Ende des Jahres sollen die neuen Sendemasten in Betrieb gehen, die das bundesweite digitale Funknetz für Polizei und Rettungsdienste (BOS) mit aufbauen. In der Bevölkerung wächst der Unmut über die zunehmende Strahlenbelastung.
Von Hartmut Volk aus Rot am See-Beimbach
Tetra-Funkturm in der Nähe des Kirchberger Schulzentrums und Kindergartens
„Wir sind durch die bisherige Mobilfunkstrahlung schon genug belastet“, meint Werner Schüpf von der Bürgerinitiative gegen Mobilfunk in Kirchberg. In der gepulsten hochfrequenten Strahlung der Tetra-Technik für den digitalen BOS-Funk sieht er einen massiven Angriff auf die menschliche Gesundheit, insbesondere die der Kinder. „Der neue Mast im Hochholz ist keine 700 Meter vom Schulzentrum und dem Windshöhe-Kindergarten entfernt“, berichtet der pensionierte Lehrer. Das hält er zusammen mit vielen besorgten Eltern für „hochgradig unverantwortlich“, da Kinder durch die Mikrowellenstrahlung weitaus gefährdeter seien als Erwachsene.
Hohe Funkstrahlungswerte auf dem Schulhof in Rot am See
Sein Mitstreiter aus Rot am See, Werner Kloss, wollte es genau wissen: Mit einem geprüften Hochfrequenz-Messgerät hat er auf dem Schulhof in Rot am See die Funkstrahlung gemessen, die die Mobilfunk-Sendeanlage auf dem etwa 500 Meter entfernten Lagerhausturm abgibt. Bis zu 2000 Mikrowatt pro Quadratmeter zeigte das Gerät an einem normalen Schulvormittag an.
Blut-Hirnschranke öffnet sich bei zu starker Funkstrahlung
Für Ulrike Hölzel, die Vorsitzende der Gaildorfer Bürgerinitiative „Risiko Mobilfunk“ e. V. sind das alarmierende Werte. „Ab 500 Mikrowatt öffnet sich die Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn vor toxischen Stoffen schützt“, zitiert sie aus einer der vielen medizinischen Studien, die die biologischen Effekte der Strahlung belegen. Sie ist auch Vorstandsmitglied der „Bürgerwelle“, des Dachverbandes der Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk, und organisiert gemeinsam mit der Grünen-Kreisrätin Beate Braun in Schwäbisch Hall Mahnwachen gegen die Inbetriebnahme der Tetra-Funkmasten.
Mobikfunkgegner befürchten mehr Krebserkrankungen
Die Mobilfunkgegner befürchten, dass durch die geplante flächendeckende Strahlungsaktivität der neuen Sendetürme, die dann rund um die Uhr in Betrieb sind und jedes bisherige Funkloch erreichen, lebensbedrohliche Erkrankungen wie Krebs und Leukämie in der Bevölkerung zunehmen werden. Weil die gesundheitlichen Risiken der Hochfrequenztechnologie von den Behörden stets heruntergespielt würden, so Schüpf, haben die Bürgerinitiativen Kirchberg, Rot am See, Schrozberg, Gaildorf und Schwäbisch Hall nun eine gemeinsame Informationsveranstaltung mit Erfahrungs- und Expertenberichten organisiert: Die Risiken des Tetrafunks erläutert der ehemalige Funktechniker Ulrich Weiner, der heute als Elektrosensibler nur noch in Funklöchern leben kann. Über die Konsequenzen des Mobilfunk-Konsums speziell bei Kindern spricht die Umweltärztin Barbara Dohmen. Sie ist Mitbegründerin des „Freiburger Appells“, in dem 1200 praktizierende Ärzte vor den Gesundheitsschäden durch Funkstrahlung warnen. Einen Erfahrungsbericht über die Krebshäufigkeit neben Sendeanlagen wird der Rektor a. D. Hans Schmelzer geben.
Informationsabend am Sonntag, 26. September 2010 in Kirchberg/Jagst
Die Veranstaltung war eigentlich als Podiumsdiskussion geplant, bei der auch Befürworter der neuen Technik zu Wort kommen sollten. „Von amtlicher Seite konnten wir jedoch leider keinen Referenten gewinnen“, bedauern die Veranstalter. Der Info-Abend am Sonntag, 26. September 2010 beginnt um 18 Uhr in der neuen Festhalle in Kirchberg/Jagst.