„Terror von fanatischen Parteifunktionären“ – Das Kriegsende in Langenburg und Umgebung – Tagebuchaufzeichnungen, Zeitzeugenberichte und Erinnerungen

„Kriegsende in Langenburg und Umgebung – Tagebuchaufzeichnungen, Zeitzeugenberichte, Erinnerungen“, heißt der Titel eines Buches von Wolfgang Schlauch. Dieses ist im Oktober 2012 im Baier Verlag in Crailsheim erschienen.

Informationen des Baier Verlags Crailsheim

Furcht und Ängste der Menschen in Langenburg und Umgebung

„Vor fast 70 Jahren erlebten die Menschen im Raum Langenburg das Kriegsende mit all seinen Schrecken. Die vorliegenden Aufzeichnungen der Zeitzeugen beschreiben eindrucksvoll die Furcht und Ängste der Menschen in Langenburg und den umliegenden Dörfern vor dem längst zu erwartenden Ende, das Zerstörung von Hab und Gut und Verlust von Menschenleben mit sich bringen sollte. Auch spiegeln die Erinnerungen den Terror wider, der noch kurz vor Kriegsende von fanatischen Parteifunktionären ausgeübt wurde.

Die hier von Wolfgang Schlauch veröffentlichten und kommentierten Berichte vermitteln einen tiefen Eindruck in die chaotischen Geschehnisse der letzten Kriegstage. Diese werden mit Dokumenten, Karten und Fotos ergänzt.“

Zwei kurze Auszüge aus dem Buch:

Seite 15:

(…) Kurz zuvor, am 15. April (1945), wurden die Einwohner in Nesselbach Zeugen eines heftigen Kampfes zwischen den sich noch im Dorf befindlichen zirka hundert Fähnrichen der Kriegsmarine und SS-Soldaten und Einheiten des 254. US-Infaterieregiments, welche sich von Lassbach langsam nach Nesselbach durchkämpften. Laut US-Regimentsbericht benötigten die amerikanischen Truppen fünf Stunden, bis sie Nesselbach einnehmen konnten. Verluste auf beiden Seiten und Zerstörung von über 50 Prozent der Anwesen waren die tragische Folge des deutschen Widerstands nur drei Wochen vor der deutschen Kapitulation. Innerhalb von wenigen Tagen wurde Nesselbach zum zweiten Mal, und jetzt endgültig, von den Amerikanern besetzt. Ein Teil der Bevölkerung, deren Häuser total zerstört waren, konnte einige Wochen im Langenburger Schloss unterkommen, bis sie eine Bleibe bei Nachbarn oder Verwandten fanden.“ (…)

Seite 171:

(…) Um 15.30 Uhr brach das Unheil über das Dorf (Nesselbach) herein. Schuss auf Schuss der gegnerischen Artillerie fegte aus Richtung Langenburg in das Dorf herein. Die erste Granate riss das Türmchen samt der Glocke vom Gemeindehaus herunter. Die zweite schlug in Familie Dinkels Viehhaus ein. Überall im Dorf fing es an zu brennen. Niemand konnte in der Hölle der einschlagenden Phosphorgranaten an wirksames Löschen denken. Viele Leute liefen im Dorf umher und suchten die sichersten Keller auf. Nach etlicher Zeit schwieg das gegnerische Artilleriefeuer wieder. Die amerikanische Infanterie begann, von Panzern unterstützt, den Angriff entlang der Lassbacher Straße auf das Dorf. Zäh und verbissen wehrten sich die schwächeren deutschen Einheiten, die immer näher an den Ortsrand herangedrängt wurden. In aller Eile hoben SS-Soldaten im Krautgarten von Bauer Otterbach Schützenlöcher aus, um sich zu verteidigen. Herr Otterbach bat sie inständig, doch das Dorf zu verlassen, da aller Widerstand im Ort der Zerstörungen und des bereits verlorenen Krieges wegen sinnlos sei. Er bekam aber von den SS-Leuten die kalte Antwort:“Wir haben nichts mehr; also braucht ihr auch nichts mehr!“ Es sollte tatsächlich Widerstand bis zum Letzten geleistet werden, ohne Rücksicht auf das Dorf und dessen Bevölkerung; denn man lag teilweise erbarmungslosen Truppenteilen gegenüber, die ohne mit der Wimper zu zucken oftmals die allgemeinen Kriegsgesetze der Genfer Konvention missachteten (siehe auch Schüsse aus dem Lazarett in Langenburg). (…)

Über den Autor Wolfgang Schlauch:

Wolfang Schlauch, emeritierter Professor für Neuere Geschichte, lehrte an verschiedenen Universitäten in den USA und Australien. Schlauch veröffentlichte unter anderem: „In amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Berichte deutscher Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg“, 2003; „Rudolf Schlauch. Eine Reise durch Hohenlohe (Hrsg.), 2009.

Rudolf Schlauch und seine Frau leben in New Mexico (USA) und in Bächlingen.

Zum Buch:

Wolfgang Schlauch, „Das Kriegsende in Langenburg und Umgebung – Tagebuchaufzeichnungen, Zeitzeugenberichte, Erinnerungen“, 235 Seiten mit Bildern und Kartenskizzen, Baier Verlag Crailsheim, 27. Oktober 2012, ISBN: 978-3-942081-22-1

Preis: 14,90 Euro

Das Buch kaufen:

http://www.buecher-baier.de/

http://www.baierverlag.de/401.0.html

http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=9783942081221

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