„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zweiundzwanzigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zweiundzwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XXII Mann

… Carl verbrachte zwei unruhige Tage und Nächte. Seine Gedanken gingen immer wieder zu ihr, und er fragte sich unaufhörlich, ob Paula ihm wohl antworten würde. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn im Wechsel mit der aufkeimenden Euphorie über die mögliche Verabredung. Sie konnte ihm nämlich nicht nur seine Unzuverlässigkeit vorwerfen, sie hatte darüber hinaus auch allen Grund, mit ihm beleidigt zu sein. Irgendwann damals, als wegen der immer verzwickter werdenden Situation seine Nerven vollkommen blank lagen, hatte
er Paula auch angeschrien.

Unfruchtbare Auseinandersetzung

Wenn er heute darüber nachdachte, erschien es ihm völlig absurd, warum sie derart heftig miteinander gestritten hatten. Anstatt sich gegen die intriganten Machenschaften gemeinsam zur Wehr zu setzen, trugen sie kleinliche Streitereien miteinander aus. Carl ärgerte sich, dass er damals nicht imstand war, ihr vorzuschlagen, gemeinsam zu einem Menschen ihres Vertrauens, einem Pfarrer oder zu einer Mediation zu gehen. Vielleicht wäre es gemeinsam mit einer dritten und neutralen Person gelungen, die hässlichen und schmerzlichen Dinge so anzusprechen und anzuhören, dass etwas Konstruktives dabei entstanden wäre. Wenn sie je wieder in die Nähe einer solchen unfruchtbaren Auseinandersetzung kommen würden, würde er Paula diesmal sofort darum bitten, eine Art konstruktive Beziehungsberatung einzuschalten.

Lauter Streit

Er erinnerte sich an einen warmen Herbstabend, als er sich noch spät auf den Weg zu ihr gemacht hatte. Paula wusste nichts von seinem Vorhaben, weil Carl sich einfach dachte, ohne Voranmeldung bei ihr vorbeizuschauen, sie würde sicherlich noch arbeiten und wäre in ihren Geschäftsräumen anzutreffen. So schlenderte Carl Eugen vom Holzmarkt kommend rechts an der Michelskirche vorbei in Richtung der damaligen Post. Als ihm Paula dann plötzlich wider Erwarten, etwa auf der Höhe des Barfüßers entgegenkam, erkannte sie ihn und kam geradewegs auf ihn zu. Carl erinnerte sich gar nicht mehr, wie es dann zu dem heftigen Wortwechsel gekommen war. Jedenfalls entstand innerhalb kürzester Zeit ein lauter Streit zwischen ihnen.

Scham

Die vielen jungen Menschen vor dem Eingang des Tanzlokals blieben staunend und in sicherem Abstand stehen und betrachteten das Beziehungsschauspiel. Auch andere Passanten, welche die vermutlich letzte laue Nacht in der abendlichen Innenstadt genießen wollten, blieben stehen und überlegten vermutlich, ob es demnächst nötig sein würde, die Streitenden zu trennen, weil sie sonst noch tätlich aufeinander losgehen könnten. Nein, so etwas sollte nie wieder geschehen. Heute schämte Carl sich zutiefst für diese Szene. Er wollte sich in aller Form für seine Fehltritte entschuldigen und ihr in Zukunft keinen Anlass mehr für solche Auftritte geben. Wenn er ihr seine Fehler gestehen könnte, wäre Paula vielleicht auch nicht mehr so schrecklich aufgebracht und könnte ihn sogar ein Stück weit verstehen.

Wüst attackiert

Überhaupt hatten sie beide sich nicht gut benommen. Auch am Telefon hatten sie sich wüst attackiert – es gab viel zu klären und genügend Gründe, um Verzeihung zu bitten. Aber wollte sie ihn überhaupt anhören, würde Paula seine Erklärung akzeptieren können? Paula war damals entsetzlich stur und uneinsichtig. Nun, er hoffte eben darauf, dass auch sie im Lauf der Zeit älter und damit reifer geworden war. Und wenn er es sich recht überlegte, war die meiste Zeit, die sie miteinander verbrachten, schön, harmonisch und friedlich gewesen.

Wissendes Lächeln

Ob der Vorschlag in einem guten Restaurant in der Nähe zu essen, richtig gewesen war?  Vielleicht hätte er sie in ein wesentlich nobleres Etablissement einladen sollen, um die Wichtigkeit seines Anliegens zu unterstreichen?  Wäre nicht vielleicht der Löwen auf dem Falkenberg angemessener gewesen? In diesem feinen Gasthof konnte man ebenfalls aus regionaler Küche erlesen speisen und es gab komfortable Übernachtungsmöglichkeiten. Aber der Weg dorthin war weit und man müsste dann dort übernachten – es sollte doch nicht so aussehen, als würde seine Einladung lediglich den Zweck einer simplen Einigung über Nacht erfüllen. Eine solche die er sich womöglich durch Luxus erkaufen würde? Nein, so waren sie früher auch nie miteinander umgegangen. Zuerst müssen die unguten Dinge zwischen ihnen geklärt und geregelt werden. Und dann würde sicherlich für alles, was sie sich darüber hinaus gemeinsam vorstellen konnten, immer noch genug Zeit sein. Ein wissendes Lächeln überzog sein plötzlich entspanntes Gesicht.

Keine Lust

Als das Telefon läutete, hatte Carl eigentlich gar keine Lust mit irgendjemandem zu sprechen und nahm etwas unwillig den Hörer ab. Doch im selben Moment kam es ihm wie ein Blitz in den Sinn, dass ja auch sie am Telefon sein könnte, und er meldete sich laut und deutlich mit seinem Namen. Tatsächlich, Paula hatte ohne zu zögern, kaum dass sie den Brief gelesen hatte, seine Nummer gewählt.… Fortsetzung folgt.

Wer hat selbst eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gerne an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

   Sende Artikel als PDF   

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.