Nur zwei Verlage aus Hohenlohe waren vom 12. bis 15. März 2009 mit ihren Produkten auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Eine Stellwand mit rund zwei Metern Breite hatte der Hörbuchverlag „Steinbach sprechende Bücher“ aus Schwäbisch Hall in Halle 3 des neuen Leipziger Messezentrums belegt. Vom Verlag Alexander Krebs aus Krautheim/Jagst war unter Naturwissenschaften bei den Kleinverlagen in Halle 4 nur ein Buch ausgestellt. Einen Verlagsmitarbeiter suchte man vergebens.
Von Ralf Garmatter, Freier Journalist, von der Buchmesse 2009 in Leipzig
Der Veranstalter der Leipziger Buchmesse, die Leipziger Messe GmbH, verkündete am Sonntagabend (15. März 2009) ein „hervorragendes Ergebnis“ der viertägigen Veranstaltung (12. bis 15. März 2009). 147000 Besucher (2008: 129000) seien während der vier Messetage auf das Messegelände gekommen. Das entspreche einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 14 Prozent. Auf 65000 Quadratmeter konnten sich die Besucher einen Überblick zu den Neuerscheinungen von 2135 Ausstellern aus 38 Ländern verschaffen. Rund 2900 Journalisten aus 23 Ländern (2008: 2700 aus 21 Ländern) berichteten über den internationalen Branchentreff von Autoren, Verlagen, Fachbesuchern und dem lesefreudigen Publikum im Leipziger Frühjahr. „Die Leipziger Buchmesse 2009 hat ihre zwei wichtigsten Aufgaben erfüllt: Sie hat der Buchbranche Impulse gegeben, und sie hat gezeigt, dass die Gesellschaft das Buch braucht – zur Zeit mehr denn je“, sagte Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Leipziger Messe GmbH nach dem letzten Messetag.
Hörbücher über Lebensfragen und bewegende Geschichten
Peter Bosnic, kaufmännerischer Leiter des Verlags Steinbach sprechende Bücher hatte bis zum späten Samstagnachmittag (14. März 2009), nach fast drei Messetagen, allerdings den perönlichen Eindruck, dass bei den Hörbüchern ein geringerer Andrang herrschte als im Vorjahr. Nach Angaben des Schwäbisch Haller Unternehmens bietet der Verlag aktuell über 350 Titel an. „Die Schwerpunkte des Programms liegen dabei auf zeitgenössischer und klassischer Belletristik; inhaltlich stehen Lebensfragen und Geschichten im Mittelpunkt, die Menschen auch langfristig bewegen.“ Zu den Stammautoren zählen beispielsweise Rafik Schami, François Lelord, Arne Dahl, Paulo Coelho, Sergio Bambaren, Anselm Grün, Khaled Hosseini und andere mehr.
Erich Schumm aus Murrhardt erfand Esbit und bahnte den Weg für Hörbücher
Laut Peter Bosnic ist Steinbach sprechende Bücher der älteste Hörbuchverlag Deutschlands. Vor 31 Jahren ist er als Schumms sprechende Bücher von dem Tüftler und Unternehmer Erich Schumm aus Murrhardt gegründet worden, der auch das Esbit erfunden hat. Die Idee für „vorgelesene Bücher“ hat Schumm aus den USA mitgebracht, wo Hörbücher damals schon einen gewissen Stellenwert auf dem Medienmarkt hatten. „Unterm Birnbaum“ von Theodor Fontane sei das erste Hörbuch im Verlag Schumm gewesen – damals noch auf Cassette, , erzählt Bosnic am Buchmessestand. In Deutschland habe es jedoch ziemlich lange gedauert, bis Hörbücher einen größeren Käuferkreis gefunden hätten. „Der Boom hat vor etwa zehn bis zwölf Jahren angefangen“, so Bosnic weiter. Pro Jahr gebe es derzeit in Deutschland rund 2000 neue Hörbücher zu kaufen. Mit einem Jahresumsatz von 180 Millionen Euro mache das Hörbuchsegment trotzdem nur rund fünf Prozent des gesamten Buchhandelsvolumens aus.
