„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.
Von Birgit Häbich
Frau XX
… und es war zum Davonlaufen, warum hatte er sich so schrecklich benommen, Paula hatte allen Grund ihm nicht mehr zu vertrauen, allein die Vorwürfe halfen nichts, Carl musste sich nun bekennen.
Schweigen
Also fing er damit an, dass er sie im Namen der gewesenen Freundschaft und gebliebenen Zuneigung um einen Termin bitte und auf diesem Weg höflich anfrage, ob sie bereit sei, ihn persönlich anzuhören. Er schrieb ihr, dass er vor zehn Jahren aus einer Fehleinschätzung heraus große Fehler gemacht hatte und diese dann weder sich selbst noch ihr gegenüber zugeben konnte. Und, als ihm die Unumkehrbarkeit seiner falschen Handlungen deutlich wurde, ihm die Worte fehlten und vor allem der Mut sich ihr anzuvertrauen. Er könne zwar die verlorenen Jahren, in denen er geschwiegen hatte, nicht rückgängig machen, wolle aber hiermit einen Neuanfang durch seine Offenheit wagen.
Vermisst
Carl schrieb auch davon, wie schmerzlich er Paula vermisste und wie unsäglich er in all den Jahren bereute, dass er damals nicht ehrlich zu ihr war. Ja, das entsprach seinem Inneren und Paula würde ihn bestimmt verstehen. Sie waren sich immer so vertraut gewesen, sie ergänzten sich so gut, waren bei grundsätzlichen Dingen einer Meinung gewesen, es musste doch möglich sein, an diese alten Gemeinsamkeiten anzuknüpfen. Und er liebte sie nicht nur als Frau, sondern bewunderte auch ihre Kunst. Sollte er in diesem Sinn das Schreiben beenden? Oder eher mit einer Gedichtzeile? Nein, das wäre zu kitschig. Es ging ja um die Klärung einer ernsthaften Angelegenheit. Große Gefühlsduselei könnte missverstanden werden. Ach, es war arg schwierig die rechten Worte zu finden.
Versöhnung möglich?
Carl schloss den Brief mit dem Vorschlag ab, sich zu einem gemeinsamen Abendessen zu treffen. Wenn sie bereit wäre, würde er sie gern in ein kleines Gasthaus nach Hohenlohe einladen. Dort könne man sich, bei gesundem Wasser und einem Menü aus regionaler Küche, dann in aller Ruhe unterhalten. Ihm klopfte plötzlich ganz heftig das Herz bei dem Gedanken, dass sie seine Einladung annehmen könnte. Auf einmal war Paula wieder so nah und seine stille Hoffnung auf eine mögliche Versöhnung wuchs.
Ein hübscher Brief
Fein säuberlich schrieb Carl den Entwurf auf das handgeschöpfte Papier ab, faltete den Bogen zweimal, die Kanten sauber abschließend, zusammen und steckte ihn in den blütenweißen seidengefütterten Umschlag. Er klebte den Brief aber für den Fall, dass ihm bis morgen noch etwas einfallen würde, noch nicht zu. Das Kuvert hatte Carl Eugen bereits leserlich mit ihrer Anschrift und seinem Absender versehen. Rechts oben zierte ein Ensemble mit bunten Blütenbriefmarken den Umschlag. Die zarte weißblättrige Margerite freute ihn besonders.
Biologisches Restaurant
Jetzt war Carl Eugen Friedner wieder wohler. Heute Nacht würde er bestimmt gut schlafen können. Er wollte demnächst sowieso in der „Esche“ bei der Familie Knollorie Essen gehen und könnte dann gleich für das Treffen mit Paula einen Tisch bestellen. Das Ehepaar Knollorie war bekannt für eine ausgewogene Küche. Bruno Knollorie war Koch mit Leib und Seele und es hätte ihm einst gar nichts Besseres passieren können, als sich in die aparte Klara zu verlieben. Klara war die Tochter der Eschenwirtsleute und wollte die gepflegte Gaststube ihrer Eltern weiterführen. Sie war glücklich über ihren Ehemann, der mit ihr zusammen das Traditionshaus in einem idyllischen Tal eines Kocherzuflusses zwar erhalten, aber die Gastlichkeit doch mit völlig neuem Leben erfüllen wollte. Die beiden waren sich schon vor 30 Jahren einig, ein biologisch und regional orientiertes Restaurant einzuführen. Damals war diese Art der Kochkunst eine absolute Neuheit in Hohenlohe, die sich aber Dank der Zufriedenheit der Gäste sehr schnell etablierte.
Ruhige behagliche Atmosphäre
Die guten Zutaten, welche Bruno in seiner Küche verarbeitet und die ruhige behagliche Atmosphäre für die die Klara in der Gaststube sorgt, sind ein weit und breit bekanntes Markenzeichen dieser produktiven Ehe. Und wenn eine Versammlung abgehalten werden soll, oder eine größere Festlichkeit ausgerichtet wird, so kann der Gastraum durch breite Flügeltüren zum freundlich wirkenden Nebenzimmer hin erweitert werden. Ja, dort würde auch Paula sich wohl fühlen.
Liebevolle Gedanken
Er würde den Brief morgen höchstpersönlich bei der Post abgeben, damit er sich sicher sein konnte, dass die Nachricht auf dem Weg war. Mit liebevollen Gedanken an sie schlief Carl glücklich und zufrieden ein…. Fortsetzung folgt.
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