Fast 70 Jahre sind vergangen und aus der Trümmerwüste, die Crailsheim 1945 war, ist eine neue Stadt erwachsen, größer und prosperierender als je zuvor in ihrer Geschichte. Dennoch sollte die Katastrophe von 1945 nicht in Vergessenheit geraten.
Von der Stadtverwaltung Crailsheim
Erinnerung an Ereignisse wach halten
Am 20. April 1945, kurz vor Ende des 2. Weltkriegs, wurde Crailsheim nahezu vollständig zerstört. Zum 69. Mal jährt sich dieses schreckliche Ereignis. Mit einer Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof gedenkt die Stadt Crailsheim der vielen Opfer.
Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof
Die Kranzniederlegung findet am Sonntag, 20. April 2014, um 17 Uhr auf dem Ehrenfriedhof in Crailsheim statt. Gestaltet von Dekan Dr. Winfried Dalferth und Diakon Werner Branke findet ein ökumenisches Friedensgebet mit Kranzniederlegung statt. Zu Beginn der Gedenkfeier am Mahnmal des Friedhofs wird um 17 Uhr die Betglocke läuten. Um 17.05 Uhr läuten als Einladung zum Friedensgebet alle vier Glocken der Stadtkirche. Die musikalische Umrahmung gestaltet der Posaunenchor Jagstheim unter der Leitung von Steffen Meiser.
Das Gedenken soll neben der Erinnerung an das Schicksal unserer Heimatstadt auch den vielen Opfern des Krieges gewidmet sein und zukünftige Generationen mahnen.
Vor dem Rathaus sind die Fahnen auf halbmast
Am Sonntag, 20. April 2014 wird die Stadtflagge auf halbmast vor dem Crailsheimer Rathaus gehisst. Gedacht wird so der Bombardierung der Stadt vor 69 Jahren. Ein Blick in die Geschichte soll die Erinnerung an die schwerste Zeit der Stadt und die dabei ums Leben gekommenen Menschen wachhalten. Gleichzeitig wird als Mahnung aufgezeigt, wohin eine verantwortungslose Politik von Diktatur, übersteigertem Nationalismus und Rassismus führen kann.
Crailsheim hatte eine besondere strategische Bedeutung
Seit 1945 wird die Frage nach den Ursachen der fürchterlichen Katastrophe gestellt, die zwei Drittel des Stadtgebietes, darunter fast die gesamte Innenstadt, in Schutt und Asche legte. Richtig ist: Aufgrund des Kriegsverlaufs nach dem ersten Einmarsch der Amerikaner am 6. April 1945 geriet Crailsheim für einige Tage in eine außergewöhnlich exponierte Lage. Von beiden Seiten, den Deutschen wie den Amerikanern, wurde Crailsheim im Hinblick auf die weiteren militärischen Operationen in Nordwürttemberg, ja in Süddeutschland, eine besondere strategische Bedeutung zugesprochen – was die Heftigkeit der Kämpfe um die Stadt erklärt.
Panzersperren und MG-Nester
Richtig ist auch, dass die deutschen Truppen unter ihrem SS-Kampfkommandanten Hübner und dem Crailsheimer NSDAP-Kreisleiter Otto Hänle nach der Rückeroberung der Stadt am 10./11. April 1945 in großem Umfang Verteidigungsmaßnahmen (Panzersperren, MG-Nester) anordneten und durchsetzten, die von den US-Einheiten nur so gedeutet werden konnten, dass Crailsheim energisch verteidigt werden sollte.
Bürgermeister Fröhlich war getürmt
Schließlich ist auch richtig, dass beim zweiten Vormarsch der Amerikaner am 20. April 1945 weder Bürgermeister Fröhlich noch seine Stellvertreter in der Stadt anwesend waren und die vor der Stadt liegenden US-Einheiten so keinen Verantwortlichen finden konnten, mit dem sie die angebotenen Übergabeverhandlungen führen konnten.
NS-Regime nahm keine Rücksicht auf die eigene Bevölkerung
Im Endeffekt aber folgte die Kriegszerstörung Crailsheims der Logik eines Regimes, das, nachdem es ganz Europa mit Verwüstung und Tod überzogen hatte, sein eigenes Ende mit allen Mitteln hinauszuzögern suchte und dabei auf die eigene Bevölkerung nicht die geringste Rücksicht nahm – ja sogar, wenn man die zahlreichen Morde betrachtet, die die SS im Raum Crailsheim noch im April 1945 verübte, diesen Krieg in zunehmendem Maße direkt gegen die eigene Bevölkerung richtete.
Erschütterung und Trauer
Die Erschütterung und Trauer, die die fast vollständige Zerstörung ihrer Stadt und die zahlreichen Todesopfer bei den Crailsheimerinnen und Crailsheimern hervorriefen, kann von den Nachgeborenen wohl nur schwer nachempfunden werden.
An der Liebfrauenkapelle blühte ein Baum
Und dennoch: Es gab auch Hoffnungszeichen. In ihrer rückblickenden Beschreibung der Ereignisse des Frühjahrs 1945 schildert Margarete Zeuner, von 1937 bis 1953 Gemeindehelferin an der Crailsheimer Johanneskirche und ab 1961 Oberin der Evangelischen Diakonissenanstalt in Schwäbisch Hall, ihre ersten Eindrücke beim Gang durch die kriegszerstörte Stadt: „Kriegsende. Crailsheim ist schwer getroffen. Die Trauer um die umgekommenen Menschen ist groß. Auch der Verlust von Hab und Gut bringt viel Not. In der Innenstadt ist nur noch ein einziges Haus bewohnbar. […] Wohin der Blick fällt, ringsherum nur Ruinen und Trümmer. Alles ist so niederdrückend, trostlos, hoffnungslos.“ Doch dann eine Überraschung: In der Ruine der Liebfrauenkapelle stößt Margarete Zeuner auf den unbeschädigten Altar samt dem hohen Altarkreuz. „Und noch eine Entdeckung, die unsere Herzen höher schlagen lässt. An der Außenseite des Chors ein üppig blühender Baum! […] Das Leben geht weiter.“
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