„Die Politik zieht das Netz zu“ – Leserbrief von Beate Braun, Michelbach/Bilz und ein Offener Brief zur schädlichen Wirkung von Mobilfunk

Wie am 26. Mai 2015 in der Südwestpresse zu lesen war, soll – mittels derzeit laufender  Frequenzversteigerungen – das Mobilfunknetz bis 2018 zugezogen werden. Dann wird es laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) keinen weißen Fleck mehr geben.

Leserbrief von Beate Braun, Michelbach/Bilz

Mobilfunkstrahlung fördert das Tumorwachstum

Schön, für Menschen, die am Smartphone hängen wie Alkoholiker an der Flasche. Existentiell bedrohlich, für Menschen, die bereits in den letzten Rückzugsgebieten leben und jetzt schon kaum oder gar nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wo sollen sie noch hin? Auch in Schwäbisch Hall und Umgebung gibt’s Menschen, die sich – indem sie im Keller schlafen – grade noch so über Wasser halten. Andere sind schon weg. Doch Elektrosensibilität ist nur die eine Seite der Medaille. Krebs, frühe Herzinfarkte, Schlaganfälle, Demenz, Depressionen, Konzentrationsprobleme und vieles andere mehr, ist die andere. Gerade eben wurde eine Wiederholungsstudie veröffentlicht, die das Bundesamt für Strahlenschutz in Auftrag gegeben hat. Ergebnis: Mobilfunkstrahlung fördert das Tumorwachstum, in diesem Falle bei Mäusen in Leber und Lunge.

Alles ist mit Mobilfunk verseucht

Das alles ist bedrohlich für unsere Kinder und Heranwachsenden, die einer lebenslangen Rund-um-die-Uhr-Bestrahlung verschiedenster Frequenzen und Taktungen ausgesetzt sind. Für sie wird die Luft nun noch enger. Schulen, Städte, Dörfer, Naherholungsgebiete, Züge, Busse, Hallen,… alles ist mit Mobilfunk verseucht. Hätte die Strahlung eine Farbe, könnten wir unser Gegenüber kaum und den Himmel gar nicht mehr sehen.

Europarat, EU-Parlament rufen zur Senkung der Strahlenbelastung auf

Doch warum agiert die Politik vollkommen gegenläufig zu den sich stetig mehrenden besorgniserregenden Studienergebnissen und Warnungen von hochoffizieller Seite, wie zum Beispiel Europarat, EU-Parlament, die zur Senkung der Strahlenbelastung aufrufen, und der Weltgesundheitsorganisation, die Mobilfunk aufgrund der Studienlage bereits 2011 als potentiell krebserregend eingestuft hat? Warum erhöht Hall die Strahlung mit so genanntem freiem Stadt-WLAN dennoch? Unsere Jugendlichen, die auf der Haalmauer sitzen, haben einen der Hotspots künftig auf Kopfhöhe.

Frankreich: WLAN in Kindertagesstätten verboten

Frankreich dagegen hat im Januar dieses Jahres ein Gesetz erlassen, das WLAN in Kindertagesstätten verbietet. Auf der Insel Mainau wird in einem Konferenzsaal derzeit WLAN durch VLC (optische Datenübertragung) ersetzt. Auch VLC ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn die mobile Kommunikation, wie sie praktiziert wird, hat noch eine ganz andere, sozial bedrohliche Seite, die einen eigenen Leserbrief wert wäre. Wenn die Stadt im Sinne seiner Bürger wirklich zukunftstauglich handeln würde, hätte sie sich wenigstens um die deutlich gesundheitsverträglichere VLC-Technologie bemüht. So versucht sie mal wieder großmannssüchtig den falschen Anschluss zu bekommen.

Link zum Artikel des Haller Tagblatts:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/art1188139,3230908

Offener Brief an die Schwäbisch Haller Gemeinderatsmitglieder:

Von Beate Braun und Ulrike Hölzel aus Michelbach/Bilz

An die Mitglieder des Gemeinderates Schwäbisch Hall, Herrn OB Pelgrim, Herrn R. Wunderlich (17. Mai 2015)

Offener Brief – Einführung „freies Stadt-WLAN“

Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates,

Ihr Gremium hat im Ausschuss mit knapper Mehrheit so genanntes freies WLAN im Stadtgebiet beschlossen. Die Begründungen dafür, die im Haller Tagblatt vom 6. Mai 2015 aus Ihren Reihen zu lesen waren, zeugen von unglaublicher Uninformiertheit und Ignoranz gegenüber der Risikotechnologie Mobilfunk.

