Wir können uns glücklich schätzen! Welches Bundesland hat einen Ministerpräsidenten, der mit seinen Bürgern in deren Heimat wandern geht und das Gespräch mit denselben sucht? Einfach so, selbstlos und überhaupt nicht mit dem Hintergedanken an die kommende Landtagswahl.
Leserbrief von Ulrike Hölzel, Michelbach/Bilz
Suggestive Botschaft der Artikel
Wir können uns glücklich schätzen! Über die mehr als ausführliche und durchweg lobende Berichterstattung und die vielen Bilder und Umfragen zu des Herren Besuch. Wir können uns glücklich schätzen! Wir werden gehört, unsere Sorgen und Nöte ernst genommen und wir haben einen Ministerpräsidenten, der mit uns auf Augenhöhe kommuniziert. So lautet für mich die suggestive Botschaft der vielen Artikel in der Lokalzeitung zu Kretschmanns Besuch in Schwäbisch Hall.
Ich habe das ganz anders wahrgenommen:
Gegen 17 Uhr, als Kretschmann auf dem Haller Marktplatz eintraf, in Gefolgschaft der ortsbekannten Grünen, war außer der Presse und einer Handvoll weiterer Menschen der Platz leer. Es war erstaunlich einfach, sich kurz an den „Landesvater“ zu wenden und sein Anliegen vorzubringen. Die Bodyguards, die einem dabei dicht auf die Pelle rückten, konnte man getrost ignorieren. Ich bekam eine Minute Redezeit und Herr Kretschmann war genau so lange zugewandt bis er den Grund meines Anliegens verstand. Dann wurde aus dem behäbig wirkenden Übervater ein aggressiver Politiker, der genau weiß, wie man Menschen einschüchtert und zum Schweigen bringt. Während seiner sehr emotional hervorgebrachten, lautstarken Antwort, habe ich mich abgewandt – und verstanden, was ich schon wusste: dass wir mit Kretschmann alles andere als einen souveränen und verständnisvollen Ministerpräsidenten haben. Im Gegenteil: Wer nicht blinden Gehorsam leistet, leise Kritik äußert oder einfach nur seine Sorge ausdrückt, fliegt raus; aus dem Gespräch mit MP Kretschmann.
Anlehnung an Verhältnisse in Nordkorea?
Irritierend war auch die Szenerie um Harald Ebner (MdB), der von Frauen umgeben war, auf deren grünen T-Shirts „Hohenlohe Ebner“ stand. Unterwerfen sich damit die Grünen Frauen ihrem Meister und ist das die Anlehnung an Verhältnisse in Nordkorea? Insgesamt eine erbärmliche Show – zugunsten einer Politik, die alles andere als den Menschen, die Umwelt und die Demokratie im Blick hat. Die Zeiten, in denen die Grünen mit Umwelt- und Friedenspolitik sowie einem respektvollen Umgang mit Bürgerrechten punkten konnten sind schon lange vorbei. Macht hinterlässt auch bei den damaligen Hoffnungsträgern tiefe Spuren.