„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden dreiundzwanzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.
Von Birgit Häbich
XXIII Vorfreude
… Paula meldete sich mit einem sanften Hallo. Carl war sprachlos – alle schönen Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, verschwanden und lösten sich irgendwie in Luft auf. Sie hatte sich tatsächlich ohne zu zögern gemeldet. Nach einiger Zeit des Schweigens fragte sie mit spöttischem Unterton, ob er eigentlich dann auch bei dem Essen, zu dem er sie eingeladen hatte, schweigen wolle, dann könne er nämlich alleine essen. Sie würde nur mitkommen, wenn er sie gut unterhalten würde. Da war er wieder, der etwas widerborstige, aber freundschaftlich offene Ton, der immer zwischen ihnen geherrscht hatte. Carl atmete einmal tief durch und fand dann die Sprache wieder.
Wild schlagendes Herz
Er bat Paula um Verzeihung für sein jahrelanges Schweigen und sein bisheriges schlechtes Benehmen. Er wartete aber nicht, was sie erwidern würde, sondern bat sie, diese pauschale Bitte jetzt einfach anzunehmen und ihm in Zukunft Gelegenheit zu geben, ihr seine damaligen Beweggründe zu erklären. Dann machte Carl Eugen eine Pause und wartete, was Paula dazu sagen würde, und hoffte, dass sein wie wild schlagendes Herz nicht aus der Brust springen würde. Endlich hörte er sie wieder sprechen; Paula meinte sie wäre zwar grundsätzlich bereit ihn anzuhören, wolle aber jetzt endlich wissen, was damals eigentlich hinter den Kulissen gespielt worden war. Sie erklärte ihm auch, dass sie früher sehr dankbar für seine Hilfe gewesen wäre, es aber nie zum Ausdruck hätte bringen können und dass auch sie Fehler gemacht habe.
Undurchsichtige Verstrickungen
Carl freute sich über ihre spontane Rückmeldung. Paula würde mit ihm ausgehen, sie würde sich mit ihm treffen. Und endlich würde er ihr erklären können, warum er damals manchmal so derart kopflos gehandelt hatte, warum es ihm unmöglich war, sich aus den undurchsichtigen Verstrickungen zu befreien. Dass Paula ihm nun keine Vorwürfe mehr machte, sondern ihre eigenen Schwächen zugab, erleichterte ihn ungemein. Er fühlte sich glücklich, hatte er doch nicht damit gerechnet, dass sie so schnell zusagen würde. Aber sie hatte eben ein großes Herz und ein Platz darin schien ihm sicher sein. Dann plagte ihn wieder sein schlechtes Gewissen, wie hatte er nur so wenig Vertrauen in Paula haben können, wo sie ihm gegenüber immer so offen war. Carl Eugen Friedner wollte sich weiterhin anstrengen und ihr neues Vertrauen nicht enttäuschen.
Vor neugierigen Blicken geschützt
Als nächstes läutete er kurz bei Anton an, um dem Freund die gute Nachricht mitzuteilen. Anton sprach ihm Mut zu und meinte, wenn er bei seinen Vorsätzen bleiben würde, müsste sich alles Weitere von allein ergeben und er wünschte ihm alles Gute für das geplante Treffen. Am Freitag würden sie sich treffen, sie würde ihn um 12 Uhr daheim abholen, dann würden sie zusammen zum Mittagessen gehen. Für danach planten sie einen kleinen Spaziergang und wollten anschließend bei ihm Kaffee trinken. Carl hatte neben der neuen Zisterne, am sonnigsten Platz im Garten, eine einladende Sitzecke mit einem robusten Tisch eingerichtet. Eine geschmackvolle Holzkonstruktion mit hübschem Flechtwerk ging in ein verglastes Dach über und schützte vor Wind und Regen. Das Laub der Weinranken war in diesem Jahr schon hoch hinauf gewachsen und ließ an den Seiten nicht viel für neugierige Blicke übrig.
Hintergangen gefühlt
Voller Zuversicht ließ er im vorgeschlagenen Gasthaus einen Tisch reservieren und bestellte vorsorglich gleich eine Portion ihrer Lieblingsvorspeise. Danach setzte er sich in sein Arbeitszimmer und nahm sich die Liste mit den wichtigsten Dingen, die er ihr damals verschwiegen hatte, nochmals vor. Seit dem ergiebigen Gespräch mit Anton hatte er angefangen, die Vorkommnisse der Reihe nach kurz zu notieren und ihm war dabei aufgefallen, wie oft er sie damals nicht in seine Vorgehensweise eingeweiht hatte. Paula musste sich irgendwann hintergangen gefühlt haben, soviel hatte Carl jetzt begriffen. Und er war nun endlich bereit, ihr alles mitsamt den Hintergründen offen darzulegen. Er zweifelte zwar immer wieder, ob das nötig wäre, aber letztlich hatte er keine Wahl, er wollte sie als Frau und Mensch wieder für sich gewinnen. Das Risiko, dass sie ihm dabei manches nicht verzeihen konnte und eine Szene machen würde, musste er eingehen. Die Methode des Schweigens hatte er ja nun schon jahrelang angewandt. Schlicht ergebnislos und falsch war diese Vorgehensweise, wie Anton treffend festgestellt hatte.
Leicht und fröhlich
In dieser Nacht schlief Carl Eugen tief und ruhig. Als er am Morgen erwachte, war ihm leicht und fröhlich zumute. Er bereitete sich ein kleines Frühstück zu, ging auf eine kurze Runde im Garten spazieren und setzte sich wieder an seine schwierige Liste. Und er fragte sich, ob ihr die Atmosphäre in seinem Garten wohl zusagen würde…. Fortsetzung folgt.
Wer verlor schon eine Immobilie?
Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.
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