Einen Leserbrief zu den neuen Arbeitsmarktzahlen der Südwestpresse, Ausgabe vom 4. Januar 2012, hat Hans-Joachim Feuchter aus Schrozberg-Bovenzenweiler geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Leserbrief unten in voller Länge.
Von Hans-Joachim Feuchter, Schrozberg-Bovenzenweiler
Nur die halbe Wahrheit sagen, ist auch gelogen
Politiker lügen weit seltener als der Volksmund so annimmt. Viel häufiger kommt es jedoch vor, dass Politiker nur die halbe Wahrheit sagen oder gar Entscheidendes weglassen. Letztlich ist das aber auch gelogen. Ein grandioses Beispiel hierfür sind die neuen Arbeitsmarktzahlen, die einen Beschäftigungsrekord in Deutschland vermelden: 41,5 Millionen Menschen sind in Arbeit.
Nur mehr Menschen, die weniger arbeiten
Doch dieser Rekord – zur Zeit von der Bundesregierung wie eine Monstranz vor sich hergetragen – ist eben nur die halbe Wahrheit. Es gibt nämlich kein Mehr an entlohnter Arbeit, sondern nur mehr Menschen, die weniger arbeiten. Das zeigt sich, wenn man auf die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden schaut, die jedermann im Statistischen Jahrbuch des dazugehörigen Bundesamtes nachlesen kann. Danach sind im Jahr 2000 insgesamt 57,7 Milliarden Arbeitsstunden geleistet worden. 2010 waren es dann 57,4 Milliarden. Die Arbeitsmenge ist in diesem Zeitraum also nicht gestiegen, sondern geschrumpft – aber aufgeteilt in mehr Stellen.
8,4 Millionen Menschen gelten als unterbeschäftigt
Von der Ursache für diesen Sachverhalt hört man jetzt eher wenig bis gar nichts, denn zugenommen hat vor allem die Teilzeit- und Leiharbeit. Vom Statistischen Bundesamt kann man dann auch erfahren, dass trotz des tollen Rekords bei uns zur Zeit 8,4 Millionen Menschen als unterbeschäftigt gelten. In dieser Zahl sind zunächst 2,9 Millionen Arbeitslose enthalten, aber auch 1,2 Millionen so genannte stille Reserve, also Menschen, die sich nicht arbeitslos melden, aber gerne arbeiten würden. Und last not least sind 2,2 Millionen Menschen dabei, die ihre Teilzeit gerne aufstocken würden. Gravierend aber sind vor allem jene 2,1 Millionen Vollbeschäftigte, die ebenfalls gerne mehr arbeiten würden. Das heißt ganz schlicht, dass sie trotz Volljob zu wenig verdienen, um zufriedenstellend über die Runden kommen zu können. Vor allem mit den beiden letzten Gruppen produzieren wir bereits heute die Altersarmut von morgen und zusätzliche Hartz IV-Empfänger. Denn wenn das Geld schon jetzt nicht reicht, tut die Rente das erst recht nicht. Die Kosten des Rekords auf dem Arbeitsmarkt dürfen also unsere Kinder bezahlen.
Das wäre jetzt die ganze Wahrheit, weniger ist eigentlich gelogen.
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Link zum Artikel der Südwestpresse Ulm: