Irgendwo in Hohenlohe – eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich, der Episoden dritter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind vollkommen frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.
Von Birgit Häbich
III Ehre
… und wenn er sie gebeten hätte, seine Frau zu werden? Hätte sie ihn ausgelacht? Nein, das hätte sie sicherlich nicht getan, aber es war nie der richtige Zeitpunkt gewesen, um eine derart wichtige Frage zu stellen. Er hatte es sich oft vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn sie als anerkanntes Paar ihr Leben einträchtig miteinander geteilt hätten.
Ruhe und Sicherheit
Als er abends heimkam lag die Post noch ungeöffnet auf der mit bunter Bauernmalerei verzierten Kommode im Gang. Er hatte eigentlich überhaupt keine Lust mehr auf Papier am späten Abend, aber seiner alten Angewohnheit folgend, noch ungeöffneten Briefumschlägen umgehend ihren Inhalt zu entnehmen, ergriff er das kleine Häuflein im Vorbeigehen und machte sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer. Dort hatte er seine privaten Angelegenheiten gut sortiert untergebracht. Sichtbar standen die Ordner zu aktuellen Vorgängen obenauf, die wichtigen Dokumente verschlossen hinter den Türen der zwei Anrichten. Erbstücke aus der mütterlichen Linie, sie strahlten dunkel und schwer die gleich bleibende Ruhe und Sicherheit aus, welche einem guten Teil seines Wesens eigen waren.
Schlüpfrige Partys
Stirn runzelnd legte er den Umschlag weg. Pah, dass sie sich nicht schämten, und warum luden sie ihn überhaupt ein, er begann vor Wut zu kochen und schon meldete sich sein Magen wieder. Entspannen, nicht daran denken, was die Brüder da wieder ausgeheckt hatten. Den senfgelben Bogen parallel an den kleinen Anschlag legend, knipste er zwei kreisrunde Aussparungen in den linken Rand der schlicht aufgemachten Einladung. Schon immer fand er es Ekel erregend, wenn die Männer aus der alten Verbindung ihre Triebe nicht im Griff hatten, sich gegenseitig zu schlüpfrigen Partys einluden, bei denen sie sich ihren Ausschweifungen unkontrolliert hingeben konnten. Aber es waren nicht nur die Männer, auch die Frauen wussten auf ihre Art Vorteile aus diesen Gelagen zu ziehen, es widerte ihn an.
Es war Wahlkampf
Noch einmal fragte er sich, warum sie ihm jetzt auf einmal wieder eine Einladung schickten? Er hatte schon jahrelang keine Einladungen mehr erhalten. Ausdrücklich verbeten hatte er es sich irgendwann, und zwar ausdrücklich und von allen, derart schnöselig angeschrieben zu werden. Natürlich! Es war Wahlkampf, warum war er nicht gleich darauf gekommen, aber wurden dazu seit neuestem auch Karteileichen ausgegraben?
Spielberg auf der Hohenloher Ebene
Man würde sich am Freitagabend die Ehre geben, auf dem neu eröffneten Spielberg wollte man sich treffen. Freitagabend, kein Menü, nein, ein durchgängig offenes Büffet, mit Übernachtung, aha, wie praktisch, legere Garderobe und Badebekleidung sei mitzubringen, Handtücher und Bademäntel würden gestellt werden. Er seufzte schwer, Voranmeldung erwünscht. Spielberg lag erhaben ganz oben auf der Hohenloher Ebene, ein Badetempel, mit allen Schikanen ausgestattet, wie gemacht für Gäste aus dem gehobenen Segment.
Hinter jedem Rock her
Im Geiste ließ er die geladenen Gäste an sich vorbeiziehen, Fieläckerle wäre sicherlich auch dabei. Ob seine jetzige Frau wohl ahnte, was er bei solchen Anlässen trieb? Fieläckerle war schon immer hinter jedem Rock her gewesen, und die Weibsbilder, die nicht von sich aus vor ihm in die Knie gingen, wusste dieser irgendwann gezielt mit geeigneter Währung einzukaufen. Nein, auf solche Vergnügungen hatte er keine Lust. Und Fieläckerle gehörte gerade eben zu den Männern, mit denen er sich nur gezwungenermaßen und aus beruflichen Gründen in einem Raum aufhielt. Schon in den Zeiten vor dem Bruch mit den alten Verbindungen suchte er, sobald es sich einrichten ließ, das Weite. Da wollte er lieber alleine sein, als mit solcherlei Menschen seine Zeit zu verbringen.
Müde Schritte
Eine formelle Absage würde er sich ersparen, er heftete die Einladung sorgfältig in den Ordner ein, in dem die spärlich werdenden Unterlagen zur alten Verbindung ihre Ablage fanden, und machte sich mit müden Schritten bedrückt auf den Weg ins Bad.
Sie mied ihn
Schlafen konnte er sowieso nicht, würde Anton ihm helfen können? Wie ging es ihr? Er sah sie manchmal zufällig in der Stadt vorübergehen, aber sie mied ihn. Wie sollte er sie ansprechen, ohne in aller Öffentlichkeit eine Szene zu provozieren? Warum war sie so unnahbar geworden? Er vermisste sie unbeschreiblich und wünschte sich nichts sehnlicher, als sie wieder lachen zu sehen, mit ihr in launiger Plauderstimmung die Zeit zu verbringen und meinte geradezu ihr helles Lachen zu hören. Unruhig wälzte er sich noch einige Zeit im Bett und fiel dann irgendwann in einen tiefen traumlosen Schlaf… Fortsetzung folgt.
Kontaktaufnahme zur Autorin ist möglich unter der E-Mailadresse: b.haebich@web.de