Jochen Dürr, Vorsitzender des Ver.di-Ortsvereins Schwäbisch Hall, hat am 5. April 2018, einen offenen Brief über den Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst an Halls Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim und die Vorsitzenden der Fraktionen im Stadtrat Schwäbisch Hall geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht denoffenen Brief in voller Länge.
Offener Brief von Jochen Dürr, Vorsitzender des Ver.di-Ortsvereins Schwäbisch Hall
Sehr geehrter Herr Pelgrim,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
eine Gehaltserhöhung von 6,0 Prozent, mindestens aber 200 Euro, auch damit der öffentliche Dienst als Arbeitgeber attraktiv bleibt. So lautet die Kernforderung von Verdi in der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes beim Bund und bei den Kommunen.
Wir meinen: Die Beschäftigten bei der Stadtverwaltung, den städtischen Tochterunternehmen der Stadt (z.B. der Stadtwerke und der GWG) und vieler Beschäftigter beim Landkreis Schwäbisch Hall haben das ebenso verdient wie die Beschäftigten anderer in Schwäbisch Hall ansässiger Bundesbehörden wie der Agentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung.
Betroffen von der Tarifauseinandersetzung sind auch die Beschäftigten der Kirchen, der Diakonie (das Diak und der Sonnenhof), der Caritas, der AWO und des DRK. Diese Einrichtungen bezahlen ebenfalls nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes.
Zahl der Beschäftigten erheblich reduziert
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst erheblich reduziert worden. Darunter hat die Bereitstellung von öffentlichen Leistungen in vielen Bereichen spürbar gelitten. Gelitten haben die Beschäftigten auch dadurch, dass ihre Gehälter allenfalls gleich geblieben (oder gesunken sind), während die Belastungen deutlich angestiegen sind.
Gute Arbeit braucht gute Leute. Und die müssen auch ordentlich für ihre Arbeit entlohnt werden – so die Forderung von uns als Gewerkschaft Ver.di.
Geld ist in der Hochkonjunktur vorhanden
Deswegen fordern wir: In den vergangenen Jahren ist die Lohnentwicklung im Öffentlichen Dienst hinter der bei Privatunternehmen zurück geblieben. Hier gibt es Nachholbedarf. Da aufgrund der derzeitigen Hochkonjunktur hierzulande die Steuereinnahmen auch für sie als Kommune höher sind als sonst, ist Geld vorhanden. Es sind „goldenen Zeiten“ für die Wirtschaft – und daran sollten die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes teilhaben. Diese ist unsere feste Haltung.
Untere Lohngruppen sollen kräftigen Schluck aus der Lohnpulle bekommen
Doch insbesondere die von unserer Gewerkschaft ver.di geforderte Entgelterhöhungen um mindestens 200 Euro lehnen die Verhandlungsführer des Verbandes der Kommunalen Arbeitgeber (VkA) kategorisch ab. Insbesondere wollen sie keine überproportionale Anhebung bei den unteren Einkommensgruppen. Allenfalls können sie sich eine solche Anhebung für höhere Einkommensgruppen vorstellen. Dies empört uns zutiefst. Wir halten es für unabdingbar, dass die Beschäftigten besonders in den unteren Lohngruppen einen kräftigen Schluck aus Lohnpulle bekommen. Sie müssen tagtäglich genauso ihren Lebensunterhalt bestreiten, wie die anderen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst.
Für die Beschäftigten Partei ergreifen
Wir fordern insbesondere Sie, lieber Herr Pelgrim, der sie ja selbst einmal bei der Gewerkschaft beschäftigt waren, auf, klar und deutlich für Ihre Beschäftigten Partei zu beziehen!
Wir fordern Sie auf: Wirken Sie auf die Verhandlungskommission des VKA ein, so dass die festgefahrenen Verhandlungen im Öffentlichen Dienst bald zu einem guten Ergebnis auch für die Beschäftigten hier in Schwäbisch Hall führen und vor allem die unteren Lohngruppen nicht von der schlechten Einkommensentwicklung abgehängt werden.
Für Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung!
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Dürr (Vorsitzender)