Diese Woche ist einiges los in Sachen Glyphosat: Am Mittwoch, 25. Oktober 2017, sollen die EU-Staaten über die Glyphosat-Zulassungsverlängerung abstimmen. Die geschäftsführende Bundesregierung wird sich dabei voraussichtlich erneut enthalten. Schon heute (Dienstag, 24. Oktober 2017) stimmt das Europa-Parlament (EP) über eine Resolution für einen Glyphosat-Ausstieg ab.
Kommentar von Harald Ebner, Bundestagsabgeordneter (Bündnis 90/Die Grünen), Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe
Monsanto verschleiert Glyphosat-Gefahren
Der Spiegel hat am Wochenende berichtet, mit welchen Methoden Monsanto mögliche Glyphosat-Gefahren verschleiert. Das krebsauslösende Potenzial des Stoffs hat der Konzern demnach nie ernsthaft untersuchen lassen. Grüne sind NICHT (wie offenbar vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) kolportiert wird) an „Gesprächen“ für einen „Plan B“ von Minister Schmidt beteiligt, um Glyphosat zu „retten“. Ein Glyphosat-Ausstieg böte auch für die Landwirtschaft eine ganze Reihe Chancen. Frankreich hat gestern eine Zulassungsverlängerung um drei Jahre ins Gespräch gebracht.
Mehr dazu in den untenstehenden Links:
Frankreich hat gestern (23. Oktober 2017) eine verkürzte Glyphosat-Neuzulassung oder Verlängerung für drei Jahre ins Spiel gebracht. Dazu erklärt Harald Ebner MdB:
„Ich begrüße vor allem, dass Frankreich und vor allem Minister Hulot mit ihrem entschlossenen Nein zu den zehn Jahren Glyphosat-Neuzulassung Bewegung in die Debatte gebracht haben. Grundsätzlich mag ein schrittweiser Ausstiegsplan sinnvoll sein, aktuell sehe ich aber angesichts neuer Berichte über Monsantos Praktiken zur Risikoverschleierung auch für drei weitere Glyphosat-Jahre keine Legitimation. Solange es jetzt keine umfassende unabhängige Untersuchung und Neubewertung des Stoffs gibt, können die EU-Staaten und die EU-Kommission keine Neuzulassung durchwinken. Die geschäftsführende Bundesregierung muss alles dafür tun, dass Glyphosat nicht weiter zugelassen wird.“
Frankreich will befristete Neuzulassung von Glyphosat
https://magazin.spiegel.de/SP/2017/43/153888459/index.html
Zu aktuellen Berichten (aktueller SPIEGEL: https://magazin.spiegel.de/SP/2017/43/153888459/index.html), wonach Monsanto selbst sich nicht sicher ist, ob der Pflanzenvernichter Glyphosat krebserregend ist, erklärt Harald Ebner, MdB:
„Ist sogar Monsanto selbst sich unsicher, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht? Es ist skandalös, wie Monsanto offenbar mit allen Mitteln verhindert, die Gefahren des Stoffes ernsthaft untersuchen zu lassen. Stattdessen wird verschleiert und unabhängige Forscher werden mit allen Mitteln diskreditiert. Solange es jetzt keine umfassende unabhängige Untersuchung und Neubewertung des Stoffs gibt, können die EU-Staaten und die EU-Kommission keine Neuzulassung durchwinken. Schließlich stützt sich die Unbedenklichkeitsbescheinigung der Behörden vor allem auf Monsanto-Forschung. Selbst die Bewertung und Aussortierung unabhängiger Forschung wurde von Monsanto geschrieben und von den Behörden zu großen Teil eins zu eins übernommen. Lediglich die Autorenschaft wurde hierbei verheimlicht. Die geschäftsführende Bundesregierung muss alles dafür tun, dass Glyphosat nicht weiter zugelassen wird.“
Harald Ebner, MdB (Bündnis 90/Die Grünen, nach eigenen Worten Pestizid- und Glyphosat-Experte) zu der Meldung, Grüne seien in Gespräche mit dem BMEL über eine Glyphosat-Zulassung eingebunden:
„Das ist schlicht und einfach Quatsch. Wir Grünen stehen ohne Wenn und Aber gegen Glyphosat. Die noch geschäftsführende Bundesregierung hat für so weitreichende Entscheidungen kein Mandat mehr. Deshalb kann eine Zustimmung nicht in Frage kommen.“
Bundesregierung will Glyphosat-Einsatz retten
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/eu-bundesregierung-will-glyphosat-einsatz-retten/20468068.html
Harald Ebner zu Glyphosat/Jamaika/Sondierungen
Harald Ebner MdB (Bündnis 90/Die Grünen, nach eigenen Worten Pestizid- und Glyphosat-Experte):
„Die geschäftsführende Bundesregierung darf jetzt auf keinen Fall noch eben schnell Glyphosat durchwinken, dazu ist diese Entscheidung zu bedeutsam. Minister Schmidt muss sich stattdessen jetzt in Brüssel dafür einsetzen, dass über Glyphosat erst entschieden wird, wenn die neue Bundesregierung steht.
