Zunächst ganz offiziell: Alpha Press stellt sein Erscheinen ein. Vielleicht überrascht es den einen oder die andere (…), weil es diesmal von Seiten der Redaktion keinen „Rettungsruf“ an die LeserInnenschaft gab. Aber nachdem wir bereits zwei mal dem Teufel von der Schaufel gesprungen waren, sahen wir diesmal keine Aussicht auf Erfolg mehr. In den beiden vorausgegangenen Hilferufen haben wir das in Schwäbisch Hall vorhandene Potential an potentiellen RetterInnen ausgeschöpft. Aber es hat halt nicht gereicht…
Von Paul Michel, Redaktion Alpha Press
Es fehlte letztlich an Artikeln
Für einige von uns in der Redaktion kam das Ende nicht so überraschend. Schon bei der Erstellung der letzten Hefte war eine gewisse Mühsamkeit in der Artikelerstellung nicht zu übersehen. Und die Sommerpause gab uns den Rest. Es gab kaum Rückmeldungen auf Artikelanfragen, vereinbarte Termine verstrichen, ohne dass etwas geschah. Das setzte die Existenzfrage auf die Tagesordnung. Und die ist nun entschieden worden.
Die Gründe
Was sind die Gründe für das Ende von Alpha Press? Es ist weder ein starker Rückgang in der Auflage noch eine finanzielle Notlage. Finanziell stand es bei uns zwar nie besonders gut. Aber hier haben wir in letzter Zeit unser Anzeigenwesen wieder einigermaßen auf die Reihe gebracht, so dass hier eher eine Stabilisierung zu verzeichnen war. Auch das Layout war nicht unser großes Problem. Dank des technischen Fortschritts (Layoutprogramme) war in den letzten Jahren die Produktion des Heftes erheblich unproblematischer als in etwas fernerer Vergangenheit. Für unsere Schwierigkeiten gibt es eine Ursache: Es fehlt uns an Leuten, die willens sind, Artikel für das Heft zu schreiben. Hier gab es schon seit Jahren bei uns eine Mangelwirtschaft. Einzelne Individuen haben durch Mehrarbeit diesen Mangel auszugleichen versucht. Aber das geht nur eine bestimmte Zeit gut. Irgendwann muss man/frau Bilanz ziehen und sagen: Hop oder Top. Und das ist jetzt geschehen.
Gefälligkeitsjournalismus des Haller Tagblatts
Zumindest ich bin nach wie vor der Meinung, dass es in Schwäbisch Hall nach wie vor nötig und möglich ist, ein Medium der Gegeninformation erfolgreich zu betreiben. Nach wie vor betreibt das Monopolblatt „Haller Tagblatt“ einen Gefälligkeitsjournalismus zugunsten derer, die über Geld und Einfluss in der Stadt verfügen. Deswegen wird vom „Haller Tagblatt“ über einige Dinge entweder gar nicht, oder wenn überhaupt, dann so berichtet, dass kein wichtiger Einflussträger in der Stadt daran Anstoß nimmt. Dabei mangelt es in Schwäbisch Hall nicht an Sauereien, über die zu berichten wäre. Und es gibt genügend Menschen, die bereit sind, uns Informationen über diese Sauereien zugänglich zu machen. Was fehlt sind die Leute, die diese Informationen abfragen und in Texte fassen.
Schreibende erheblich angreifbarer als der Dampfplauderer
Fehlt es nun in der Stadt an Leuten, die des Schreibens mächtig wären? Ja und Nein. Schreiben ist bekanntlich eine Tätigkeit, die Spuren hinterlässt. Im Unterschied zum gesprochenen Wort lässt sich ein geschriebener Text zwei oder fünfmal auf Plausibilität oder Gehalt prüfen. Deshalb macht sich der/die Schreibende erheblich angreifbarer als der Dampfplauderer, dessen Wort eine minimale Halbwertzeit hat. Was beim ersten Eindruck brilliant rüber kommt, kann sich bei näherer Betrachtung schon mal als ziemlich oberflächlich und hohl erweisen und dem Schreiber nicht Lob und Anerkennung, sondern Häme einbringen. Das wirkt sicherlich abschreckend.
