Großes Aufsehen erregte die Aktion von Stuttgart 21-Gegnern am Samstag, 5. März 2011, in Schwäbisch Hall. Etwa 150 Menschen zogen, angeführt von der Trommelgruppe „Samba Salina“ vom Haller Bahnhof über die Mauerstraße, Henkersbrücke und Schwatzbühlgasse zum Sparkassenplatz. Mit dabei war auch ein rollendes Infomobil (handgezogen).
Von Paul Michel vom Schwäbisch Haller Bündnis gegen Stuttgart 21
Geld nicht sinnlos für Immobilienprojekt Stuttgart 21 verbuddeln
Das während des Zugs verteilte Material kam bei den PassantInnen dem Vernehmen nach gut an. Am Endpunkt des Zuges, oberhalb der Stadtbücherei, trug zunächst die Schalmeienkapelle Schwäbisch Hall ihre zeitgenössische Version der „Schwäbschen Eisenbahn“ vor und wurde dafür mit großem Beifall bedacht. Die eigentliche Schlusskundgebung begann entsprechend der fünften Jahreszeit mit einer Büttenrede, für die Herrmann Stribel in die Rolle des Stefan Mappus schlüpfte. Darauf folgten zwei „ernsthafte“ inhaltliche Beiträge von Peter Aichelin (VCD) und Christian Kümmerer vom örtlichen Bündnis gegen Stuttgart 21. In beiden Beiträgen wurde deutlich gemacht, dass das Geld, das sinnlos für das Immobilienprojekt Stuttgart 21 verbuddelt wird, hier auf dem flachen Lande dringend benötigt würde, um marode Bahnhöfe zu sanieren, vorsintflutliches Wagenmaterial zu erneuern und die Taktzahl der Verbindungen zu verbessern.
Oberbürgermeister Pelgrim ließ sich entschuldigen
Die Parkschützer hatten den Veranstaltern zu diesem Zweck einen symbolischen Scheck in Höhe von 110 Millionen Euro zukommen lassen. Ulrich Fröhner als Überbringer des Schecks erklärte, die 110 Millionen entsprächen in etwa dem Beitrag, der für die Verbesserung der Bahninfrastruktur in der Region Schwäbisch Hall frei würde, wenn Stuttgart 21 nicht gebaut würde. Der Schwäbisch Haller Oberbrügermeister Hermann-Josef Pelgrim war von den Veranstaltern eingeladen worden, an Ort und Stelle den Scheck entgegenzunehmen. Er ließ sich allerdings an diesem Samstag entschuldigen. Er habe just an diesem Samstag einen wichtigen Termin in Stuttgart, ließ er die Veranstalter wissen.
Haller Tagblatt unterschlägt Informationen
Insgesamt wurde die Aktion von VeranstalterInnen und Beteiligten als organisatorisch und inhaltlich gelungen bewertet. Es wurde auf teils humorvolle, teils sachliche Art und Weise dargestellt, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen dem milliardenschweren Prestigeprojekt in Stuttgart und dem erbärmlichen Zustand der Bahninfrastruktur in der Region gibt. Eigentlich sollte das ein wichtiges Thema für die Lokalpresse sein, sollte man/frau meinen. Aber das „Haller Tagblatt“ tickt anders. Obwohl es von den VeranstalterInnen ausdrücklich zu der Aktion eingeladen worden war, wurde am 5. März weder ein Journalist noch ein Fotograf des „Haller Tagblatts“ gesichtet. Wer dann am Montag oder Dienstag im Haller Monopolblatt nach einen Bericht über die Aktion suchte, tat das vergebens. Nachfragen bei der Redaktion ergaben, dass die Nichtberichterstattung keineswegs einem Fehler oder einem Versehen geschuldet war. Die Redaktion habe beschlossen, so hieß es, über das Thema Stuttgart 21 nicht zu berichten, solange es dazu „nichts Neues“ gibt. Ehrlicher und zutreffender wäre es gewesen, zu sagen, dass zumindest bis zur Wahl vom „Haller Tagblatt“ alle Informationen unterschlagen werden sollen, die dem Fortbestehen des herrschenden Machtkartells abträglich sein könnten.
Parteilichkeitsjournalismus zugunsten derer mit Geld und Macht
Damit führt das „Haller Tagblatt“ offenbar auch unter der neuen Chefredakteurin den unter Rainer Hocher praktizierten Parteilichkeitsjournalismus zugunsten derer mit Geld und Macht fort. Dem Grundsatz einer ausgewogenen Berichterstattung spricht eine solch manipulative Bevormundung der LeserInnenschaft Hohn. Zu wünschen wäre, dass die LeserInnen sich das nicht gefallen lassen und in den nächsten Tagen das Telefon bei der Redaktion des Haller Tagblatts heiß läuft.