regionalen Geschehen während der NS-Zeit gespielt hat. Auch sollte in der Diskussion und Fragerunde nicht auf die Anmerkungen des Fragestellers aus Ilshofen eingegangen werden, warum der geplante Vortrag in Gerabronn über das Thema Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der NS-Zeit kurzfristig abgesagt worden war.
Auf Spekulationen angewiesen
Was gibt es zu verbergen, dass die Diskussion über dieses lokalgeschichtliche Thema so vehement unterbunden wird? Alle Interessierten sind bei der Beantwortung dieser Frage auf Spekulationen angewiesen. Als Lokaljournalist habe ich für solch eine jahrelange Blockadehaltung kein Verständnis.
Bisher nicht veröffentlichter Leserbrief von Ralf Garmatter (am 1. Januar 2020 an das Hohenloher Tagblatt geschickt):
„Vortrag über Nazis wurde leider kurzfristig abgesagt“
Leserbrief von Ralf Garmatter zum HT-Artikel „Vortrag über die Nazi-Zeit – Autoren befassen sich in Gerabronn mit Tätern“ vom 21. November 2019
Leider hat der im HT angekündigte Vortrag über NS-Belastete aus Langenburg und Crailsheim am 26. November 2019 im evangelischen Gemeindehaus Gerabronn nicht stattgefunden. Fünf Tage vor der Veranstaltung sagten Pfarrer Axel Seidel (Projektleiter der OffenBar Gerabronn), Pfarrer Simon Englert (Evangelische Gesamtkirchengemeinde Gerabronn) und der Gemeindereferent Nils Neudenberger von der katholischen Kirchengemeinde Gerabronn die Veranstaltung ab. Nicht an der Absage beteiligt war der Co-Veranstalter, der Verein „Ohne Rechtsaußen“.
Mit den Referenten, dem Sozialwissenschaftler Dr. Wolfgang Proske aus Gerstetten bei Heidenheim und mir, dem Kirchberger Journalisten Ralf Garmatter, hatte zuvor leider keiner der Kirchenvertreter gesprochen. Als Grund für die Absage nannten die beiden evangelischen Pfarrer und der katholische Gemeindereferent, dass „In den Vorgesprächen zu der gemeinsamen Veranstaltung und auf dem Weg zur Erstellung des Plakates mehrfach von den Verantwortlichen der evangelischen und katholischen Kirchen und der OffenBar klargestellt und dann vereinbart worden sei: Es dürfen in keiner schriftlichen/öffentlichen Werbung für die Veranstaltung die vollen Namen von mutmaßlichen „Tätern“ genannt werden.“
Wie bereits gesagt: Vor der Absage hat keiner der Kirchenvertreter jemals mit den Autoren gesprochen, geschweige denn derartige Vorgaben gemacht. Deshalb konnten wir Autoren von einer solchen Vereinbarung auch nichts wissen. Und: Warum soll in einer Pressemitteilung zu der Veranstaltung nicht geschrieben werden, dass es bei dem Vortrag um Fürst Ernst II. und seine Tochter Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg sowie den späteren Crailsheimer Landrat Werner Ansel geht? Was gibt es da 74 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur zu verheimlichen? Alle drei Personen sind schon vor vielen Jahren gestorben. Und ihre Biographien sind in dem 2018 erschienenen Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ nachzulesen.
Wegen der überraschenden Absage in Gerabronn sind wir, die Autoren Ralf Garmatter und Dr. Wolfgang Proske, wieder auf der Suche nach einem Raum in Langenburg, wo wir den Vortrag über das Thema „Das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg in der NS-Zeit“ halten können. Trotz zahlreicher Anfragen bei in Frage kommenden Veranstaltern in Langenburg war es uns in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht möglich, in dem Fürstenstädtchen Langenburg einen Raum für den Vortrag zu finden. Wir würden uns freuen, wenn sich das bald änderte.
