Den internationalen Tag des Ehrenamtes haben die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Annette Sawade und Ute Kumpf (Wahlkreis Stuttgart Nord) in Schwäbisch Hall genutzt, um sich über bürgerschaftliches Engagement zu informieren.
Vom SPD-Wahlkreisbüro in Künzelsau
Expertin für alle Fragen um Ehrenamt und Freiwilligendienste
Ute Kumpf ist Sprecherin der Arbeitsgruppe „Bürgerschaftliches Engagement“ der SPD Fraktion und als solche Expertin für alle Fragen um Ehrenamt und Freiwilligendienste. Auf Einladung von Annette Sawade war sie nach Schwäbisch Hall gekommen, um sich die Anliegen der Vereinsvertreter vor Ort anzuhören und um über das neue Vorhaben der Bundesregierung zu berichten.
Im Gespräch mit den Kreislandfrauen Schwäbisch Hall
Bei zwei Terminen vor Ort trafen sich die beiden Abgeordneten mit den Landfrauen und dem Deutschen Roten Kreuz. Die Landfrauen stellten ihr neues 2-Jahres-Projekt vor. In der „Schwungfeder“-Initiative beschäftigen sie sich mit dem Thema „Die neuen Fürsten von Hohenlohe“, nämlich mit den vielen innovativen Unternehmen in der Region, so die Kreisvorsitzende Anita Haag. Geplant sind Betriebsbesuche und Vorträge, mit denen sich die Frauen ein Bild über die wirtschaftliche Lage in der Region machen. Ute Kumpf zeigte sich schwer beeindruckt von dem Vorhaben der Landfrauen: „Was die Landfrauen ehrenamtlich leisten und wie professionell sie dies durchführen, davor kann ich nur meinen Hut ziehen.“
Vielfältige Helfer – das Deutsche Rote Kreuz
Ohne die Mitarbeit der 500 ehrenamtlichen Helfer, die Funktionen in den verschiedensten Bereichen wahrnehmen, kann die Arbeit beim Deutschen Roten Kreuz nicht gelingen. Vom Besuchsdienst, über Ausbilder, Übungsleiter für Bewegungsprogrammen, Helfer bei Sanitätsdiensten oder dem Katastrophenschutz, das Rote Kreuz bietet ein vielseitiges Angebot. Mit 100 Jugendlichen und Kindern im Jugend-Rotkreuz betreibt der Kreisverband eine solide Jugendarbeit – gerne dürften es natürlich mehr sein, gibt Kreisgeschäftsführer Rainer Gebhardt zu. Seine Zielvorstellung ist es, eine Jugendgruppe in jedem Ortsverein zu haben. Angesprochen wurde aber auch die finanzielle Seite, wie etwa beim Katastrophenschutz. Die Förderungen durch Bund und Land reichen bei weitem nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken – Kumpf und Sawade versprachen, hierzu bei den zuständigen Ministerien nachzuhaken.
Nach einer kurzen Stippvisite beim Empfang des Landkreises zum Ehrenamtstag eröffneten Annette Sawade und Ute Kumpf ihre eigene Podiumsveranstaltung „Engagement ermöglichen – was die Politik anpacken muss.“
Podiumsdiskussion mit Vereinsvertretern
In ihrer Begrüßung ging die Abgeordnete Sawade auf die Grundzüge des Ehrenamts ein. „Das Ehrenamt sorgt dafür, dass die Gesellschaft nicht auseinanderbricht“, merkte sie an. „Dabei muss aber klar sein, dass das Ehrenamt nicht dazu ausgenutzt werden darf, Leistungen des Staates zu ersetzen, nur weil die öffentlichen Kassen gerade knapp sind.“
„Mitmachen Ehrensache“
Ute Kumpf ging in ihrem Referat auf die vielen Facetten des Ehrenamts ein. Seit über 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema und war unter anderem auch Initiatorin der Aktion „Mitmachen Ehrensache“, die am 5. Dezember 2012 auch in Schwäbisch Hall stattfand.