Die Wählerinnen und Wähler erwarten hier zu Recht eine Entscheidung im Interesse von Umwelt und Gesundheit. Diese Entscheidung darf nicht auf einer fragwürdigen Risikobewertung basieren, die faktisch von Monsanto selbst geschrieben wurde. Die Zweifel an der Unbedenklichkeit nehmen weiter zu, wie die Anhörung im Europaparlament deutlich gezeigt hat. Dass auch der CSU-Vertreter ,keine Notwendigkeit‘ für den Glyphosateinsatz sieht, ist ein klares und gutes Signal.
Durch Monsanto-Papers, Behördenplagiat und etliche weitere Ungereimtheiten, die in den letzten zwei Jahren aufgedeckt wurden, ist die Glyphosat-Risikobewertung komplett entwertet und muss ganz neu aufgerollt werden. Vorher gibt es gar keine belastbare Entscheidungsgrundlage für Neuzulassung oder Verbot.
Für uns Grüne ist die ökologische Agrarwende ein zentrales Anliegen. Das Thema wird selbstverständlich auch in den anstehenden Gesprächen eine Rolle spielen. Das Ergebnis der Bundestagswahl dürfte schließlich allen klargemacht haben, dass ein „Weiter-so“ der falsche Weg ist. Das gilt auch für die Art, wie wir Landwirtschaft betreiben.“
Spiegel: „Drecksforschung“
https://magazin.spiegel.de/SP/2017/43/153888459/index.html
Frankreich will befristete Neuzulassung von Glyphosat
BR: Wie „grün“ sind sich die Jamaika-Sondierer?
http://www.br.de/nachrichten/jamaika-landwirtschaft-100.html
FAZ: Glyphosat, angezählt
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/streit-um-herbizid-glyphosat-gegen-ende-15255986.html
Glyphosat sorgt für deutsches Dilemma
Bundesregierung will Glyphosat-Einsatz retten
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/eu-bundesregierung-will-glyphosat-einsatz-retten/20468068.html
Chancen und Risiken des möglichen Glyphosat-Stopps
Interessante Chancen eines Glyphosat-Ausstiegs:
Der Göttinger Agrar-Experte Steinmann hingegen hält Preissteigerungen bei einem Glyphosat-Stopp für sehr unwahrscheinlich. „Der Markt für Agrarprodukte reagiert auf so etwas nicht.“ Eher sei zu erwarten, dass Lebensmittelhändler auf Glyphosat-freie Produktionsverfahren drängen werden – und das ohne Preisänderungen erreichen wollen. Generell biete ein Glyphosat-Stopp auch große Chancen, betont Steinmann. Glyphosat sei ein Innovationskiller, und das seit Jahrzehnten. „Gegen einen so billigen Standard anzukämpfen – da konnte man nur scheitern.“ Ein Auslaufen der Zulassung führe zu einer aufgefrischten Suche nach Alternativen auch bei der nicht-chemischen Unkrautkontrolle. „Es würde Bedarf, aber auch Raum und Nachfrage für neue Ideen geben“, ist Steinmann überzeugt. Auch Pieper sieht Chancen: Die Diskussion um Glyphosat könne den Start für einen ganz anders aufgestellten Agrarsektor bedeuten“.
Weitere Informationen und Kontakt:
Büro Harald Ebner, MdB, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Telefon: 030 / 227-730 28
Fax: 030 / 227-760 25
E-Mail: harald.ebner.ma11@bundestag.de
Internet: www.harald-ebner.de