„Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht“, lautet der Titel eines Vortrags am Donnerstag, 13. November 2014, um 19 Uhr in Schwäbisch Hall. Dr. Ronen Steinke, Redakteur der Süddeutschen Zeitung (SZ), liest aus seiner bewegenden Biographie über den mutigen Staatsanwalt Dr. Fritz Bauer, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse gegen enorme Widerstände durchgesetzt hat.
Vom Kulturbüro der Stadt Schwäbisch Hall, in Kooperation mit der Volkshochschule und der KZ-Gedenkstätte Hessental e.V.
Mutiger Staatsanwalt
In der Reihe Literatur live ist am Donnerstag, 13. November 2014, um 19 Uhr auf Einladung des städtischen Kulturbüros der junge Jurist und Journalist Dr. Ronen Steinke in den Räumen der Sparkasse am Hafenmarkt in Schwäbisch Hall zu sehen. Steinke schrieb eine bewegende Biographie über den mutigen Staatsanwalt Dr. Fritz Bauer, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse gegen enorme Widerstände durchgesetzt hat.
Jüngster Amtsrichter im Deutschen Reich
Fritz Bauer wurde 1903 als Sohn jüdischer Eltern in Stuttgart geboren und besuchte dort das Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums. Er studierte Rechtswissenschaft in Heidelberg, München und Tübingen und engagierte sich in einer liberalen jüdischen Studentenverbindung. 1928 wurde Bauer Gerichtsassessor beim Amtsgericht Stuttgart und zwei Jahre später jüngster Amtsrichter im Deutschen Reich. Er war Mitgründer des Republikanischen Richterbundes in Württemberg. 1920 trat er der SPD bei. Im Zusammenhang mit Planungen zu einem gegen die Machtübergabe an die Nationalsozialisten gerichteten Generalstreik wurde Bauer 1933 festgenommen und acht Monate im KZ Heuberg inhaftiert. Aus dem Staatsdienst entlassen, emigrierte er 1936 nach Dänemark und anschließend nach Schweden. Dort gründete er mit Willy Brandt und anderen die Zeitschrift Sozialistische Tribüne.
NS-Staat war „kein Rechtsstaat“
1949 kehrte Bauer nach Deutschland zurück und wurde zunächst Generalstaatsanwalt in Braunschweig, 1956 dann hessischer Generalstaatsanwalt in Frankfurt am Main. Bekannt wurde er 1952 als Ankläger im sogenannten Remer-Prozess, der die Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 rehabilitierte und ihren Versuch, Hitler zu töten, legitimierte. Das Gericht schloss sich Bauers Auffassung an, der NS-Staat sei „kein Rechtsstaat, sondern ein Unrechtsstaat“ gewesen.
Erste Auschwitzprozess begann im Dezember 1963
1959 erreichte Bauer, dass der Bundesgerichtshof die Untersuchung und Entscheidung in der Strafsache gegen Auschwitz-Täter dem Landgericht Frankfurt am Main übertrug. Auf Weisung Bauers leitete die dortige Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen vormalige Angehörige der SS-Besatzung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz ein. Der erste Auschwitzprozess wurde im Dezember 1963 vor diesem Landgericht eröffnet.
Kriegsverbrechertribunale von Nürnberg bis Den Haag
Dr. jur. Ronen Steinke, geboren 1983 in Erlangen, ist Redakteur der Süddeutschen Zeitung in München. Zuvor studierte er Jura und Kriminologie, arbeitete in Anwaltskanzleien, einem Jugendgefängnis und zuletzt beim UN-Jugoslawientribunal in Den Haag. Seine Promotion über die Entwicklung der Kriegsverbrechertribunale von Nürnberg bis Den Haag wurde von der FAZ als »Meisterstück« gelobt.
Veranstalter: Kulturbüro in Kooperation mit VHS und KZ-Gedenkstätte Hessental e.V.
Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim. Karten: 8 Euro/ermäßigt für Schüler und Studenten 4 Euro (Vorverkauf: Stadtbibliothek Schwäbisch Hall und Buchhandlung Osiander )
Weitere Informationen und Kontakt:
Ute Christine Berger M.A., Kulturbeauftragte Stadt Schwäbisch Hall, Am Markt 9, 74523 Schwäbisch Hall
Telefon: 0791-751 620
Internet: www.schwaebischhall.de
Informationen zur Veranstaltung auf der Internetseite der Stadt Schwäbisch Hall:
Die exzellent geschriebene Biografie des Mannes, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse auf den Weg brachte.
Fritz Bauer zwang die Deutschen zum Hinsehen: Inmitten einer Justiz, die in der jungen Bundesrepublik noch immer von braunen Seilschaften geprägt war, setzte er den großen Frankfurter Auschwitz-Prozess durch. Er kooperierte mit dem israelischen Geheimdienst, um Adolf Eichmann vor Gericht zu bringen. Aber wer war der kämpferische Einzelgänger wirklich? Jurist und Journalist Ronen Steinke schrieb die Biografie des Mannes, der in der Nachkriegszeit angefeindet wurde wie kaum ein Zweiter, unter Verwendung zahlreicher bislang unbekannter Quellen. »Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht« ist die Biografie eines großen Juristen und Humanisten, dessen persönliche Geschichte zum Politikum wurde. Und es ist die Biografie eines deutschen Juden, der selbst nur knapp der NS-Verfolgung entkam.
Ronen Steinke, Dr. iur., geboren 1983 in Erlangen, ist Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Zuvor studierte er Jura und Kriminologie, arbeitete in Anwaltskanzleien, einem Jugendgefängnis und zuletzt beim UN-Jugoslawientribunal in Den Haag. Seine Promotion über die Entwicklung der Kriegsverbrechertribunale von Nürnberg bis Den Haag wurde von der FAZ als »Meisterstück« gelobt. Er lebt in München.
Moderation: Siegfried Xander
In der Reihe Literatur live. Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Schwäbisch Hall-Crailsheim. In der Reihe Stolpern mit Kopf und Herz: Gedenken an die Reichspogromnacht.