Einen Kommentar mit der Überschrift „Tarifkonflikt bei der Bahn: Warum sind wir so unsolidarisch?“ hat Jochen Dürr aus Schwäbisch Hall geschrieben. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht den Kommentar in voller Länge.
Kommentar von Jochen Dürr, Schwäbisch Hall-Bibersfeld
Nicht alles gefallen lassen
Zwei Menschen sitzen in diesen Tagen in einem Café und unterhalten sich. Sagt die eine:
„Man müsste einfach mal auf die Straße gehen. Wie die Gelbwesten in Frankreich. Die lassen sich nicht alles gefallen. Richtig so.“ Sagt der andere: „Hast recht. Und jetzt ein Warnstreik bei der Bahn? Ausgerechnet in der Vorweihachtszeit? Absolut kein Verständnis.“
Personalmangel, mehr Stress für die Beschäftigten
Dieser gestellte Dialog stellt die Schizophrenie dar, die mich als Gewerkschafter und Linker manchmal echt in den Wahnsinn treibt. In den letzten drei Jahren hat der Bahn-Vorstand 700 Millionen Euro für externe Berater ausgegeben. Ergebnis: Mehr Verspätungen, mehr Störungen, weniger Fahrzeuge verfügbar, Personalmangel, mehr Stress für die Beschäftigten. Das finde ich viel dramatischer als die Forderungen der Gewerkschaft EVG, oder nicht? Ich finde, wenn wir uns schon französische Verhältnisse wünschen, dann müssen wir uns mit den Forderungen der EisenbahnerInnen mehr als solidarisieren.