„Autonome Nationalisten, Übernahme linker Styles und andere Entwicklungen der süddeutschen Neonaziszene“ lautet der Titel einer gemeinsamen Veranstaltung von KOMMA und VVN-BdA Esslingen. Diese findet am Dienstag, 26. Juni 2012, im KOMMA, Maille 5-9 in 73728 Esslingen statt. Dazu sind auch alle interessierten Lehrerinnen und Lehrer, Schüler, Pädagogen und Kulturschaffende eingeladen.
Von Thomas Trüten, VVN-BdA Esslingen
Neonazis treten in der Öffentlichkeit stärker in Erscheinung
Neonazistische Strukturen sind auch in unserer Region präsent, arbeiten aktiv und treten zunehmend an die Öffentlichkeit. Sie sind eine Bedrohung und Gefahr für alle Demokraten, Migranten, Menschen mit Handicaps, „anderer“ sexueller Orientierung, Gewerkschafter – kurzum, für eine bunte, vielfältige Welt. Besonders junge Menschen sind Zielgruppe organisierter Neonazis, die mit „angesagtem Lifestyle“ und rechter Musik über die Gefühls- und kuturelle Ebene Einfluss nehmen wollen. Wir wollen nicht tatenlos zusehen und uns zusammen mit der breiten Öffentlichkeit informieren und gemeinsam agieren.
Gespräch mit dem Referenten
Der Referent Robert Andreasch ist eine Koryphäe auf diesem Gebiet und wir freuen uns auf einen informativen, spannenden Abend. Es besteht die Möglichkeit eines Gesprächs mit dem Referenten. Bildjournalisten bitten wir wegen etwaigen Fotos um vorige Rücksprache mit der Moderation.
Weitere Informationen und Kontakt:
Kreisvorstand VVN-BdA Esslingen http://esslingen.vvn-bda.de/ „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Nazis schrecken auch vor Mord nicht zurück
Entwicklungen der süddeutschen Neonaziszene – auch unsere Region ist betroffen. Mit den Verbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) wurde schlagartig bundesweit bekannt, was Kennern der Szene schon lange klar ist: Nazis vertreten nicht nur verbal eine menschenverachtende rassistische Ideologie sondern schrecken auch vor körperlicher Gewalt bis hin zu Mord an Menschen nicht zurück.
Unrühmliche Rolle der Geheimdienste
Geheimdienste und andere staatliche Behörden spielen bei den Verbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) eine unrühmliche Rolle, was Vertrauen in staatliche Institutionen in sehr kritischem Licht sehen lässt. Auch in unserer Region gibt es organisierte Nazistrukturen, die mit Aufklebern und „Steckbriefen“ von Linken, Gewerkschaftern und anderen Aktivisten im Internet nationalistische Hetze betreiben, bedrohen, einzuschüchtern versuchen.
Überfall in Winterbach – Gartenhaus angezündet
Ein grausamer Höhepunkt rechter Übergriffe hier: Im April 2010 überfielen Neonazis brutal Migranten auf ihrem Gartengrundstück in Winterbach und zündeten das Gartenhaus an, in das sich die Verfolgten in Panik flüchteten. Nur mit viel Glück kamen sie mit dem Leben davon. Am Osterwochenende versuchten Neonazis ihr reaktionäres Gedankengut auch in Esslingen auf die Straße zu tragen. Dies konnte nur durch breiten Protest, der unter anderem von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA), dem Deutschen Gewerkschaftsbund und dem Bündnis „Courage gegen Rechtsextremismus“ organisiert wurde, verhindert werden.
Was sind Ursachen dieser Entwicklungen, wie können Gegenmaßnahmen aussehen?
Müssen und dürfen wir da nur zusehen? Die VVN-BdA und KOMMA Jugend und Kultur bieten mit einer Veranstaltung die Möglichkeit, sich zu informieren und mit zu diskutieren. „Mit Robert Andreasch haben wir einen ausgesprochenen Kenner der Szene gewinnen können, über dieses Thema zu referieren“, so Thomas Trüten, Sprecher der VVN-BdA Esslingen. „Wir werden vieles über Neo- und Altnazi-Strukturen in Süddeutschland hören und was er als Journalist und bei Veranstaltungen und Aufmärschen der rechten Szene erfährt“, so Jörg Freitag vom KOMMA Jugend und Kultur.
Wie ist die Neonaziszene in Süddeutschland aufgebaut ?
Die vielen Organisationen und Gruppen der extremen Rechten werden von Robert Andreasch dargestellt mit dem Schwerpunkt süddeutscher Kameradschaften und der Arbeit des NPD-Landesverbands Baden-Württemberg. Wie wird versucht, noch mehr SympathisantInnen zu gewinnen? Welche Themen werden von ihnen und anderen Neonazis aufgegriffen? Er zeigt Bilder der Szene jenseits bekannter Klischees von dumpfen Skinheads und erklärt die vielfältigen Stile und Erscheinungsformen, in denen die süddeutsche extreme Rechte mittlerweile auftritt. Rassismus, antisemitische Hetze, Homophobie und andere Ressentiments der Neonazis enden dabei letztendlich immer in Gewalt. Wie sozialwissenschaftliche Studien zeigen, sind diese Ideologien jedoch kein „Randphänomen“ sondern zunehmend in der ganzen Gesellschaft zu finden.
Soziologe, Buchautor und Journalist
Robert Andreasch ist Soziologe, Buchautor und Journalist. Sein Arbeitsgebiet ist seit vielen Jahren die Neonaziszene Süddeutschlands. Zahlreiche Medien im In- und Ausland veröffentlichen seine Recherchen und Beiträge, auch die Bundeszentrale für politische Bildung, der baden- württembergische Landtag und das bayerische „Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus“.
Kurzinfo:
Eine Veranstaltung der VVN-BdA Kreis Esslingen und KOMMA Jugend und Kultur am Dienstag 26. Juni 2012, um 19 Uhr im KOMMA, Maille 5-9, Esslingen: „Autonome Nationalisten, Übernahme linker Styles und andere Entwicklungen der süddeutschen Neonaziszene. VVN-BdA Kreis Esslingen KOMMA Jugend und Kultur, Thomas Trüten und Jörg Freitag.
Weitere Informationen und Kontakt:
http://www.esslingen.vvn-bda.de/