„Falsch verstandenen Korpsgeist überwinden“ – Leserbrief von Wolfgang Proske zur „Rommel-Kaserne“ in Dornstadt

Es ist kein gutes Zeichen, dass die Verantwortlichen der Bundeswehr in Dornstadt (bei Ulm) den Namen „Rommel-Kaserne“ beibehalten möchten. Denn die Bundeswehr steht doch nicht in der Tradition der Wehrmacht. Nach dem „Dritten Reich“ darf es keine ungebrochene deutsche Militärtradition geben.

Leserbrief von Wolfgang Proske aus Gerstetten

Um die Tradition der Bundeswehr verdient gemacht

Wer das nicht klar erkennt, hat laut Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (im Frühjahr 2017) ein „Haltungsproblem“. Im Zusammenhang mit den rechtsextremen Umtrieben des Franco A. sprach sie seinerzeit völlig zu Recht von „Führungsschwäche“ bei einigen Offizieren. Sie kündigte dankenswerterweise an, Kasernen, die noch nach NS-Größen benannt sind, umbenennen zu lassen. Schon dadurch hat sie sich mehr als alle ihre Vorgänger um die Tradition der Bundeswehr verdient gemacht.

Ein Säulenheiliger

Doch dann ist die Ministerin von Rechts her massiv gescholten und auch getroffen worden. Schnell zeigte sich, dass der Wehrmachts-Generalfeldmarschall für viele im Südwesten immer noch ein Säulenheiliger ist. Fieberhaft ließ sie einen Ausweg suchen – der auch gefunden wurde: Soll eine Kaserne weiterhin nach einer Person aus der NS-Zeit benannt werden, dann nur nach einer den heutigen Gesetzen nicht widersprechenden Leistung, etwa „wegen Beteiligung am militärischen Widerstand gegen das NS-Regime“.

Mörderischer „Blitzkrieg“ gegen Frankreich

Bei Erwin Rommel ist das jedoch entgegen der Behauptung nicht der Fall. Mit seinem mörderischen „Blitzkrieg“ gegen Frankreich, seinem Schulterschluss mit Mussolinis faschistischen Truppen, seinem versteckten Angriffskrieg gegen Großbritannien in Ägypten und seiner vielfach praktizierten Menschenverachtung im Krieg gegen Italiens Partisanen war und blieb er nicht umsonst „Hitlers Lieblingsgeneral“. Selbst beim zweiten Einsatz in Frankreich konnte sich Rommel trotz gelegentlicher Nörgelei nie zum Widerstand gegen Hitler, schon gar nicht insgesamt gegen den Nationalsozialismus durchringen. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr kam 2012 zum Ergebnis: „Ein `Mann des Widerstandes´ nach heutigen Kriterien war Rommel … nicht.“ Er sei lediglich gegen Ende des Krieges wegen seiner „fachlichen Verantwortung als militärischer Führer, nicht jedoch wegen grundsätzlicher moralischer Bedenken“ in „Konflikt“ bzw. „Widerspruch“ mit „Hitler und dem Regime“ geraten.

Ein führender Handlanger Hitlers

Deshalb versuchen die gleichen Kreise, mit denen die Ministerin bis heute zu kämpfen hat, aus Rommel wieder einen Widerstandskämpfer zu machen, ähnlich wie das bereits in den 1950er Jahren der Offizier vor und nach 1945, Hans Speidel, erfolglos versuchte. Das aber sind „fake news“, denn historisch einwandfreie Quellen fehlen. Im Gegenteil war Rommel tatsächlich ein führender Handlanger Hitlers beim Griff nach der Weltmacht, der im Chaos des letzten Kriegsjahres auf Befehl seines Führers sogar ergeben in den Freitod ging.

Solchen Unsinn bleiben lassen

Der Bundeswehr in Dornstadt ist zu wünschen, dass sie in Bezug auf Rommel trotz allem am Ball bleibt und jeden „falsch verstandenen Korpsgeist“ überwindet. Rommel hat sich bedenkenlos vom Propagandaministerium des Joseph Goebbels zum idealen (Nazi-)Soldaten instrumentalisieren lassen. Nach 1945 wurde Rommel von „alten Kameraden“ weiterhin als ahistorische Ikone stilisiert. Heute ist es endlich an der Zeit, solchen Unsinn bleiben zu lassen.

Weitere Informationen und Kontakt zum Autor dieses Leserbriefs:

http://www.ns-belastete.de/

 

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