Allerverletztlichste Lebensphase

Längst ist bekannt, dass Mobilfunk eine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Aufgrund ihres noch in Entwicklung befindlichen Organismus und aufgrund der kumulativen Wirkung, sind Föten, Säuglinge und Kinder in einem  besonderen Maß gefährdet. In ihrer allerverletztlichsten Lebensphase werden sie künstlich bestrahlt.

Nachfolgend ein Auszug zahlreicher Verlautbarungen zu WLAN- und Funkstrahlung:

– In Frankreich wurde im Januar dieses Jahres ein Gesetz erlassen, das WLAN in Kindertagesstätten, in denen Kinder unter drei Jahren betreut werden, verbietet. Der Grund hierfür sind befürchtete Gesundheitsschäden! Wer auch nur ansatzweise eine Ahnung von Politik hat, weiß, wie weit es gekommen sein muss, dass ein solches Gesetz erlassen wird.

– Im Herbst 2014 hat die Landesärztekammer mobilfunkfreie Zonen in Schulen und öffentlichen Verkehrsmitteln gefordert und unter anderem zu umso zurückhaltenderer Nutzung von Handys und Laptops aufgerufen, je jünger die Kinder sind! Die gesamte Stellungnahme der Landesärztekammer ist nachzulesen unter:

http://aerztekammer-bw.de/news/2014/2014_09/mobilfunk_und_gesundheit/index.html

– Bereits im Jahr 2008 hat die Bundesregierung explizit vor WLAN gewarnt.

– Ende 2006 gab der Bayerische Landtag eine Empfehlung an die Schulen des Freistaates heraus, auf WLAN-Netze nach Möglichkeit zu verzichten.

– Nahezu 200 Wissenschaftler aus aller Welt haben in diesem Frühjahr einen internationalen Appell zum Schutz vor nicht-ionisierenden elektromagnetischen Feldern
veröffentlicht. Zitat:„ Zahlreiche kürzlich erschienene wissenschaftliche Publikationen zeigen, dass EMF – deutlich unterhalb der meisten international und national geltenden Grenzwerte – auf lebende Organismen einwirken. Die Wirkungen umfassen ein erhöhtes Krebsrisiko, zellulären Stress, einen Anstieg gesundheitsschädlicher freier Radikale, genetische
Schäden, Änderungen von Strukturen und Funktionen im Reproduktionssystem, Defizite beim Lernen und Erinnern, neurologische Störungen und negative Auswirkungen auf das
Allgemeinbefinden der Menschen. Wie die sich mehrenden Belege für schädliche Auswirkungen auch auf die Pflanzen- und Tierwelt zeigen, reicht die Bedrohung weit über die Menschheit hinaus.“

– Leicht verständlich wird die Tragweite der alles durchdringenden Funkstrahlung am Ergebnis einer Studie an Mäusen, die 2008 vom Fraunhofer-Institut vorgestellt wurde und die der langjährige Vorsitzende der Strahlenschutzkommission, Prof. Lerchl, mit seinem Team im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz aktuell wiederholt hat. Ergebnis: Krebswachstum wird durch Mobilfunkstrahlung gefördert.

–Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Mobilfunk 2011 als potentiell krebserregend ein.

– Seit Jahren stehen unzählige Warnungen von EU-Parlament, Europarat, Russischer Strahlenschutzkommission, der Wiener Ärztekammer, des BUND (Forderung: sofortiger Ausbaustopp, bereits 2008), durch internationale Ärzteappelle, etc., etc. im Raum.

Amtsträger wurden informiert und sollten handeln

Seit 2006 wurden unter anderem Politiker und Amtsträger im Landkreis (Schwäbisch Hall) von uns informiert und zum Handeln aufgefordert. Die Fakten sollten endlich ernst genommen werden!

Atomare Strahlung spürt man auch nicht

In der Presse lesen Sie von alledem freilich nichts oder allenfalls am Rande und punktuell. Und auch die große Politik schickt sich trotz aller Warnungen nicht an, ihre Bevölkerung
endlich zu schützen. Von daher passt der „WLAN-Beschluss“ des Ausschusses zur gängigen politischen Praxis, die Herr Sakellariou nach einem Informationsvortrag zu den Gefahren
durch Mobilfunk folgendermaßen auf den Punkt brachte: „Ich bin ein einfacher Mensch. Ich kann die Strahlung weder sehen, hören noch schmecken. Deshalb gehe ich auch davon aus,
dass sie ungefährlich ist“. Gefangen im Strahlennetz. Und übrigens: Atomare Strahlung spürt man auch nicht!

