Der Crailsheimer Reformationsweg wächst um eine weitere Station. Am Donnerstag, 26. März 2015, um 11 Uhr wird im Bereich der früheren Synagoge in der Adam-Weiß-Straße (hinterm Hotel Post-Faber) eine Stele vorgestellt, die sich mit einem der dunkelsten Kapitel der Reformationsgeschichte befasst, dem Verhältnis Martin Luthers und des Protestantismus zu den Juden.
Von der Stadtverwaltung Crailsheim
Luther wollte Juden zunächst bekehren
Luthers Haltung zur jüdischen Minderheit in Deutschland unterschied sich zunächst deutlich von der strikten Ablehnung durch die mittelalterliche Kirche, die in ihnen vor allem die „Gottesmörder“ sah. Luther erkannte die Juden als Glaubensgenossen Jesu an und trat ihnen zunächst durchaus mit Offenheit und Sympathie entgegen. Allerdings verband er damit die Erwartung, dass die Juden zum christlichen Glauben finden würden, nun, nachdem er durch die Reformation von „Missbräuchen“ gereinigt worden war. Als sich diese Hoffnung nicht erfüllte, wandelte sich seine Haltung nach und nach in tiefen Hass gegen die Juden. In mehreren Schriften forderte er die Zerstörung ihres Eigentums, ihre Vertreibung und die gewaltsame Auslöschung aller Erinnerung an sie.
Vorgeschichte der Vernichtung der jüdischen Gemeinde in Crailsheim
Auch die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Crailsheim litten über Jahrhunderte unter dieser religiös begründeten Ablehnung und den daraus erwachsenden diskriminierenden Maßnahmen. Der Antijudaismus aller christlichen Konfessionen lieferte im 19. und 20. Jahrhundert den antisemitischen Bewegungen reichlich Argumentationshilfen und gehört damit zur Vorgeschichte der Vernichtung der jüdischen Gemeinden in fast ganz Europa, auch in Crailsheim, in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945).
Steleneinweihung am Donnerstag, 26. März 2015, um 11 Uhr:
Die neue Station, die elfte im Ablauf des Crailsheimer Reformationsweges, wird wieder mit einer kleinen öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Sie beginnt am Donnerstag, 26. März 2015, um 11 Uhr am ehemaligen Synagogenplatz. Alle Interessierten sind dazu eingeladen.
Weitere sechs Stationen folgen bis zum großen Reformationsjubiläum 2017
Mit der neuen Stele wird das Projekt „Reformationsweg“ zur Hälfte fertiggestellt sein. Weitere sechs Stationen werden bis zum großen Reformationsjubiläum 2017 folgen. Wie die meisten der anderen Standorte wurde auch die Realisierung von Station 11 durch eine großherzige Spende ermöglicht. Sie stammt von Dr. Konrad Wetzel.