„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden vierzigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: der Episoden vierzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XL Bürger

… dann schwiegen sie beide eine lange Weile. Carl Eugen genoss den Ausblick, der sich aus dem gemütlichen Atelier bot. Die mächtigen Linden gaben mit ihren vielen, im Wind wehenden Blättern, einen scheinbar endlosen Applaus für das schillernde Abendrot, welches sich sowohl am Himmel, als auch im Spiegelbild über dem Kocher ausbreitete.

Gefällig wie bei der Mafia?

Carl nahm sich dabei vor, diesen Frieden, der jetzt zwischen ihnen eingekehrt war, um jeden Preis zu erhalten. Paula sortierte ihre Gedanken und überlegte stirnrunzelnd ihre nächste Frage. Als sie sich gesammelt hatte, sprach sie Carl direkt an: „Aber wie hat das dann konkret funktioniert?“ „Konkret wird man da nicht – die Frage ist falsch gestellt, liebe Paula“ antwortete Carl ihr freundlich aber knapp, „man ist sich gegenseitig …“ und er atmete tief durch, setzte dann, nach einem weiteren kurzen Moment, erneut wieder an „Man ist sich gegenseitig gefällig.“ Paula überging die zutrauliche Anrede von Carl und verzog spöttisch das Gesicht. „Gefällig. Soso. Etwa wie unter guten Geschwistern? Oder eher wie bei der Mafia, oder wie meinst du das?“

„Wie verfährt man denn mit Verrätern bei euch?“

Laut überlegte er: „Vor dem Gesetz wären sie, hätte man Nachweise für manche der geleisteten Gefälligkeiten, strafbar. Und zwar sowohl wegen Vorteilsnahme sowie wegen Betrugs. Da man aber beim Erweisen solcher Gefälligkeiten erstens größte Vorsicht und Diskretion walten lässt und zweitens keine Nestbeschmutzer duldet. So gibt es keinen Kläger; und wo kein Kläger ist, da gibt es auch keinen Richter.“ „Wie verfährt man denn mit Verrätern bei euch? Werden sie erschossen? Oder galant und gut getarnt zum Selbstmord gezwungen?“, setzte Paula nun argwöhnisch nach. „Du schaust Dir zu viele Krimis an“, meinte Carl. „Die Dinge sind weitaus komplizierter angelegt, und erscheinen doch völlig normal, fast logisch.“

Laut, hart und unversöhnlich

Paula begann innerlich abermals zu kochen. Warum wurde Carl nicht deutlicher? Wollte er sie nur beruhigen oder an der Nase herumführen? Und womöglich dachte er gar nicht daran, ihr alles zu offenbaren? „Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, dass ein Betrug, bei dem es um Millionen geht, normal ist. Und auch nicht erzählen wollen, dass, wenn da ein angesehener Bürger und Landespolitiker beteiligt ist, es bei solchen Machenschaften lediglich um Logik geht?“ Und Paula redete sich langsam aber sicher in Rage: „Und du, du Ausbund an Anständigkeit, hast dem Treiben ja auch noch tatenlos zugesehen und mir nicht geholfen, mitgemacht hast du, verkauft hast du mich!“ Ihr Ton wurde laut, hart und unversöhnlich. Und obwohl sie sich um Fassung bemühte, brach sie nun unvermittelt in Tränen aus. Carl suchte mit einem schnellen Rundumblick Taschentücher, sah auf der anderen Seite des Raumes in einem Regalfach ein Päckchen liegen. Umgehend stand er auf und überbrachte Paula die Papiertücher.

Die liberale Partei und ihre Politik in Verruf gebracht

„Landespolitiker und angesehener Bürger war, muss es heißen, Paula“, rückte Carl ihre Worte vor dem Ausbruch zurecht, während er sich wieder setzte. Nun war Paula aufgestanden, lief etwas ziellos umher, schluchzte noch manchmal, schluckte und putzte sich laut und deutlich die Nase. Aber sie schwieg und schien wieder bereit zu sein, ihm zuzuhören. „du erinnerst dich sicherlich daran, dass Fieläckerle gerade wegen eines Skandals, bei dem es auch um so genannte Gefälligkeiten und kleine Tricksereien ging, zurücktreten musste. Man konnte ihm dann zwar nichts Konkretes nachweisen, aber es wurde gegen ihn ermittelt und sein Ansehen hat sehr darunter gelitten. Und er hat damit nicht nur im Landkreis, sondern im ganzen Südwesten und darüber hinaus, die liberale Partei und ihre Politik in Verruf gebracht.“ „Von der du doch sowieso nichts hältst“, bemerkte Paula spitz.

Nur Theater?

Nun wusste er nicht, ob er sich über Paulas freche Äußerung zu seiner privaten politischen Meinung, ärgern oder sich freuen sollte, dass sie sich so schnell wieder beruhigt hatte. War sie wohl gar nicht so angegriffen wie sie tat? Spielte sie ihm Theater vor? War Paula Engel einfach nur recht launisch und wollte ihn womöglich mit ihren Tränen nur derart rühren, damit er tat was sie verlangte? Frauen setzten für seinen Geschmack tränenreiche Gefühlsduselei sowieso viel zu oft als Druckmittel in Auseinandersetzungen ein. Paula irritierte ihn damit schon früher, wenigstens sprach sie jetzt aber vor und auch nach einem Tränenausbruch mit ihm. Vor Jahren wäre sie schon bei der Andeutung des Konfliktes, in Tränen ausgebrochen und dann davongelaufen. So war ihm ihr Verhalten deutlich lieber. Und er könnte ihr dann getrost – weit mehr als früher und somit auch die ganze Wahrheit zumuten.

Es ist still in der Stadt am Kocher

„Was ist,“ fragte Paula, „hat es dir die Sprache verschlagen oder bist du müde?“ Aus seinen Gedanken gerissen, meinte Carl, dass er nun doch tatsächlich müde sei. Und mit einem Augenzwinkern setzte er dazu: „Ich bin eben auch nicht mehr der Jüngste.“ „Also bringe ich dich jetzt heim,“ meinte Paula und erhob sich. „Aufräumen kann ich später noch.“ Carl folgte ihr in schweigsamer Übereinkunft. Es war still geworden in der Kocherstadt, das milde Frühlingslüftchen war abgekühlt. Während er in den Wagen stieg, meinte Carl jedoch einen zarten Hauch von Blütenduft wahrzunehmen, ob es schon die betörenden Linden wären? – Wie schade, dass Paula noch so zugeknöpft war. Sonst könnte man jetzt bestimmt einen ungestörten Spaziergang in den Ackeranlagen machen, sich an der nächtlichen Ruhe und aneinander freuen. Ein wenig am träge dahin murmelnden Kocher spazieren, um dann auf einer der abseits stehenden Bänke einträchtig nebeneinander auszuruhen.

Es tut ihm leid

Während Paula ihr Auto rückwärts aus der Parklücke steuerte, konnte er noch kurz die kleinen hübsch ausgestalteten Fenster ihrer Ladenwerkstatt betrachten. Er bewunderte Paulas großes Talent, die Dinge ansprechend zu dekorieren. Sie hielt bei ihren Arbeiten stets das Schöne fest und es gelang ihr scheinbar spielend, Dinge ins rechte Licht zu rücken. Und plötzlich tat es ihm furchtbar leid was Paula widerfahren war .… Fortsetzung folgt.

Wer hat auch schon einmal eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

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