Zynisch und primitiv

Wer also wie Sie, Herr Nestl, behauptet, dass durchs Funknetz keine Gefahr für die Gesundheit bestehe, hat weniger als keine Ahnung. Dies ist mindestens so irritierend wie Ihr
Sprachstil. Ihre Aussage: „Da müsste ja jeder an Krebs krepieren“, ist an Zynismus und Primitivität kaum zu überbieten. Die Frage ist, warum Sie sich mit Ihrem Nichtwissen in
dieser Sache überhaupt zu Wort melden.

Schädlicher biologischer Effekt

Und wer, wie Sie, Herr Wunderlich, die Leistung der Funknetzquelle als Messlatte für schädigende Wirkung nimmt, trägt nicht zur Versachlichung der Debatte bei. Sondern Sie haben entweder die Problematik nicht begriffen oder wollen sich bewusst der Wahrheit entziehen. Der Wirkmechanismus von Mobilfunk ist zugegebenermaßen kompliziert. Vereinfacht ausgedrückt, ist er ein Zusammenspiel aus Energie, Intensität, Struktur und Dosis. Die Struktur, sprich die Information/Frequenz, ist dabei die auslösende Komponente für den Wirkmechanismus, die Dosis der entscheidende Faktor, ob die Mobilfunkstrahlung schädigt oder nicht. Damit erklärt sich zum Beispiel die Tatsache, dass man mit elektromagnetischen Feldern Zellwachstum anregen kann, wie das in der Medizin teils gemacht wird. Dass im Umkehrschluss bei Langzeitexposition oder sich dauernd wiederholender Exposition – wie das inzwischen nahezu flächendeckend  der Fall ist – ein schädlicher biologischer Effekt eintritt, dürfte damit auch für Laien nachvollziehbar sein. Ob „Stadt-WLAN“ gesundheitsschädigend ist oder nicht, kann demnach nicht allein an der Intensität, sprich an der Wattzahl, festgemacht werden.

Gemeinderat soll gegen freies WLAN stimmen

Wir erwarten vom Gemeinderat, dass er mit Rücksicht auf die in der Stadt lebenden und arbeitenden Menschen, aber auch für die Besucher seine Entscheidung gegen „freies Stadt-WLAN“ fällt.

Zehn Prozent der Menschen sind elektrosensibel

Einer Stadt, die sich der Toleranz verschrieben hat, würde es überdies gut anstehen, alles dafür zu tun, dass sich auch die Minderheit der an Elektrosensibilität Erkrankten (laut Bundesamt für Strahlenschutz zirka.10 Prozent der Bevölkerung) im Zentrum aufhalten kann. Für diese Menschen ist die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ohnehin längst ein Problem. Mit Einführung eines nahezu flächendeckenden WLANs müsste sie einen Bogen um die Stadt machen und für jede Ausnahme, so sie denn noch möglich ist, mit ihrer Gesundheit bezahlen.

Keine lästigen Querulanten

Elektrosensible Menschen in unserer Gesellschaft sollten „nicht als lästige Querulanten, sondern eher als die Kanarienvögel des 21. Jahrhunderts betrachtet werden: Die extrem CO-sensiblen Tierchen wurden früher von den Bergleuten in den Schacht mitgenommen. Und wenn die Vögel ohnmächtig wurden, dann haben die Kumpels sie nicht beschimpft oder ausgelacht, sondern haben umgedreht und sind weggelaufen, so schnell sie ihre Füße trugen.“ (Univ.-Lektor i.R. Mag. Dr. Gernot Neuwirth)

Süchtig machende Wirkung von Mobilfunk

Dass ausgerechnet die SPD – die Sozialdemokratische Partei Deutschlands – einen Antrag stellt, der statistisch gesehen zirka 6000 Menschen im Einzugsgebiet der Stadt Hall ausgrenzt, möge sie selbst bewerten. Wir indessen meinen, dass die Ausgrenzung von Gesellschaftsgruppen nicht sozial ist. Angesichts der süchtig machenden Wirkung von Mobilfunk drängt sich bei „freiem Stadt-WLAN“ ein Vergleich mit jenen Herren auf, die an Schulkinder Rauschgiftkugeln verschenken.

In Erwartung eines Beschlusses zugunsten der Gesundheit verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Beate Braun (gez.) Ulrike Hölzel (gez.)

(Für die Bürgerinitiativen gegen Mobilfunk)

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