Ältester Hörbuchverlag Deutschlands residiert heute in Schwäbisch Hall
Zurück zur Firmengeschichte: 1995 kaufte Johanna Steinbach-Grobst den Verlag und gab ihm seinen heutigen Namen. Sie hatte bereits beim Vorgängerverlag „Schumms sprechende Bücher gearbeitet. Der Verlagssitz wurde nach Schwäbisch Hall verlegt. Nach Angaben des kaufmännischen Leiters Bosnic liegt Steinbach sprechende Bücher (acht Mitarbeiter) mit drei Millionen Euro Jahresumsatz beim Ranking von rund 600 Verlagen derzeit auf Platz zwölf in Deutschland. 14 Neuerscheinungen hat der Verlag in Leipzig vorgestellt. Eine davon ist die CD mit Stücken von und über Kurt Tucholsky mit dem Titel „Panter, Tiger & Co.: Die Satire darf alles!“ Dabei handelt es sich um eine ungekürzte Lesung von 66 Minuten Länge mit Jürgen von der Lippe als Sprecher.
Peter Bosnic absolvierte in Leipzig 31 Gesprächstermine
Besonders erfolgreich sind derzeit die preiswerten „Taschenhörbücher“ des Verlags mit etwas reduzierter Aufmachung. Während der vier Leipziger Messetage waren Bosnic und seine beiden Kollegen voll eingespannt. Alleine der kaufmännische Leiter hatte 31 Gesprächstermine zu absolvieren. „Ich habe hier viele Lizenzgespräche geführt“, berichtet er. „Das ist eine richtige Arbeitsmesse. Ich habe den Trubel aber ganz gerne“, meint er.
Starker Preiskampf auf dem Hörbuchmarkt
Auf dem Hörbuchmarkt herrsche derzeit ein starker Konkurrenz- und Preiskampf, erklärt Bosnic: „Der Markt konsolidiert sich.“ Viele Verlage hätten schon aufgehört, die übrig gebliebenen verkleinerten ihre Programme. In seiner Firma habe es nach Jahren mit prozentual zweistelligem Wachstum im Jahr 2008 ein Umsatzminus von zehn Prozent gegeben.
Endkundeninteresse ist größer als in Frankfurt
Die Leipziger Buchmesse schätzt Bosnic als eine tolle Veranstaltung, bei der es weniger hektisch zugehe als auf der stärker international ausgerichteten Frankfurter Buchmesse im Herbst. „Das Endkundeninteresse hier in Leipzig ist viel größer als in Frankfurt“, sagt Bosnic. „Die Leute wissen hier oft sehr gut über Literatur bescheid. Ich glaube das hängt auch etwas mit der hohen Lesekultur in der ehemaligen DDR zusammen.“
Verlag Alexander Krebs aus Krautheim war nur mit einem Buch vertreten
Trotz intensiver Suche konnte der Krautheimer Verlagschef Dr. Dr. rer. nat.
Alexander Krebs – zumindest an den ersten drei Messetagen – nicht persönlich am Stand in Halle 4 bei den Kleinverlagen angetroffen werden. Dort stand allerdings das von ihm und Christoph Krebs herausgegebene Buch „Der Photonenspin – eine Naturkonstante? – Messung des Photonenspins an energiearmen Photonen von Radiowellen“ (ISBN-Nummer: 978-3-00-026287-6). Gedruckt wurde das 62 Seiten starke Buch von der WfB (Werkstätte für Behinderte) in Krautheim. In dem physikalischen Fachbuch sind auch Darstellungen von Versuchsmessungen, Formeln und Berechnungen enthalten. Untersucht wurde unter anderem „die Strahlung von Satellitenantennen und ihr Einfluss auf die Lagedynamik von Satelliten“. Kein Buch also für die breite Masse, sondern für einen kleinen Kreis von Physikexperten.