Ein Artikel in Hohenlohe-ungefiltert vom 27. März 2019:
https://www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=24845
„Die Nazis geadelt“ – NS-Belastete aus dem Langenburger Fürstenhaus
Groß war vor Kurzem das Interesse an dem Vortrag „NS-Belastete aus dem Langenburger Fürstenhaus“. Über 80 Besucher kamen in das Forum in den Arkaden des Crailsheimer Rathauses.
Pressemitteilung des Referenten
„Täter, Helfer, Trittbrettfahrer…“
Der Journalist Ralf Garmatter berichtete über Fürst Ernst II. (1863-1950) und dessen Tochter Prinzessin Alexandra zu Hohenlohe-Langenburg (1901-1963). Grundlage des Vortrags waren zwei Artikel in dem 2018 erschienenen Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ (THT, Band 8). Veranstalter des Abends waren das Stadtarchiv Crailsheim und der Crailsheimer Historische Verein.
Keinen Raum in Langenburg
In ihren einführenden Reden berichteten Crailsheims Stadtarchivar Folker Förtsch und Wolfgang Proske, Herausgeber der THT-Buchreihe, von den Schwierigkeiten bei der Archivrecherche und beim Finden eines Veranstaltungsraums in Langenburg. Ralf Garmatter wurde konkreter: „In Langenburg, Gerabronn und beim Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein ist es trotz zahlreicher Versuche während der vergangenen Monate nicht gelungen, einen Raum für diesen Vortrag anzumieten.“ Gerne würde der Journalist seinen Vortrag in Langenburg halten.
Fürstenhaus Hohenlohe erschwerte Archivrecherche
Auch die Recherchen zu den zwei Biographien haben sich viel schwieriger gestaltet als zuvor gedacht. „Beim Hohenlohe-Zentralarchiv in Neuenstein durfte ich nur Akten einsehen, die älter als 100 Jahre waren“, erklärte Garmatter. Jüngere Akten blieben unter Verschluss, weil das Fürstenhaus Hohenlohe sein Veto eingelegt hatte. Das Findbuch – die Inhaltsangabe des Archivbestands – habe er einsehen dürfen, berichtet der Journalist. Dort fanden sich einige interessante Hinweise und Kontakte von Fürst Ernst II. und seiner Tochter Alexandra. Die Dokumente selbst blieben aber unter Verschluss. „Bei meinen Recherchen war ich vor allem auf Unterlagen aus anderen Archiven, Zeitungsartikel und auf einschlägige Literatur über das Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg angewiesen.“
Fürst Ernst II.: „Hitler ist ein Geschenk Gottes für das deutsche Volk“
Fürst Ernst II. war von 1913 bis zu seinem Tod 1950 Standesherr des Hauses Hohenlohe-Langenburg. Dazu gehörte auch die Position als Kirchenpatron der evangelischen Kirchengemeinde Langenburg. Zu Beginn seiner Regentschaft in Langenburg war Ernst 50 Jahre alt. „Völkisches und antidemokratisches Denken herrschte schon früh am Fürstenhof Hohenlohe-Langenburg“, berichtete der Referent. Fürst Ernst II. (1863-1950) war ein großer Anhänger Hindenburgs. In Adolf Hitler sah er ein „Geschenk Gottes“ für das deutsche Volk.
Prinzessinnen an der Spitze der NS-Frauenbewegung
Ernsts Tochter Alexandra (1901-1963) engagierte sich von der Fürstenfamilie am stärksten in den NS-Organisationen. Sie war Führerin der NS-Frauenschaft im Oberamt Gerabronn und Leiterin der NS-Frauenschaft in Langenburg. Alexandras jüngere Schwester Irma (1902-1986) stand in Langenburg an der Spitze des „Bund deutscher Mädel“ (BdM). Somit waren alle NS-Frauen- und Mädchenorganisationen fest in der Hand von Mitgliedern des Fürstenhauses.