Gruppenübergreifende Zusammenarbeit ist notwendig
In Schwäbisch Hall und Umgebung gibt es genügend Leute, die imstande wären, Artikel, wie sie für Alpha Press passen würden, zu schreiben. Hinderlich wirkt hier allerdings ein schräger Mix aus Frustration und Lethargie, politischer Kleingärtnerei, persönlichen Ressentiments und fehlender Bereitschaft, mit anderen Meinungen im produktiven Streit zu kooperieren. Das ist nicht neu und ist leider in vielen Bereichen der Politik zu bemerken. Die politische Szene in Schwäbisch Hall zeichnet sich dadurch aus, dass es relativ wenig gruppenübergreifende Kooperation gibt, obwohl der Kreis der potentiellen Akteure in der Kleinstadt wahrlich überschaubar ist. Ein Projekt wie Alpha Press ist aber ohne solch eine gruppenübergreifende Zusammenarbeit auf Dauer nicht haltbar. Wir hatten in der Vergangenheit oft diesbezügliche Appelle in die Welt gesetzt – ohne Erfolg.
Mangelnder Zustrom kritischer Artikel
Abschließend sei noch auf ein mögliches Erklärungsmuster für das Ende von Alpha Press eingegangen: Eine Zeitung die in gedruckter Form erscheint, ist in Zeiten des Internet einfach mega-out. Das reißt niemand vom Hocker. Dieses Argument – so plausibel es klingen mag – ist falsch. Denn auch die Web-Seite „Hohenlohe ungefiltert“, das andere Medium der Gegeninformation in der Region, klagt über mangelnden Zustrom von kritischen Artikeln. Und bei Radio StHörfunk sucht mensch seit einiger Zeit vergebens nach Beiträgen mit politischem Gehalt. Da gab es in der Gründerphase zwar viele dementsprechende Willensbekundungen. Übrig geblieben ist mittlerweile rein gar nichts mehr. Dafür mag es auch wieder Erklärungen geben. Aber es ist nicht das Medium an sich.
Was nun?
Wir empfehlen allen Leuten, die bisher Artikel zu Alpha Press beigetragen haben, in Zukunft diese Artikel für „Hohenlohe ungefiltert“ zu schreiben. Einige aus der bisherigen Alpha Press Redaktion werden es so tun. Wenn es möglich ist, werden wir auch weiter uns treffen, um der völligen Individualisierung entgegenzuwirken. Wir werden uns, so ähnlich wie bisher, treffen, um zu besprechen, welches Thema einen Artikel wert wäre und wer vielleicht für einen Artikel gewonnen werden könnte. Nur eben würden die Artikel nicht mehr in Alpha Press, sondern in „Hohenlohe ungefiltert“ erscheinen. Über Rückmeldungen von Leuten, die da mitziehen wollen, würden wir uns freuen.
Weitere Informationen zu Alpha Press im Internet:
http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/art5722,783363
Schade das dieses Medium der Gegeninformation nun nach über 40 Jahre eingestellt wird. Was das Haller Tagblatt von dem Alpha Press hält konnte man ja in dem Artikel welcher in der Zeitung erschien nachlesen.
Tja – so ist das wenn sich das Klientel des alphas, dem Zeitgeist anschließt und sich in`s Mittelalter verabschiedet. Hier scheint nichts mehr zu holen zu sein, nichtmal irgendwelche Solidaritäten, irgendwo auf dieser Welt. So wie U.Priol schon sagte: Man muß froh sein nicht noch die Pest an den Hals zu kriegen. Das Schiff sinkt – die Musik spielt…
Sicher ist es schade, dass das alpha press weg ist. es war eine der letzten klassischen linken stadtzeitungen.
man muss aber auch sehen, dass es nicht mehr in die zeit passt, z.B. so ein ja legal erscheinndes magazin mit anonymen artikeln zu versehen. dies ist – ausser in zu begründenden ausnahmen) nicht angebracht. nicht zuletzt war das layout etwas 80er jahre oldschool und riss niemanden vom hocker, wirklich.
alpha – ruhe in (un)frieden!
Hey, die Artikel warn aber mal wirklich doof. Das war „ich schreib mir mal den frust von der Seele“ und nicht wirklich interessant. Für diese Schreibtherapie auch noch bezahlen? Da les ich lieber HoLuFi. Kann man sich wenisgtens bei amüsieren.