„Bundespräsident Wulff tritt heute (Mittwoch) vor die Fernsehkamera“ – ARD, ZDF und Deutschlandradio übertragen das Interview zeitgleich um 20.15 Uhr

In einem Interview mit ARD und ZDF will sich Bundespräsident Christian Wulff heute Abend (Mittwoch, 4. Januar 2012, um 20.15 Uhr) zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äußern. Tagesschau extra bringt bereits ab 18.25 Uhr Auszüge des Interviews mit Wulff http://www.tagesschau.de/multimedia/livestreams/index.html.

Informationen von den Internetseiten des Deutschlandradios, der ARD, des ZDF, des Deutschen Journalistenverbands (DJV) und der dju (verdi)

Merkel: Fragen umfassend beantworten

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geht davon aus, dass das Staatsoberhaupt auch zu seinen Telefonaten mit Verantwortlichen des Springer-Verlags etwas sagen wird. Ein Regierungssprecher sagte, Merkel habe volles Vertrauen, dass der Bundespräsident auch weiterhin alle anstehenden Fragen umfassend beantworten werde. Er wies zugleich darauf hin, „jeder in der Politik“ wisse, dass ein hohes Amt es mit sich bringen könne, erhöhter Aufmerksamkeit ausgesetzt zu sein.

Der Deutschlandfunk überträgt das etwa 20-minütige Interview mit Christian Wulff ab 20.15 Uhr live.

http://www.dradio.de/aktuell/1644027/

Informationen der ARD:

Übertragung des etwa 20-minütigen Interviews um 20.15 Uhr.

http://www.tagesschau.de/inland/wulff708.html

Informationen des ZDF:

Übertragung des etwa 20-minütigen Interviews im ZDF-Spezial um 20.15 Uhr

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/13/0,3672,8440365,00.html?dr=1

So stellt sich Wulff den Fragen von ARD und ZDF (nach Informationen des ZDF auf seiner Internetseite):

Die Details zum Interview:

Wie kam das Interview mit Christian Wulff zustande?

Das ZDF-Hauptstadtstudio hat vor Weihnachten eine reguläre Interview-Anfrage an die Sprecher des Bundespräsidenten gestellt. Nach Weihnachten wurde diese Anfrage noch einmal erneuert. Heute meldete sich das Präsidialamt und beschied die Interviewanfrage positiv, bat aber um ein gemeinsames Interview von ARD und ZDF.

Warum gibt der Präsident nur ARD und ZDF ein Interview?

Diese Entscheidung liegt beim Bundespräsidenten. Die Gründe kennt das ZDF nicht.

Wie genau läuft das Interview ab?

Es handelt sich um ein ganz klassisches Fernseh-Format. Die Sendung heißt schlicht „ZDF spezial: Das Interview mit Bundespräsident Wulff“ und wird in einem Fernseh-Studio aufgezeichnet. Es gibt einen Interviewgast, Bundespräsident Christian Wulff, und zwei Interviewer, ZDF-Hauptstadtstudiochefin Bettina Schausten und Ulrich Deppendorf, Leiter des ARD-Hauptstadtstudios.

Hat das Präsidialamt Einfluss auf die Fragen?

Nein! Es gibt keinerlei inhaltliche Absprachen und keine Beschränkungen der Fragen.

Warum wird das Interview aufgezeichnet und nicht live gesendet?

Das ist bei unseren Interviewformaten (z.B. Was nun…?) häufig so. Auf diese Weise haben wir auch die Möglichkeit, gegebenenfalls die Länge im Hinblick auf unseren Programmablauf am Abend anzupassen. Es gibt keine nachträgliche Veränderungsmöglichkeit durch den Gesprächsgast.

Wann werden welche Inhalte aus dem Interview veröffentlicht?

Um 18 Uhr, so die Bitte des Bundespräsidialamtes, können Agenturjournalisten sich das Interview ansehen und daraus zitieren. Das Video wird zu diesem Zeitpunkt auch an andere Medien gegeben. Auszüge sind dann bis zu einer Länge von maximal drei Minuten freigegeben, das komplette Interview erst nach der Ausstrahlung bei ARD und ZDF. Diese läuft ab 20.15 Uhr auf beiden Sendern. Natürlich werden heute.de und die heute-Sendung um 19 Uhr schon vor dieser Ausstrahlung über das Gespräch mit Auszügen berichten.

Weitere Informationen der ARD zum Interview mit Christian Wulff:

Einzelheiten zum Interview mit Bundespräsident Wulff

Warum die Sperrfrist verändert wurde

Nach langem Schweigen will Bundespräsident Christian Wulff abermals zu den Vorwürfen Stellung nehmen – allerdings nicht in einer öffentlichen Pressekonferenz. Vielmehr entschied Wulff, sich in einem Interview den Fragen von Ulrich Deppendorf (ARD) und Bettina Schausten (ZDF) zu stellen.

Ursprünglich war vorgesehen, dass das gesamte Gespräch um 19.00 Uhr veröffentlicht werden darf – für die ARD zunächst auf tagesschau.de. Um 20.15 Uhr sollte das Interview dann zeitgleich im Ersten und im ZDF ausgestrahlt werden. Auf Initative des Bundespräsidialamtes wurde diese Sperrfrist im Nachhinein verändert, um andere Medienvertreter nicht zu benachteiligen: Ab 18 Uhr können nun Agenturjournalisten das Interview ansehen und daraus zitieren. Die Aufzeichnung wird zu diesem Zeitpunkt auch an andere Medien gegeben, die dann bis zu drei Minuten Material aus dem Gespräch verwenden dürfen.

