Ein gemeinsames Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 gibt es am Mittwoch, 9. November 2016, um 18 Uhr auf dem Marktplatz in Schwäbisch Hall. Drei weitere Veranstaltungen erinnern im November 2016 an das schreckliche Geschehen in Schwäbisch Hall vor 78 Jahren.
Von der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall
Jüdische Bewohner misshandelt
Der Gedenkstern auf dem Haller Marktplatz hält die mahnende Erinnerung wach: Im Zuge der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 verwüsteten nationalsozialistische Schlägertrupps den jüdischen Betsaal in der Oberen Herrngasse 8, demolierten jüdische Privatwohnungen und Geschäfte, misshandelten teilweise deren Bewohnerinnen und Bewohner und steckten die Synagoge in Steinbach in Brand. Inventar aus dem Betsaal sowie aus Privatwohnungen – darunter unter anderem die Bibliothek des Haller Rabbiners Dr. Jakob Berlinger – wurde in einem Feuer auf dem Marktplatz verbrannt.
Schüler lesen eigene Texte
Am Mittwoch, 9. November 2016, um 18 Uhr gestalten am „Stern“ auf dem Marktplatz die Evangelische und Katholische Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Hall eine Gedenkveranstaltung mit einem Grußwort der Ersten Bürgermeisterin Bettina Wilhelm und musikalischer Umrahmung von Hans Kumpf. Schülerinnen und Schüler des Erasmus-Widmann Gymnasiums präsentieren selbstverfasste Texte, die zum Zweck der antirassistischen Arbeit der Schule entstanden sind.
Drei weitere Veranstaltungen finden in Schwäbisch Hall statt:
Kritische Edition von Hitlers „Mein Kampf“
Am Montag, 14. November 2016, um 19.30 Uhr stellt Dr. Thomas Vordemayer die kritische Edition von Hitlers Propagandaschrift „Mein Kampf“ im Hällisch-Fränkischen Museum vor. Die vom Münchner Institut für Zeitgeschichte herausgegebene und wissenschaftlich kommentierte Ausgabe setzt bewusst auf historisch-politische Aufklärung.
Ort der Veranstaltung: Hällisch-Fränkisches Museum
Veranstalter: VHS, Historischer Verein für Württembergisch-Franken, Hällisch-Fränkisches-Museum, Stadtarchiv, Stadtbibliothek.
Eintritt: 5 Euro (Abendkasse)
Mehr als zwölf Millionen Mal wurde Adolf Hitlers Propagandaschrift „Mein Kampf“ bis 1945 gedruckt und unters Volk gebracht. Seither war jegliche Neuauflage untersagt. Erstmals, 70 Jahre nach dem Tod Hitlers, veröffentlichte das Institut für Zeitgeschichte eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe dieses berüchtigten Buches. „Mein Kampf“ ist Hitlers wichtigste politische Schrift. Nirgendwo sonst hat Hitler das, was er glaubte und wollte, so offen und detailliert erläutert wie hier. „Mein Kampf“ ist damit eine der zentralen Quellen des Nationalsozialismus. Die kritische Edition des Instituts für Zeitgeschichte bereitet diese Quelle umfassend auf. Nicht zuletzt zeigt die Edition auf, wie Hitlers Ideologie nach 1933 die verbrecherische Politik des NS-Regimes prägte. „Hitler, Mein Kampf. Eine kritische
Edition“ setzt auf historisch-politische Aufklärung und wendet sich bewusst an einen breiten Leserkreis.
„Kirche und Nationalsozialismus in Schwäbisch Hall“
Am Dienstag, 29. November 2016, um 20 Uhr beschäftigt sich Daniel Stihler vom Stadtarchiv Schwäbisch Hall mit dem Thema „Kirche und Nationalsozialismus in Schwäbisch Hall“. Der Vortrag im Haus der Bildung zeichnet die Auseinandersetzung des „Kirchenkampfs“ nach, geht auf Schwerpunkte wie den Religionsunterricht ein und greift auch die Frage nach der kirchlichen Haltung zur Judenverfolgung auf.
„Die Evangelische Kirche in Schwäbisch Hall 1933–1945“
Ort: Haus der Bildung
Veranstalter: VHS, Stadtarchiv, Geschichtswerkstatt
Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung begann 1933 für die evangelischen Pfarrer und Kirchengemeinden in Schwäbisch Hall und seiner Region eine Zeit voller Konflikte. Der „Kirchenkampf“ zwischen den dem Nationalsozialismus nahestehenden „Deutschen Christen“ und der zur „Bekennenden Kirche“ neigenden Mehrheit wurde hier mit besonderer Schärfe ausgetragen. Daneben sah man sich trotz zahlreicher Bekundungen der Treue zum „Führer“ einem zunehmenden Druck des NS-Staats und der Partei ausgesetzt, der darauf zielte, die Kirchen und ihre Botschaften zu marginalisieren und zurückzudrängen. Der Vortrag zeichnet den Verlauf der Auseinandersetzungen nach, geht auf Schwerpunkte wie den Religionsunterricht ein und greift auch die Frage nach der kirchlichen Haltung zur Judenverfolgung auf.
Samstag, 12. November 2016, 20 Uhr: Blueskonzert mit Richard Smerin zum 9. November 1938
Der englische Blues-Gitarrist und Komponist Richard Smerin gibt ein Konzert unter dem Motto „Ikh vel nisht fargesn – Ich will nicht vergessen“. Der gebürtige Londoner mit jüdischen Wurzeln lebt seit 1996 in Fürth, wo er eine berührende monumentale Bluesballade zur dortigen Reichspogromnacht verfasste. Smerin erzählt in Englisch und Jiddisch die Geschichte der jüdischen Bevölkerung Fürths vom 9. November 1938 bis zu den Deportationen 1942. Smerin spielte mit Bluesstars wie John Le Hooker oder B.B.King und ist bekannt für sein Fingerpicking und seine originale Bluesstimme.
Veranstaltungort: Theaterkeller
Veranstalter: Radio StHörfunk, Hans A. Graef, Die Achtlosen
Weitere Informationen im Internet:
Auf der Seite www.schwaebischhall.de und bei den beteiligten Einrichtungen.
Veranstalter: Volkshochschule, Hällisch-Fränkisches Museum, Stadtbibliothek, Geschichtswerkstatt, Evangelische
und Katholische Gesamtkirchengemeinden, Stadtarchiv, Historischer Verein für Württembergischen-Franken,
Kulturbüro, Stadt Schwäbisch Hall.
Stolpern mit Kopf und Herz – Veranstaltungen zum Gedenken an die Reichspogromnacht 1938
Informationen zu Gedenkstätten in Schwäbisch Hall:
www.schwaebischhall.de/buergerstadt/geschichte/gedenkorte-fuer-ns-opfer.html
Umfangreiche Literatur ist im Stadtarchiv Schwäbisch Hall erhältlich.