Einen Fragenkatalog mit 19 Fragen zum Thema Jugendhilfe hat der Grünen-Kreistagsfraktionsvorsitzende Hans-Joachim Feuchter an den Schwäbisch Haller Landrat Gerhard Bauer geschrieben.
Vom Grünen-Kreistagsfraktionsvorsitzenden Hans-Joachim Feuchter
Sehr geehrter Herr Landrat,
in regelmäßigen Abständen geraten Bereiche der Jugendhilfe in die öffentliche Diskussion – zum Teil im Zusammenhang mit tragischen Ereignissen – zuletzt verbunden mit dem Tod eines Mädchens in einer Pflegefamilie (Fall Chantal). Darauf beziehen sich unter anderem meine Fragen teilweise.
Wir verkennen dabei nicht, dass Pflegeeltern einen verantwortungsvollen Job machen und wichtige Hilfen sind. Die allermeisten machen auch eine gute Arbeit. Die öffentliche Wahrnehmung orientiert sich jedoch stark an Fällen, die problematisch sind und verlangt von den staatlichen Behörden zurecht wirksame Strategien, um solche Problemfälle zu verhindern. In diese Erwartungen sind die zuständigen Gremien (u.a. auch der Kreistag) natürlich eingebunden.
Herrn Haag habe ich die Anfrage am Rande der letzten Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses bereits angekündigt.
Thema Pflegefamilien
1. Wie viele Kinder leben im Landkreis zur Zeit in Pflegefamilien und wie viele Pflegefamilien gibt es im Landkreis? Wie haben sich die entsprechenden Zahlen in den letzten Jahren verändert? Gibt es einen Trend?
2. Wie verhält sich die Zahl der Kinder in Pflegefamilien zur Unterbringung in Heimen?
3. Welche Kriterien müssen Pflegeeltern erfüllen, die Kinder betreuen sollen, die nicht mehr bei den Eltern leben können? Gibt es da verbindliche Standards?
4. Welche Kontrollstrategien von Amtswegen sind eingerichtet, damit es nicht zu Problemen bei der Betreuung von Pflegekindern kommen kann?
5. Gilt im Landkreis auch das Prinzip der milieunahen Unterbringung für Pflegekinder wie teilweise anderswo? Wie sieht das dann in der Praxis aus?
Thema Arbeit des Jugendamtes
6. Gibt es ein Meldesystem gegenüber dem Jugendamt bei relevanten Berufsgruppen (z.B. Ärzten, Lehrern ..), um Kinder in Problemlagen zu identifizieren?
7. Welche Träger sind für das Jugendamt im Bereich der Jugendhilfe tätig? In welchem Verhältnis stehen auf diese Weise ´outgesourcete´ Fälle zur originären Betreuung durch das Jugendamt?
8. Wie wird die Arbeit der Träger im Bereich der Jugendhilfe bewertet und geprüft? Auf welcher Basis erfolgen solche Bewertungen/Prüfungen?
9. Wie häufig sind Hilfen zur Erziehung (Zahlen und Beispiele) und wer erhält welche nach welchen Kriterien?
10. Wie häufig gehen Anzeigen beim Jugendamt ein, die sich auf Verstöße gegen den Kinderschutz beziehen?
11. Gibt es Erkenntnisse über besondere Risikogruppen (z.B. Drogen, psychische Erkrankungen..) und Risikomilieus im Landkreis und wenn ja, wie wird darauf reagiert?
12. Gibt es Risikowohngebiete im Landkreis und wenn ja, wie wird darauf reagiert?
13. Gibt es besonders belastete Brennpunktschulen im Landkreis und gibt es hierfür besondere präventiv wirksame Angebote oder besondere zielgruppenspezifische Hilfsangebote durch das Jugendamt?
14. Für welche Problemlagen gibt es noch Handlungsbedarf und welche Strategien sind hierfür eventuell vorgesehen?
15. Für wie viele Fälle ist ein Mitarbeiter des Jugendamts im Landkreis zuständig?
16. Immer wieder ist die Einschätzung zu hören, Jugendämter seien mit der Aufgabe Kinderschutz überfordert. Ich gehe davon aus, dass die Landkreisverwaltung diese Einschätzung nicht teilt. Welche Gründe sind hierfür aus Ihrer Sicht maßgebend?
Thema Polizei und Justiz
17. Gibt es einen Abgleich entsprechender Daten zu Verstößen gegen den Kinder- und Jugendschutz mit der Polizei? Wie ist generell die Zusammenarbeit mit der Polizei beim Kinderschutz?
18. Wie oft werden Kinder aus der Herkunftsfamilie nach richterlichem Beschluss (also i.d.R. gegen den Willen der Eltern) herausgenommen?
19. Wie oft werden Anträge zur Herausnahme von Kindern aus ihrer Herkunftsfamilie von Amts wegen gestellt, aber von den Gerichten abgelehnt?
Vielen Dank für Ihre Mühe
Mit freundlichen Grüßen
gez. Hans-Joachim Feuchter
Fraktion Grüne/Ödp im Kreistag Schwäbisch Hall, Bovenzenweiler 6, 74575 Schrozberg
Telefon: 07939-8025
Weitere Informationen zum Todesfall der elfjährigen Chantal in Hamburg:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,811806,00.html
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,812683,00.html