Das Erste sendet Auszügen aus dem Interview in einer Tagesschau-Extraausgabe um 18.25 Uhr, um 19 Uhr folgt eine Extraausgabe der Tagesthemen im Livestream von tagesschau.de und auf EinsExtra –  dort werden die Aussagen des Bundespräsidenten eingeordnet. Um 20.15 Uhr schließlich überträgt das Erste das Gespräch in voller Länge. Erst dann ist auch das komplette Interview freigegeben. Eine inhaltliche Absprache der Fragen fand nicht statt. Für den Gesprächsgast gibt es keine Möglichkeit, das Interview nachträglich zu verändern.

Journalistenverband kritisiert Exklusivinterview:

Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte das exklusive Interview von ARD und ZDF. Von der Einflussnahme Wulffs auf die Berichterstattung sei nach jetzigem Kenntnisstand ausschließlich die Tagespresse betroffen gewesen, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken – der Präsident solle sich den Fragen aller Journalisten der Hauptstadtmedien stellen. Nur so könne er glaubhaft den Dissens zwischen seinen öffentlichen Bekenntnissen zur Pressefreiheit und seinen Interventionen gegen unliebsame Berichterstattung aufklären, sagte Konken weiter.

Auch die RTL-Mediengruppe, die ProSiebenSat.1-Gruppe und der Nachrichtensender N24 wandten sich in einer gemeinsamen Protestnote beim Bundespräsidialamt „gegen diese Ungleichbehandlung“. Die Grundlagen des dualen Fernsehsystems verpflichteten auch private Rundfunkstationen zu einer umfassenden politischen Berichterstattung. „Diesem Informationsauftrag können wir durch Ihre heutige Entscheidung nicht gerecht werden“, hieß es.

Der stellvertretende Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio, Rainald Becker, sagte in der Tagesschau, es bestehe durchaus die Gefahr, dass sich Wulff den Missmut anderer Medien zuziehe. Dies sei aber eine Entscheidung des Bundespräsidenten und seiner Berater. „Und er will keine weitere Erklärung abgeben“, sagte Becker weiter.

Zum Thema Bundespräsident – DJV erwartet klare Aussagen

Der Deutsche Journalisten-Verband hat seine Erwartung bekräftigt, dass Bundespräsident Christian Wulff am heutigen Mittwoch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ausräumt, Einflussnahme auf die Berichterstattung von Medien versucht zu haben. Dass sich der Bundespräsident heute äußern wolle, sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Als kritikwürdig bezeichnete es der DJV-Vorsitzende aber, dass sich Wulff nur den Fragen von ARD und ZDF in einem gemeinsamen Interview stellen wolle. „Von der Einflussnahme Wulffs auf die Berichterstattung war nach jetzigem Kenntnisstand ausschließlich die Tagespresse betroffen“, sagte Konken. „Der Präsident sollte sich den Fragen aller Journalistinnen und Journalisten der Hauptstadtmedien stellen.“ Nur so könne er glaubhaft den Dissens zwischen seinen öffentlichen Bekenntnissen zur Pressefreiheit und seinen Interventionen gegen unliebsame Berichterstattung aufklären.

Nach Informationen des DJV wird sich Bundespräsident Christian Wulff am Nachmittag in einem gemeinsamen Interview von ARD und ZDF Fragen zu seinen Anrufen bei kritischen Medien stellen. Das Gespräch soll auf beiden Sendern am Abend ausgestrahlt werden.

Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DJV:

Hendrik Zörner, bei Rückfragen: Tel. 030/72 62 79 20, Fax 030/726 27 92 13

Internet: http://www.djv.de/SingleNews.20+M5b8aa285595.0.html

dju in der Gewerkschaft verdi: Auch Politik den Ansprüchen an Pressefreiheit verpflichtet (2. Januar 2012)

Aus gegebenem Anlass mahnt die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di für das neue Jahr einen demokratischen und den Ansprüchen an Pressefreiheit und Aufklärung angemessenen und verpflichteten Umgang vor allem der Politik mit Medien und Journalisten an. „Wer in der Öffentlichkeit steht, einen öffentlichen gesellschaftlichen Auftrag hat und dem Gemeinwohl verpflichtet ist, muss auch das Interesse der Öffentlichkeit an seinem Verhalten akzeptieren. Auch der Bundespräsident muss sich selbstverständlich kritische Berichterstattung gefallen lassen“, betonte Ulrich Janßen, dju-Vorsitzender. Dazu gehöre auch das Ertragen von Recherche und Berichterstattung ohne jede Einflussnahme sowie eine eigenständige und vollständige korrekte Information der Öffentlichkeit.

„Es ist folgerichtig Aufgabe von Journalisten, auch bei Amtsträgern wie dem Bundespräsidenten, genau hinzugucken, nachzuhaken und Ungereimtheiten offen zu legen“, sagte Janßen, und weiter: „Der Respekt vor dem hohen Amt des Bundespräsidenten gebietet es geradezu, den Amtsinhaber kritisch zu begleiten.“ Die dju werde auch im neuen Jahr keine Verletzung dieser Prinzipien und keine Beeinträchtigung der Arbeitsmöglichkeiten ihrer Kolleginnen und Kollegen aller Medien hinnehmen, sondern im Gegenteil auch weiterhin allen den Rücken stärken, die sich dagegen zur Wehr setzen. „Wir müssen uns gegen alle Versuche wehren, Journalisten an ihrer Aufgabe zu hindern. Berühmtheit oder Prominenz dürfen dabei keine Rolle spielen“, betonte der dju-Vorsitzende.

Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di

Bundesgeschäftsführung, Cornelia Haß

Telefon: 030 69 56-23 22

Fax: 030 69 56-36 57

E-Mail: cornelia.hass@verdi.de

Internet: http://dju.verdi.de

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