„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden achtzehnter Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind vollkommen frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.
Von Birgit Häbich
XVIII Heiliger
Fremdwörter im Text mit * werden am Ende der Episode erklärt
… Carl stand auf und wollte weitergehen, Anton folgte ihm schweigend. Nach einiger Zeit gingen sie wieder nebeneinander her und der Freund ergriff erneut das Wort und meinte, dass Carl schon ein komischer Heiliger sei, aber alles keinen Wert habe, wenn er nicht endlich den Mund aufmachen würde.
Beziehung
Er solle sich mit ihr in Verbindung setzen und sie um ein Gespräch bitten. Diese Bitte könne Carl ja in einen freundschaftlichen Brief verpacken, darin grundsätzlich erklären, dass er damals Fehler gemacht habe und sie bitten, sich zu einem Treffen bereit zu erklären. Anton redete behutsam auf Carl ein: „Versuche Paula irgendwie klar zu machen, dass Dir das Geschehen von damals leid tut und Du Deine Versäumnisse bitterlich bereust!“. Falls Paula nicht darauf eingehen würde, müssten sie sich eben etwas Neues ausdenken und einen anderen Weg finden, um die Beziehung wieder ins Lot zu bringen.
Unsägliche Vorgänge
Carl vertraute Anton, seine Argumentation leuchtete ihm ein, er sagte zu, diesen brauchbaren Vorschlag in die Tat umzusetzen. Carl Eugen Friedner selber wäre so eine praktische Herangehensweise nicht eingefallen, obwohl er ja mit der Idee von seinem Einladungskärtle schon der Spur nach richtig lag. Und dann wollte Anton Details über die Sache wissen. Seufzend fing Carl an, über die unsäglichen Vorgänge zu berichten. Er kannte Paula so etwa vier Jahre, als im Jahr 2000 plötzlich Vorderschein großes persönliches Interesse an dem Haus ihrer Großtante zeigte. Frau Wagner war schwer gestürzt und lag im Martinshaus auf der Pflegestation.
Fuß in die Türe
Sie besuchte ihre Großtante täglich und schaute auch in ihrem Haus nach dem Rechten. Vorderschein meinte, dass der Laden seiner Frau sich in dem alten Gemäuer doch hübsch ausnehmen würde. Aber Paula wollte aus Respekt vor der betagten Großtante nichts an den bestehenden Wohn- und Mietverhältnissen ändern und lehnte ab. Vorderschein, der durch die Begleitung der ersten Sanierungsarbeiten, gemeint hatte unentbehrlich zu sein, war natürlich tief beleidigt. Der so genannte Bauhistoriker hatte sich nämlich ausgerechnet, mit dem stattlichen Anwesen in der Kreisstadt Hof zu halten und wollte unbedingt einen Fuß in die Türe bringen. Leider war Vorderschein aber nicht vermögend und seine betuchte Ehefrau war von seinen Ideen nicht immer gleichermaßen überzeugt. Frau Vorderschein war zwar grundsätzlich gewillt, die Visionen ihres Gatten ausreichend zu finanzieren. Damit sie aber auch tatsächlich ihre Macht ausüben konnte, hielt sie ihn stets am kurzen Zügel.
Gegängelt
Vorderschein war sich im Klaren über die cleveren Schachzüge seiner Frau und diese Gängelung wurde ihm langsam zur Last. Daher gedachte der bauhistorisch erfahrene Mann sich mit List und Tücke zu verschaffen, was ihm auf anderem Weg nicht möglich war. Vorderschein hatte sich auch mit Bäuerle und Fade vom hiesigen Kreditinstitut im Lauf der Zeit recht gut gestellt und beriet sich nun immer wieder mit diesen einflussreichen Herren, wie er sein Ansinnen, zwecks Erwerbs des historischen Baus, verwirklichen könnte.
Anspielungen
Carl selbst bekam erst viel später von seinem verstorbenen Freund Schneider einen Wink, was da hinter den Kulissen gespielt wurde. Daher konnte er sich anfänglich auch keinen Reim auf die vielen Anspielungen machen, die immer wieder eingeworfen wurden, wenn es bei Gesprächen in den alten Verbindungen um Paula Engel oder das ihr in Aussicht stehende Erbe ging.
Nichts verschieben
Mittlerweile war es spät geworden und Anton meinte, es sei Zeit etwas zu essen, er könne sich mit leerem Magen nicht mehr konzentrieren. Und so beschlossen sie, noch im Gasthaus am Fichtensee abschließend gemütlich zu Abend zu essen. Bei Schweinelendchen vom heimischen Mohrenköpfle* und Spätzle mit Rahmsoße und einem kleinen Glas Trollinger mit Lemberger plauderten die beiden Freunde noch über Belangloses und beschlossen ein baldiges Wiedersehen. Die Beiden waren sich einig darüber, dass man in ihrem Alter nichts mehr verschieben sollte, wer wusste schon, wieviel Zeit einem noch blieb.
Verschroben
Auf der Heimfahrt in sein geliebtes Hohenloher Land war es schon dunkel und Paul dachte wieder an Paula. Ja, er würde den Mut aufbringen, ihr zu schreiben und sie um eine baldige Zusammenkunft bitten. Sie würde bestimmt nicht ablehnen, auch wenn ihn immer wieder heimliche Zweifel beschlichen. Denn, wenn Antons Überlegungen richtig waren, war es ja genau das, was er tun sollte, sein Versagen offen eingestehen und Paula erklären, warum er so verschroben gehandelt hatte. Und Carl hoffte, er würde ihr Herz zurückgewinnen – zumindest wollte er es versuchen. Bei dem Gedanken, dass Paula sich mit ihm verabreden würde, war er wieder hoffnungsfroh…. Fortsetzung folgt.
Erläuterungen:
Mohrenköpfle*: Das Schwäbisch-Hällische Landschwein der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall w.V., findet man auf der Internetseite der
Erzeugergenossenschaft unter http://www.besh.de/
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