Einen Offenen Brief zum Thema Bürgerbus/ÖPNV hat Grünen-Kreisrat Hans-Joachim Feuchter an den Schwäbisch Haller Landrat Gerhard Bauer geschrieben.
Von Hans-Joachim Feuchter, Fraktionsvorsitzender Die Grünen/ÖDP im Kreistag Schwäbisch Hall
Sehr geehrter Herr Landrat,
die finanzielle Problematik des ÖPNV im Landkreis beschäftigt natürlich auch die Kreistagsfraktionen. Bei den damit verbundenen Überlegungen sind wir wieder auf einen alte Idee gestoßen, die inzwischen in vielen Bundesländern, Landkreisen und Gemeinden erfolgreich praktiziert wird: den Bürgerbus. In den Unterlagen zur kommenden Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses haben Sie das Thema zudem kurz angedeutet.
Kleinbusse mit bis zu acht Sitzplätzen
Bürgerbusse werden meistens auf konzessionierten Linien eingesetzt, wenn der dortige öffentliche Verkehr überhaupt nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, nicht mehr vertretbar ist oder wenn die infrage kommenden Bereiche sehr nachfrageschwach sind. Eingesetzt werden dabei Kleinbusse mit bis zu acht Sitzplätzen, deren Anschaffung und Betrieb finanziell gefördert und die von ehrenamtlichen Fahrern gelenkt werden. Träger ist in der Regel ein bürgerschaftlicher Verein, der auch die Fahrer stellt, den Fahrplan sowie den Fahrereinsatz organisiert. Es fahren also Bürger für Bürger.
Pauschaler Fahrpreis
Es gibt beim Bürgerbus zwar eine feste Route, aber keine festen Haltestellen, sondern es wird nach dem Prinzip „Wink & Fahr“ gefahren. Die Fahrpreise sind günstig, häufig nicht an der Entfernung orientiert, sondern wer einsteigt, bezahlt einen pauschalen Fahrpreis (zum Beispiel: 1 Euro).
Mobilität älterer Menschen zu akzeptablen Bedingungen gewährleisten
Bürgerbusse können auf diese Weise, die Mobilität älterer Menschen zu akzeptablen Bedingungen gewährleisten. In einer immer älter werdenden Gesellschaft und einem Flächenlandkreis ist dies besonders wichtig. Neben einer denkbaren günstigen Wirkung für – zum Beispiel – den Einzelhandel sind umweltschonende Effekte (z.B. Verringerung MIV und Abgasreduktion) ansetzbar. Es gibt sogar Gemeinden, in denen der Bürgerbus-Fahrschein bei einem Einkauf oder ähnliches rückvergütet wird.
Erstes Testgebiet: Nördlicher Altkreis Crailsheim
Vor diesem Hintergrund möchten wir Sie bitten diese Idee genauer zu prüfen und in die anstehenden Beratungen mit einzubringen. Wir stellen uns den nördlichen Altkreis Crailsheim als erstes Testgebiet vor. Dort gibt es solche Linien, die statt vom regulären ÖPNV von einem Bürgerbus gefahren werden könnten. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie daher bitten erheben zu lassen, welche Linien und Fahrten mit diesem Konzept ersetzbar wären und uns/den Kreistagsgremien eine Zusammenstellung zukommen zu lassen. Ein Beispiel wurde uns von Bürgern aus Reubach genannt: die L 55, die von Brettheim nach Crailsheim fährt, weitere Beispiel könnten sich aus der Änderungsliste (Wünsche der Gemeinden) zum neuen Tauberbahnkonzept ergeben. Ich bin aber sicher, dass wir genügend Strecken finden (zum Beispiel die Linie von Schrozberg nach Rothenburg, die inzwischen deutlich weniger nachgefragt wird als früher), die für den Bürgerbus in Frage kommen.
Gerne engagieren wir uns auch persönlich in dem Bereich des Bürgerbusses. Eine direkte Information bei Bürgerbusbetreibern wäre ebenfalls hilfreich.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Feuchter
Weitere Informationen und Kontakt:
Hans-Joachim Feuchter, Fraktionsvorsitzender Die Grünen/ÖDP im Kreistag Schwäbisch Hall, Bovenzenweiler 6, 74575 Schrozberg
Telefon: 07939-8025
Fax: 07939-8027
Internet: http://gruene-sha.de/kreistag/
Das nenne ich mal eine charmante Idee, besonders gut finde ich den Ansatz, dass man Mobilität für alle Bürger/innen ermöglichen will. Unabhängig von Geldbeutel und Alter und dabei sogar noch einigermaßen umweltfreundlich. Im Grunde sollte man in einer so auf Moblität ausgerichteten Gesellschaft eine Art „Grundrecht auf Mobilität“ anerkennen um möglichst allen Menschen möglichst weitreichende Partizipation zu ermöglichen.
Vor einigen Jahren las ich einen Artikel von einem Mobilitätsforscher der genau dieses Konzept mit Kleinbussen propagierte. Es ging in dem Beitrag aber mehr darum dem täglichen Verkehrskollaps auf den Autobahnen in der Umgebung von Ballungsgebieten zu vermeiden. Es wurde aber sehr deutlich, dass sich mit der Kleinbusidee eine bessere Taktung unterschiedlicher öffentlicher Verkehrsmittel ermöglicht wird, die wiederum eine wesentliche Verkürzung der Reisezeit mit sich brachte.
Freilich bin ich mir auch im Klaren dass dieses Konzept in unserer Gesellschaft, die geprägt ist von Individualismus („mein Haus, mein Auto, mein….“), wohl zunächst einen schweren Stand haben wird.
Schwierig fände ich es allerdings wenn man mit der Bürgerbusidee in Konkurrenz zu bestehenden Tauberbahnstrecke treten wöllte.
Mich würde die Veröffentlichung der Antwort von unserem Landrat zu diesem Thema sehr interessieren.