Amerikaner setzten Erbprinz Gottfried als Landrat ab
Kronprinz Gottfried (1897-1960) haben die Amerikaner im Mai 1945 kurzzeitig als Landrat des Kreises Crailsheim eingesetzt. Schon nach wenigen Wochen setzten sie ihn aber ab, „vermutlich als seine politische Vorgeschichte stärker in den Blickpunkt rückte“, heißt es im Findbuch des Hohenlohe-Zentralarchivs Neuenstein. Mitglieder der NSDAP waren alle vier genannten Personen der Fürstenfamilie. Auch Fürstin Alexandra (1878-1942) war ab 1937 Mitglied der Nazi-Partei. Sie starb bereits 1942.
Dekan Borst – „Nationalsozialist und Leiter eines Kirchenbezirks“
Langenburgs evangelischer Dekan Albert Borst (1892-1941) nannte es in seinem Pfarrbericht von 1933 „bemerkenswert, dass das Fürstenhaus bei den Frauen- und Mädchenorganisationen die Führerinnen stellt, nicht ohne vor Übernahme des Amtes und nun in der Führung engste Fühlung mit mir zu haben“. Sich selbst bezeichnete Borst als „Nationalsozialist und Leiter eines Kirchenbezirks“. Borst lobte die gute Zusammenarbeit der örtlichen Kirchengemeinde mit dem NS-Ortsgruppenleiter in Langenburg.
„Für Rassepolitik, aber gegen Judenvernichtung“
Prinzessin Alexandra befürwortete nach eigenem Bekunden die Rassepolitik der Nazis, sprach sich nach eigenen Worten aber gegen die Judenvernichtung aus. Diese Aussage machte sie in ihrem Entnazifizierungsverfahren 1947. Dort gab sie an, von KZs in der Region und von der Verfolgung und Inhaftierung politisch Andersdenkender erstmals am Tag der Spruchkammerverhandlung gehört zu haben. Dabei hatte sie über Jahre hinweg persönlichen Kontakt zu Erich Gunzenhauser aus Atzenrod. Erich Gunzenhauser war Pächter des Gutshofs in Atzenrod, der dem Fürstenhaus Hohenlohe-Langenburg gehörte. Der Landwirt saß 1938 fünf Tage lang in Gestapo-Haft in Ellwangen, weil er bei der Volksabstimmung 1938 gegen Hitler gestimmt hatte.
Fürst Ernst II. erhielt „Weihnachtsamnestie“
Wegen ihres Engagements für die Nazis im Oberamt Gerabronn wurde Prinzessin Alexandra von der Militärregierung 27 Monate lang im Interniertenlager Ludwigsburg inhaftiert. Am 10. Dezember 1947 wurde sie aus der Haft entlassen. Formell wurde Alexandra zuerst als „Minderbelastete“ (Stufe 3 von 5) eingestuft, in einer Berufungsverhandlung als „Belastete“ (Stufe 2), später wurde sie einer Mitläuferin (Stufe 4) gleichgestellt. Allerdings blieben 20 Prozent ihres Vermögens eingezogen. Ihr Vater Fürst Ernst II. fiel wegen seines Alters und seines schlechten Gesundheitszustands unter die Weihnachtsamnestie und blieb straffrei. Beide starben in Langenburg und wurden auf dem dortigen Friedhof der Fürstenfamilie beerdigt. Ihre Gräber bestehen noch heute.
Buchempfehlung:
Weitere Informationen über das Buch „Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“ gibt es auf folgender Internetseite:
http://www.ns-belastete.de/band_8.html
Das Buch kann unter folgender ISBN-Nummer im Buchhandel bestellt werden:
„Täter, Helfer, Trittbrettfahrer – NS-Belastete aus dem Norden des heutigen Baden-Württemberg“, herausgegeben von Wolfgang Proske, Kugelbergverlag Gerstetten, 441 Seiten, Preis 19,99 Euro, ISBN 978-3945893098