„Gemeinschaftsschulen und Inklusion sind mangels praktischer Beispiele noch wenig greifbar“ – Kultusministerin Warminski-Leitheußer (SPD) in Schwäbisch Hall

Bei ihrem Besuch in der Region Schwäbisch Hall/Hohenlohe, besuchte die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD), am Freitag, 20. Juli 2012, auch die Sonnenhofschule und das Schulzentrum West in Schwäbisch Hall. Zusammen mit Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim, Erster Bürgermeisterin Bettina Wilhelm, dem Landtagsabgeordneten Nikolaos Sakellariou (SPD), den Leitern des Sonnenhofs, Pfarrer Rudolf Schmid und Heinz Schüle sowie der Leiterin der Sonnenhofschule, Doris Karabanov, diskutierte die Ministerin die Bestrebungen des Landes zum Thema Inklusion.

Von der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall

Inklusion bereits seit drei Jahren an der Grundschule in Sulzdorf

Die Landesregierung drückt aufs Tempo um Artikel 24 der UN-Konvention über Rechte von Menschen mit Behinderung im Schulbereich umzusetzen. Dieser sieht vor, dass Eltern behinderter Kinder ein Wahlrecht eingeräumt wird, ob ihr Kind eine Sonderschule oder eine inklusive Schule besuchen soll. In Schwäbisch Hall wird Inklusion bereits seit drei Jahren an der Grundschule in Sulzdorf praktiziert. Erst kürzlich wurde die Fortführung dieser Inklusionsklasse sowie die Einrichtung einer weiteren an der Grundschule Breitenstein von allen Seiten einstimmig befürwortet. Die Zusammenarbeit zwischen Grundschulen und Sonnenhof verlaufe sehr gut, so Schulleiterin Karabanov.

Fachliche Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer

In der Diskussion mit der Ministerin sprachen Heinz Schüle und Pfarrer Schmid vor allem die Fragen der fachlichen Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer an, die Inklusionsklassen unterrichten. Hierzu sei auch die gebündelte Fachkompetenz zentraler Einrichtungen wie dem Sonnenhof zwingend notwendig. Außerdem würden sie es für ein sehr positives Signal halten, wenn auch „umgekehrte Inklusionsklassen“ gefördert würden. Demnach würde die Sonnenhofschule eine inklusive Klasse mit nicht-behinderten Kindern ergänzen. Das Anliegen wurde seitens der Ministerin und seitens der Stadt befürwortet und soll unterstützt werden. Da Inklusion für Schwäbisch Hall nichts Neues ist, ist auch die Akzeptanz sehr hoch. Ministerin Warminski-Leitheußer erhofft sich eine ähnliche Akzeptanz in anderen Teilen des Landes und bei der Ausweitung der Inklusion auf alle Schularten. Wichtig ist und bleibe aber das Nebeneinander von Inklusion und intensiver sonderpädagogischer Förderung in besonderen Einrichtungen, sodass Eltern eine echte Wahlfreiheit für ihre Kinder hätten.

Zahlreiche Elemente einer Gemeinschaftsschule

Bei einem zweiten Treffen im Schülerhaus am Schulzentrum West traf die Ministerin mit den Schulleitern und Elternbeiratsvorsitzenden der beiden Haller Schulzentren zusammen. Nach einer kurzen Einführung durch Erste Bürgermeisterin Wilhelm in die örtliche Schullandschaft, stellten Thomas Helmle (Grundschule Steinbach), Karl-Heinz Lang (Thomas-Schweicker-Werkrealschule) und Andreas Grandic (Montessori-Initiative) den Montessori-Zug der Schulen und in Kooperation mit dem Hohenloher Freilandmuseum vor. Dieser greife bereits zahlreiche Elemente einer Gemeinschaftsschule auf. Daher sei bereits umfangreiches Know-How in einigen Bereichen hierzu vorhanden.

Mehr Personal gefordert

In der Diskussion mit der Ministerin sprachen die Elternvertreterinnen und die Schulleiter insbesondere den Bedarf nach mehr personellen Ressourcen an. Bei einer Umstellung zur Gemeinschaftsschule sei die hierfür notwendige wissenschaftliche Begleitung und Beratungsgespräche unerlässlich.

Besondere Chance für Realschulen

Ministerin Warminski-Leitheußer sieht bei der Einrichtung von Gemeinschaftsschulen eine besondere Chance für Realschulen: „Die Realschulen haben heute schon Schülerinnen und Schüler mit Werkrealschul-, Realschul-, und Gymnasialempfehlung. Indirekt sind sie damit schon Gemeinschaftsschulen, ob sie es nun wollen oder nicht.“ Durch die beiden Schulzentren habe Schwäbisch Hall „grandiose Chancen“ zur Einführung einer Gemeinschaftsschule. Die Bereitschaft sich auf diese Entwicklung einzulassen, sei ebenfalls da. Würden sich zum Beispiel die Werkreal- und Realschule eines Schulzentrums gemeinsam auf solch einen Weg machen, wären dies ideale Voraussetzungen. Auch die Einführung der Gemeinschaftsschule an beiden Schulzentren kann sich die Ministerin gut vorstellen, sofern dies mit der regionalen Schulentwicklungsplanung abgestimmt sei. „Meine Aufgabe und die der Landesregierung ist es, Ihnen die Unterstützung zu geben, die Sie benötigen. Klar muss aber auch sein, dass die Einführung einer Gemeinschaftsschule in der Entwicklungsphase häufig zusätzliche Arbeit für jeden Einzelnen bedeutet“, so Warminski-Leitheußer. Schulen, die ein ernstes Interesse an der Entwicklung zu einer Gemeinschafts­schule hätten, würden von den Staatlichen Schulämtern vor Ort und der Stabsstelle im Ministerium intensiv beraten.

Eltern teilweise skeptisch, teilweise begeistert

Auf Elternseite herrsche teilweise Skepsis, teilweise Begeisterung, so die Elternvertreterinnen. Hauptproblem sei, dass die Gemeinschaftsschule durch einen Mangel an praktischen Beispielen noch wenig greifbar scheine. Daher solle die Entwicklung langsam angegangen werden, um Startfehler, wie sie an den nunmehr genehmigten Versuchsschulen sicherlich vorkommen werden, vor einer eigenen Einführung beheben zu können. Obwohl sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine längere Diskussion gewünscht hätten, wurde die Möglichkeit zum direkten Austausch mit der Ministerin begrüßt. Die Stadt Schwäbisch Hall unterstützt als Schulträger die Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule und die weitere Entwicklung hin zu mehr Inklusion.

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Telefon: 0791/751-0

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