„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden siebter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.
Von Birgit Häbich
VII Kunst
… Carl dachte an die guten Zeiten, in denen es so einfach gewesen war, Paula ein Lachen zu entlocken, eine witzige Bemerkung gab die andere, und sie hatten beide Mühe, ihren Übermut im Zaum zu halten. Das Vergnügen, das er mit Paula hatte, war herrlich, und kein Vergleich mit den langweiligen Stunden, die ihm andere Frauen mitunter bereitet hatten.
Weibliche Raffinessen
Da war Silke Weibel, einst verheiratete Fieläckerle. Sie war die erste Ehefrau von Fieläckerle, gebildet und intelligent, Silke litt unter der unschönen Charakterschwäche, welche sich hinter der perfekten Fassade ihres Ehegatten verbarg und so ließ sie sich wieder scheiden. Und Beate Schneider. Beate war die Witwe seines Freundes Schneider aus der alten Verbindung. Die beiden allein stehenden Damen waren eng miteinander befreundet und jede hatte es auf ihn abgesehen. Sämtliche ihnen zur Verfügung stehenden weiblichen Raffinessen hatten sie ihm schon angedeihen lassen und es kostet ihn lange Zeit alle erdenkliche Mühe, sich die Damen elegant, aber bestimmt, auf Distanz zu halten.
Treibende Kraft
Zudem stand Silke im Licht der städtischen Öffentlichkeit, spann und zog aufgrund ihres politischen Amtes recht gern mit an den Fäden der Macht und war daher sehr mit Vorsicht zu genießen. Beate war auf den ersten Blick gutmütiger als Silke, aber tatsächlich wesentlich schwerer zufrieden zu stellen. Schneider beklagte sich früher nie offen über seine Frau, jedoch war es offensichtlich, dass sie die treibende Kraft in der einträglichen Verbindung war. Auf der materiellen Ebene wurde ihr durch ihn einiges geboten, aber kaum war ein Wunsch erfüllt, lag sie ihm mit dem nächsten noch umfangreicheren Objekt in den Ohren. Beate wusste anderen subtil zuzusetzen, damit sie ihren Willen bekam. Die Freundinnen waren aufschlussreiche Ratgeberinnen, wenn es darum ging, jemanden hinterrücks und schleichend mit schwer zu widerlegenden Gerüchten um seinen guten Ruf zu bringen.
Kultur
Die Freundinnen waren, wie viele andere aus den früheren Verbindungen, grundsätzlich kulturell interessiert. Daher ergab es sich öfters, dass man sich am Sonntagvormittag mehr oder weniger zufällig bei einem Glas Sekt traf und sich im Kreis der Kunstinteressierten blicken ließ.
Vollkommen unauffällig
Paula Engel konnte aus beruflichem Interesse kaum keine Ausstellung unbesehen sein lassen und tauchte daher irgendwann bei fast jeder Ausstellung auf, sah sich unauffällig, aber gezielt, um und verschwand wieder. Irgendwann musste Paul sich eingestehen, dass er eigentlich keinen anderen Gedanken mehr hatte, wenn es galt sich für eine Ausstellungseröffnung Zeit zu nehmen, als den, Paula wieder zu sehen. Und es galt sehr aufmerksam zu sein, damit sie ihm nicht entwischte, Paula wandelte vollkommen unauffällig umher und betrachtete vieles mit großem Abstand.
Natürliches Strahlen
Carl Eugen Friedner fand bei ihr weder das übertriebene Geltungsbedürfnis, das ihn bei anderen Frauen nervte, noch war sie aufgetakelt wie ein Schlachtschiff, und nie trug sie auch nur einen Farbstrich im Gesicht. Paula war stets schlicht gekleidet, meist trug sie eine dunkle Hose und ein zurückhaltend verspieltes Oberteil und immer fehlte an ihr die sonst für Frauen obligatorische Handtasche. Ihre Schönheit kam von innen, ihre sanften Augen blickten klar, ihr Selbstbewusstsein umgab sie wie ein natürliches Strahlen.
Unangenehme Wahrheiten
Wenn Carl ihre Anwesenheit bemerkte, stahl er sich sofort aus jedem Gespräch, in das er, mit wem auch immer, gerade verwickelt war und begab sich möglichst unauffällig in ihre Nähe, um Paula dann direkt ansprechen zu können. Sie zeigte ihm offen ihre Freude, ihn zu sehen, und es entstand zwischen ihnen meist ein längeres Gespräch, das Carl sehr genoss. Paula konnte so bilderreich erzählen, und – was ihm sehr imponierte – sie gab ihm auf schwierige Fragen keine fadenscheinigen Antworten, sondern sah ihm ins Gesicht und sprach selbst unangenehme Wahrheiten unverblümt aus.
Ausschweifende Plaudereien
In ihrer Nähe fühlte er sich wohl und es hatte sich zum Glück ja doch irgendwann ein guter Grund gefunden, Paula in ihren neonbeleuchteten Geschäftsräumen ohne Voranmeldung aufsuchen zu können. Er zeigte einfach immer wieder sein Interesse an einem der Ausstellungsstücke und verwickelte sie darüber in ausschweifende Plaudereien, und Paula schien meist gerne darauf einzugehen.
Unbeschwert
Würde es jemals wieder so schön werden können? So unbeschwert und harmonisch wie damals? Carl wünschte sich nichts sehnlicher und zählte schon die Stunden, bis er sich endlich mit Anton treffen konnte… Fortsetzung folgt.
Kontakt zur Autorin:
E-Mail: b.haebich@web.de