„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden fünfter Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden fünfter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind vollkommen frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

V Mobilien

… er schloss die Augen, wie sollte er Kontakt zu Paula aufnehmen? „Anton, bist du noch da?“ Vom anderen Ende kam ein deutliches „Ja!“ „Anton“ er rang nach Luft, „bitte hilf mir, ich weiß nicht, wie ich das machen soll.“ Anton schwieg noch eine kurze Weile, dann bot er ihm zwei Termine zur Auswahl an.

Anton war tatsächlich ein Freund

Die freundschaftliche Geste rührte Carl fast zu Tränen, dankbar nahm er gleich den ersten Termin in zehn Tagen an. Er würde zu Anton ins Remstal fahren, sie würden sich auf neutralem Boden treffen. Ein beschaulicher Spaziergang in der mittlerweile milden Frühlingsluft und danach würden sie in einem hübschen Café mit Aussicht einkehren. Erleichtert legte er den Hörer weg, das war geschafft. Ein Anfang, ein Lichtblick, fast so, als ob ein dunkler Vorhang vor seiner Seele weggezogen worden wäre. Er spürte eine Woge der Dankbarkeit in sich aufwallen, Anton war tatsächlich ein Freund.

Die Abendsonne genießen

Nun konnte er sich in aller Ruhe in den Garten setzen und die letzten Strahlen der Abendsonne genießen, seinen Gedanken freien Lauf lassen. Seit wann kannte er Paula
jetzt eigentlich schon?

Paula hatte ihn am meisten fasziniert

Das war wohl bald vor einem viertel Jahrhundert, dass er sie zum ersten Mal bewusst sah. Damals hatte er der trockenen Verwaltungstätigkeit den Rücken zugedreht und strebte in der nahen Kreisstadt eine Selbständigkeit im beratenden Bereich an. Er lernte in dieser Zeit viele interessante Menschen kennen. Von allen Frauen hatte Paula ihn am meisten fasziniert, sie war unkonventionell, schon von außen leuchtete die Reklame an ihrem damaligen Geschäftsraum in großen geschwungen Buchstaben und schrillen Farben. Diese unübersehbare Neonfülle irritierte ihn jedes Mal, wenn er morgens das letzte Wegstück zur Arbeit zu Fuß gehen musste. Den Wagen konnte er nicht vor dem Büro parken und so suchte er sich einen der gebührenfreien Parkplätze, die früher in der Stadt noch gut und relativ zentral zu ergattern waren.

Verheiratete nur auf unverbindliche Abenteuer au

Carl Eugen Friedner lächelte in sich hinein, damals suchte er lange nach einem triftigen Grund, um sie endlich ansprechen zu können, und der Zufall war ihm irgendwann dann auch zu Hilfe kommen. Kein weibliches Wesen hatte seither seine Phantasie so sehr beschäftigt wie Paula. Wenige der anderen waren ledig, manche geschieden, und die verheirateten darunter sowieso nur auf unverbindliche Abenteuer aus.

Ihr Mann werkelte meistens in seiner Werkstatt

Bei der Gelegenheit erinnerte er sich auch plötzlich wieder an Frau Vorderschein, sie hatte einen der vielen kleinen Läden in der Stadt. Ihr Mann werkelte meistens in seiner Werkstatt in einem südlich der Kreisstadt gelegenen Weiler. Im oberen Teil der Kernstadt, in einer belebten Straße, doch schon im verkehrsberuhigten Bereich liegend, befand sich der Laden des Ehepaares. Neben weiteren alteingesessenen Geschäftslokalen waren in zwei großen Schaufenstern Raritäten aus verschiedenen Epochen der Vorderscheins zu bestaunen. Die Eingangstür lag zwischen den mit teuer anmutenden Antiquitäten bestückten Auslagen, schnarrte beim Öffnen in der Art alter Kassenglocken und löste zum Schluss ein unangenehm in den Ohren klingendes „Ping“ aus.

Ihr Blick galt dem wahren Wert der Dinge

Dort wurde er im Laufe der Zeit zum einem gern gesehenen Besucher. Frau Vorderschein gehörte eher zu der kühleren Sorte von Frauen, sie war nicht mit lockeren oder schmeichelnden Sprüchen zu gewinnen. Ihr Blick galt dem wahren Wert der Dinge und sie prüfte die Menschen, die ihr begegneten, bevor sie sie näher an sich heran ließ. Kaufen würde er dort sowieso nichts, er hatte daheim mehr als genug wertvolle und dem Zweck dienliche Möbel herumstehen. Sein Interesse galt vielmehr den guten Verbindungen, die es allseitig auf- und auszubauen galt. Vorderschein bewegte sich in maßgeblichen Kreisen der Stadt, an ihm würde kein Weg vorbei führen, auch wenn er gerne auf ihn verzichtet hätte. Manchmal meinte er hinter seiner scheinbar fachkundigen Fassade in den Augen die Falschheit aufblitzen zu sehen.

Würde er Paula wieder für sich gewinnen können?

Es wurde kühl und es begann dunkel zu werden, er ließ die Stühle heute einmal ausnahmsweise unaufgeräumt stehen und ging gedankenverloren ins Haus. In den kommenden Tagen musste er die Erinnerungen sortieren, sich Notizen machen, Anton
würde sicher immer wieder konkrete Fragen stellen und er wollte nicht unvorbereitet
sein. Würde er Paula wieder für sich gewinnen können?

Er vermisste ihre spitzen Bemerkungen

Es schmerzte ihn aufs Neue, wenn er an die letzten Streitereien dachte, die bösen Worte, die ihn so sehr verletzten. Sie konnte ihm ihre scharfsinnigen Schlussfolgerungen auf den Kopf zu sagen, Paula war die einzige, die es wagte, ihm offen und ehrlich zu begegnen. Er vermisste sie, ihre spitzen Bemerkungen, die den liebevollen Glanz in ihren sanften grünen Augen Lügen straften… Fortsetzung folgt.

Kontaktaufnahme zur Autorin per E-Mail: b.haebich@web.de

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