„Bürgerschaftliches Engagement“
Im Übrigen bevorzuge sie den Begriff „Bürgerschaftliches Engagement“. Auch wenn dies etwas sperrig daherkommen fasst dies mehr mit ein als das „Ehrenamt“. Das Wort Ehrenamt verbinden viele noch mit der Übernahme einer Funktion oder eines Amtes. Dies muss aber nicht sein. So sind schließlich auch die „einfachen“ Mitglieder eines Vereins wichtig und genau so gefragt, die ohne Amt und Funktion jede Woche zur Chorprobe kommen und damit für den Erhalt des Vereins sorgen. Im Generellen gelte, wer sich freiwillig und unentgeltlich für die demokratische Gesellschaft engagiert, wird von dieser Definition mit eingeschlossen und mitberücksichtigt.
Erhöhung der Übungsleiterpauschale
Ute Kumpf ging auch auf die Erhöhung der Übungsleiterpauschale und der Mini-Job-Grenze ein. Der Bundesrat hat bereits signalisiert dieses Vorhaben abzulehnen, da auf diesem Weg ein riesiger grauer Arbeitsbereich entstünde, was man nicht wolle. Zudem könnte dies auch viele Vereine in finanzielle Bedrängnis bringen, mehr Geld zahlen zu müssen, das sie nicht haben.
Unsinnige Altersbeschränkung
Für ziemlich unsinnig hält sie auch die Altersbeschränkung bei vielen Vereinen: „Wieso darf man Vereinsposten nur bis 70 ausüben, während man gleichzeitig ohne Altersbeschränkung für den Bundestag kandidieren darf?“
In der Diskussion Themen vertieft
In der anschließenden Diskussion mit den Vereinsvertretern und mit Fragen aus dem Publikum wurde viele der angerissenen Themen vertieft.
Viele Ältere engagieren sich
Dieter Breitner vom Schwäbisch Haller Stadtseniorenrat ging auf das neue Selbstverständnis der Senioren ein. Viele stellen das Wort „Senior“ noch mit hilfs- und pflegebedürftig gleich. Hier sieht er seine Aufgabe gegenzusteuern und zu zeigen, dass viele junge Alte sich in und für die Gesellschaft engagieren wollen.
Ehrenamt muss Spaß machen
Der Vorsitzende des Jugendkulturvereins, Pascal Rüger, will „gar kein Geld für meine Arbeit bekommen.“ Das Ehrenamt muss Spaß machen, dies sei das Wichtigste. Wer die Arbeit nur aus finanziellen Anreizen heraus mache, ist hier nicht mit dem nötigen Herzblut dabei. Er ist auch sehr stolz darauf, für die Stadt Künzelsau eine Art Markenzeichen geschaffen zu haben: „Vor zehn Jahren haben noch nicht viele Jugendliche über ihre Wochenendplanung gesagt, kommt lasst uns nach Künzelsau fahren.“
Neue Mitglieder gewinnen
Für Jürgen Lechner, den Vorsitzenden der Haller Sportfreunde, steht auch die Gewinnung neuer Mitglieder im Vordergrund. Sportvereine tun sich aufgrund ihres Angebots natürlich immer etwas leichter Mitglieder zu finden, aber wenn es um die Besetzung der Ämter geht, besonders das des Schatzmeisters muss man oft lang suchen. Jeder Verein muss sich da Gedanken machen, wie er attraktiver für Neue werden kann.
Neue Chorleiter dringend gesucht
Klaus Schönfeld vom Chorverband schilderte die Schwierigkeiten für seine Chöre neue Chorleiter zu finden. Durch die zunehmende Anzahl der Ganztagesschulen müssen die Vereine sich zeitlich auch anders orientieren. Wichtig sind ihnen allen auch die ideellen Anerkennungen des Staates, wie etwa die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes oder Würdigung im Rahmen eines Festaktes durch Stadt und Landkreise.
Anforderungen auf dem Land anders als in der Großstadt
Ute Kumpf nahm viele Anregungen aus Schwäbisch Hall in ihre Arbeit im Bundestag mit. Die Anforderungen sind im ländlichen Raum deutlich andere als in einer Großstadt wie Stuttgart. Auch die Teilnehmer auf dem Podium konnten viele Informationen mitnehmen, vor allem was die Problemlage anderer Vereine betrifft. Diese aus erster Hand zu erfahren sei eben was ganz anderes, als diese in Freizeit noch selbst nachlesen zu müssen.
Weitere Informationen und Kontakt:
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