Die Sozialtherapeutischen Gemeinschaften Weckelweiler e.V. befinden sich weiterhin in stürmischem Gewässer. Bei einer Bilanzsumme von rund 23,5 Millionen Euro betrug das Jahresergebnis 2016 Minus 1,72 Millionen Euro. (2015: Minus 1,39 Millionen Euro). Das Anlagevermögen beläuft sich auf 17,49 Millionen Euro. Flüssige Mittel: 3,9 Millionen Euro. Bei der Mitgliederversammlung Ende Mai 2017 waren nur drei von sieben Mitgliedern des neuen Aufsichtsrats dabei. Die Tagesordnung wurde wegen des – durch die Vereinsführung – selbst verschuldeten Zeitmangels durchgehechelt.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert, seit März 2017 Mitglied des Vereins Sozialtherapeutische Gemeinschaften Weckelweiler
Laden erwirtschaftete ein Minus
Grund für die seit drei Jahren negativen Zahlen sind nach Angaben von Wirtschaftsprüfer Felix Wannenwetsch vor allem „erhebliche Instandsetzungskosten und rückläufige Belegungszahlen“. Das noch geschäftsführende Vorstandsmitglied Stephan Jaletzke berichtete, dass der von der Heimaufsicht erwirkte Aufnahmestopp noch immer gilt. Laut Wirtschaftsprüfer Wannenwetsch lagen die Mitarbeiterkosten im Wohnbereich 2016 bei rund neun Millionen Euro, in den Werkstätten bei etwa 5,8 Millionen Euro. Die Verkaufserlöse der Werkstätten betrugen rund 1,3 Millionen Euro. Ab 1. Juni 2017 sollen Waren aus Weckelweiler auch übers Internet verkauft werden. Der Laden in Weckelweiler habe im vergangenen Jahr ein Defizit erwirtschaftet. Eine Projektgruppe soll sich darum kümmern, dass dies künftig anders wird.
Keine Rückendeckung für alten Vorstand
Einen kurzen Vorstandsbericht des Zeitraums 1. Januar bis 31. Mai 2016 erstattete das damalige Vorstandsmitglied Axel Rudolph. Er sprach von einer damals „fehlenden Gesamtstrategie“ für die Einrichtung. „Wir bekamen keine Rückendeckung von den Mitgliedern“, nannte Rudolph den Grund weshalb er und die ehemaligen Vorstandsmitglieder Frau Freiberg, Frau Keck, Herr Kuhn und Manfred Schaffarczyk 2016 peu a peu ihre Ämter niederlegten. In einer der letztjährigen Mitgliederversammlungen habe der alte Vorstand nur noch 33 Ja-Stimmen und 78 Nein-Stimmen erhalten.
Zu wenige Nachtwachen
Von aktuell noch immer nicht gelösten Personalproblemen bei den Nachtwachen und Problemen im Dokumentationswesen der Pflege- und Begleitplanung, sprach Stephan Jaletzke in seinem Vorstandsbericht über den Zeitraum von 23. Juli bis 31. Dezember 2016.
Kritik aus den Reihen der Vereinsmitglieder gab es unter anderem zu verschiedenen Punkten:
- Die Schließung der Wäscherei sei keine Forderung der Heimaufsicht gewesen, kritisierte ein Mitglied. Die Wäschereinigung funktioniere seither nicht mehr richtig.
- Mehrere Mitglieder übten scharfe Kritik an der übereilten Schließung der gut funktionierenden Zimmerei mit Sägewerk. Dadurch habe Weckelweiler ein Alleinstellungsmerkmal in der Werkstättenarbeit für behinderte Menschen verloren. Stattdessen würde Weckelweiler jetzt verstärkt mit anderen sozialen Einrichtungen um Industrie-Montageaufträge buhlen. Stephan Jaletzke betonte daraufhin, dass die Zimmerei nur „vorübergehend geschlossen“ ist. Dies halten viele Mitglieder für unglaubwürdig. Auch den Grund für die Schließung halten viele für vorgeschoben. „Wir haben so schnell keinen Ersatz für Herrn Kämmlein gefunden“, sagte Jaletzke. Fritz Kämmlein war 33 Jahre lang Werkstattleiter der Zimmerei. Er geht im Sommer in den Ruhestand.
- Hohenlohe-ungefiltert kennt mehrere Zimmerei-Fachleute, die Interesse an einer Weiterführung der Zimmerei und des Sägewerks bekundet hatten.
- Ein Mitglied betonte: „Der soziale Erfolg ist wichtiger als allein der wirtschaftliche Erfolg.“