„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden einundvierzigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ – Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden einundvierzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

XLI Gauner

… Als Paula wieder vorwärts anfuhr, warf er einen letzten bedauernden Blick auf das bildschöne Objekt des langen Streitens. Millionen, hatte Paula gesagt – auf das Geld und das Ansehen das man mit solchen Summen in Verbindung bringt, hatten es schon viele abgesehen.

Steuerschlupflöcher

Während Paula im Schritttempo durch die leeren Straßen der Kreisstadt fuhr, erinnerte sich Carl an die Zeit als er Paula noch nicht kannte. Man sprach nach den Parteiversammlungen, wenn der offizielle Teil vorbei und die Presse abgezogen war, ja gern auch einmal über seine eigenen wirtschaftliche Belange. Über Möglichkeiten, eröffnete Steuerschlupflöcher noch effektiver zu nützen, das eigene neugebaute Heim oder die sanierungsbedürftige Neuerwerbung. Ihm fielen auf Anhieb einige seiner Kollegen und Kolleginnen ein, die während ihrer gut verlaufenden Karrieren, ein begehrliches Auge auf diese Immobilie geworfen hatten. Ausgeben wollte diese Millionen aber freilich keiner. So mancher meinte in den siebziger und achtziger, und
dann als historische Altbauten in Mode kamen, besonders in den neunziger Jahren, äußerlich heruntergekommene Anwesen für ein paar wenige zehntausend Mark in seinen Besitz bringen zu können. „Wollte nicht auch der Windele einmal deiner Tante das Haus abluchsen?“, fragte Carl unvermittelt.

Komplizierte Sachlage

Paula errötete und hoffte, dass Carl ihre gefärbten Wangen in der Dunkelheit nicht bemerken würde. Gerade jetzt an Egon Windele erinnert zu werden, war ihr unangenehm. Er hatte sie eine Zeitlang, in den neunziger Jahren, als sie mit ihrer Werkstatt seine Mieterin war, übervorteilt. Windele hatte ihre kleine Schwäche für
große galante Männer erkannt, angewandt und ausgenützt – sie forderte die angemessene Mietminderung für erhebliche Schäden in den gemieteten Räumen nicht bei ihm ein. Wäre er nicht nur so kurz ihr Vermieter gewesen, hätte es gut sein können, dass der stadtbekannte Schürzenjäger sich damals auch ihr in deutlicher Absicht genähert hätte. Diskret natürlich und formvollendet galant. Doch darüber wollte sie nun schon gar nicht mit Carl sprechen. Carl Eugen Friedner entging Paulas plötzliche Befangenheit aber nicht. Mit einem Anflug von Spott in der Stimme fragte er auf direktem Weg weiter: „War da was zwischen euch?“ „Nein“ erwiderte Paula sofort, es sollte beiläufig klingen, ihr Tonfall war aber etwas zu schrill für Carls empfindliche Ohren. Trotzdem schwieg er, es wäre wohl klüger, keine zusätzlichen heiklen Themen anzusprechen – die komplizierte Sachlage mit Paulas geerbtem und teilweise verlorenem Haus genügte vorerst. Und der errungene Friede zwischen ihnen war ihm auch zu kostbar. Es hatte Zeit, solche Themen könnten sie später, bei gewachsenem Vertrauen, dann immer noch erörtern.

Begehrlichkeiten

Mittlerweile hatten sie die Stadt verlassen und waren auf der Hochebene angekommen. Paula fuhr außerhalb der Ortschaft zwar etwas schneller, aber immer noch sehr vorsichtig und langsam. Um ihre Schwierigkeiten bei Nachtfahrten wusste Carl, und war sich somit sicher, dass die Fahrt noch eine Weile dauern würde und er somit ungestört weiter in der Vergangenheit herumsinnieren könnte. Seine Gedanken wanderten also wieder zurück. Viele der Begehrlichkeiten erwachten ja bereits zu der Zeit, als Paulas Tante, Hilda Wagner noch lebte und das jetzt gepflegt und hell anmutende Areal einem schattigen und zugewachsenen Hinterhof glich. Schon damals dachten verschiedenste Anwärter, sich das historische Gebäude mit wenig Aufwand ergaunern zu können. Doch die betagte Tante Paulas dachte gar nicht daran, ihr Haus irgendjemandem herzugeben. Schon viele Jahre vor ihrem Tod war es ihr fester Wille, ihr Zuhause nur in liegendem Zustand mit den Füßen zuerst zu verlassen. Zudem hatte sie Mieter im Haus und dann sollte das Anwesen irgendwann Paula Engel erben. Mit der großen Erbschaft die Frau Wagner noch im hohen Alter machte, rechnete niemand. Diese Erbschaft war damals auch der Anlass für Paula ihn aufzusuchen.

Wertvolles Erbe

Bei der Erinnerung daran wie seine Sekretärin sie einfach aus dem Vorzimmer zu ihm ins Büro schickte, musste Carl lächeln. Er saß zurückgelehnt und entspannt in seinem Bürosessel, genoss die phantastische Aussicht über die historische Altstadt, als auf einmal die Türe aufging und dieses entzückende Wesen in sein Büro kam. Seitdem band ihn eine unerklärliche Zuneigung an Paula. Er beobachtete sie aus den Augenwinkeln und überlegte, ob er sie nachher zu sich ins Haus bitten sollte. Nein, es war noch zu früh, er würde mit so einer vertrauensvollen Geste noch etwas warten müssen. Und er knüpfte erneut an das letzte Thema der einstigen Interessenten an Paula Engels wertvollem Erbe an.

Handlanger

„Weißt du, der Fieläckerle war ja damals als Herr über die Denkmalschutzbehörde, nicht nur wegen der vielen herzurichtenden Immobilien so mächtig. Er wurde auch wegen der im Amt verankerten Bankenaufsicht der Landesbanken, von denen hofiert, die auf die Finanzierungen ganz anderer Projekte über seine Handlanger angewiesen waren. Als jene sich handfeste und langfristige Vorteile von ihm versprachen, so wie zum Beispiel …“ „Hagenstein?“ vollendete Paula seinen Satz. „Ja und nein“, rückte Carl zurecht. „Hagenstein kam ja erst später dazu. Aber sein Vorgänger und dessen Vorstandskollegen hatten bei deinem Haus die Finger mit im Spiel …. Fortsetzung folgt.

Wer hat schon einmal eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der geneigten Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

b.haebich@web.de

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