Würde Margaret Mitchell ein Politikum unserer Tage in einem Roman verarbeiten, fänden wir in den Belletristik-Charts den Titel „Vom Winde gedreht“ ganz oben. Ja, das Thema Windkraft hat zu Metamorphosen bei manchen Zeitgenossen geführt, über die man nur staunen kann.
Von Berthold Krist, Künzelsau
Menschen, die um den Wert ihrer Immobilie bangen
Drei grundsätzliche Hauptrichtungen der Gesinnungswandlungen lassen sich feststellen. Da ist zunächst der links-ökologische Gutmensch, der eine Windräderphalanx im wahrsten Sinne vor Augen in Bange um den Wert seiner Immobilie ist. Diese monetären Verluste sah er in der Vergangenheit bei Landwirten und Waldbesitzern eigentlich nicht, als er nach immer mehr Natur- und Artenschutz gerufen hatte. Auch will er nicht mehr an seine in der Garage eingelagerten Transparente erinnert werden. Klare Bekenntnisse für regenerative Energien und gegen Atomkraft hatte er darauf abgelegt.
Ehemalige Flora-Fauna-Moralisten
Und dann sind da die ehemaligen Flora-Fauna-Moralisten. Jede Kleinstfläche Versiegelung und jede Vertreibung einer Mopsfledermaus von deren Lieblingswiese waren für sie Todsünden. Jetzt halten sie großflächige Waldrodungen und tierische Kollateralschäden eigentlich für normal.
Öko-Stalinisten
Denen stehen andere Zeitgenossen gegenüber, die sich schlagartig als Öko-Stalinisten gerieren. Sie haben auf einmal ihre Liebe zu Roten Milanen und Waldschutzgebieten entdeckt. Bisher fielen sie dadurch auf, dass sie allzu gern den letzten Flecken Grün zubetonieren wollen.
Windenergieerlass leidet an einem Geburtsfehler
Der Windenergieerlass der grün-roten Regierung vom vergangenen Mai leidet schon von Anfang an an einem Geburtsfehler. Die ambitionierte politische Idee der landesweiten Windkraftnutzung wurde seinerzeit stolz in der Landeshauptstadt verkündet und verordnet. Die konkrete Umsetzung mit allen ihren Problematiken und Konfliktfeldern überlässt man den Kommunen vor Ort – ein Procedere übrigens, das der Bund in gleicher Manier bei der Krippenbetreuung an den Tag legt. Die Lösung kann nur darin bestehen, den besagten Erlass einzukassieren und ganz klare objektive Kriterien für das ganze Land festzulegen. Dann entscheidet vor Ort nicht die Gruppe der politischen Konvertiten, die über die stärkste Lobby verfügt.
Weitere Informationen im Internet über den Windenergieerlass:
http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/94127/Windenergieerlass_BW.pdf
http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/94185/