„Irgendwo in Hohenlohe“ –  Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zweiundfünfzigster Teil

„Irgendwo in Hohenlohe“ –  Eine Fortsetzungsgeschichte von Birgit Häbich: Der Episoden zweiundfünfzigster Teil. Die geschilderten Handlungen, Personen und Namen sind frei erfunden. Es werden keine realen Namen von Personen angegeben. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten, lebenden oder toten Personen wären rein zufällig, und sind weder gewollt noch beabsichtigt.

Von Birgit Häbich

LII Ernst

… Draußen war es schon lange Nacht geworden, die Kocherstadt schlief friedlich. Weder Paula – die nachts sowieso selten zur Ruhe fand – noch Carl bemerkten die fortgeschrittene Zeit. Zwischen den Beiden wurde das Beieinandersein erneut so selbstverständlich wie einst, als sie in nicht enden wollenden Gesprächen sämtliche Vorgänge durchleuchteten, sich mit Argumenten ergänzten und ausgiebig um ihre Erkenntnisse rangen.

Mandantenverrat

Ihr Kommentar ließ nicht lange auf sich warten: „Du meinst den Ausweg für dich!“ stellte sie unmissverständlich fest, „es geht dir doch nur darum, dass ich die Anzeige wegen Mandantenverrats gegen dich bleiben lasse“, ergänzte Paula mit scharfem Ton in ihrer Stimme. Carl erschrak, sie brütete also doch etwas gegen ihn aus. Vorbei war es mit seiner inneren Ruhe und er suchte fieberhaft nach passenden Worten, ihre Unterstellung zu entkräften. Nicht nur um den unvermeidlichen Magenschmerzen vorzubeugen, bat er Paula daher freundlich um eine weitere Tasse Tee. Somit war Zeit gewonnen und Paula beschäftigt. Als sie die Tasse etwas unsanft auf dem Tisch abstellte, hatte er sich wieder gesammelt. Paula setzte sich in den gemütlichen Ohrensessel, schlug die Beine übereinander, beugte sich angriffslustig vor und schaute ihn offen an: „Nun? Was sagst du dazu?“

Heirat, Zuwendung…

Carl begann mit fester Stimme: „Du würdest damit nicht arg weit kommen und das weißt du, dir fehlen Beweise. Zudem ist der hier zuständige Staatsanwalt, Gerald Fröhlich, sehr gewissenhaft und würde nichts aufrühren was keine Gewissheit auf Erfolg hat.“ Carl Eugen Friedner hielt ihrem lauernden Blick stand und wartete ihre Reaktion ab. In seinem Kopf blätterte er Seite um Seite in den alten Aktenordnern, die er Paula immer noch nicht zurückgegeben hatte. Er müsste sie unbedingt nochmals herausholen und prüfen, was alles an Belastendem zu finden wäre. Besonnen sprach er weiter: „Paula, ich war offen und ehrlich zu dir, und du denkst daran mich anzuzeigen? Hast du meine Zugeständnisse nicht verstanden? Ich habe dir angeboten, mit dir zusammen gegen die geschehene Ungerechtigkeit vorzugehen. Du bekommst meine persönliche Unterstützung durch eine nicht geringe monetäre Zuwendung! Und – ich würde dich heiraten.“
Paula Engel kochte innerlich, von wegen nicht verstanden, Heirat, Zuwendung, Pah! Sie würde sich nicht so billig kaufen lassen. Und die Vergeltung nach der sie sann, müsste wesentlich schmerzhafter für Carl sein. Doch sie versuchte ihre aufkeimende Rachsucht zu zügeln, denn sie hatte tatsächlich keine Beweise in der Hand. Ihre Forschungen über eine Detektei hatten nie etwas Brauchbares ergeben. Und ihre Erkundigungen bei Gerald Fröhlich führten vor Jahren auch nur zum von Carl festgestellten Ergebnis.

In einem Prozess aussagen

Daher fragte sie nun wesentlich harmloser weiter: „Wen könnte man dann erfolgreich belangen?“ „Derzeit noch keinen“, betonte Carl sachlich, „dazu müssten wir erst noch eine Weile vorsichtig recherchieren. Die Kerle haben sich alle gut abgesichert, selbst dem Vorderschein kommen wir vorerst nicht bei. Und bei der Sparkasse vorläufig auch nicht, man würde dort nur belegen, dass deine damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse nicht ausgereicht hätten.“ Carl atmete tief durch. „Und um mit meiner persönlichen Aussage etwas Brauchbares in Gang zu setzen, ist es noch zu früh, Paula. Darauf müssen wir uns nämlich sehr gründlich vorbereiten. Es könnten Gegenanzeigen gemacht werden.“ Paula setzte sich auf und fragte erstaunt dazwischen: „Du würdest für mich öffentlich aussagen?“ und Carl erwiderte: „Ja, ich würde in einem Prozess gegen die Brüder aussagen.“ Paula schwieg, wenn Carl dies für sie tun würde, wäre ihre Rache unnötig, aber war es ihm wirklich ernst? Sie zweifelte immer noch. „Bei >Brüder< fällt mir ein: was ist eigentlich mit Fieläckerle?“

Betrugsfall

Kurz fasste Carl zusammen: „Harald Fieläckerle hat nach seinem unehrenhaften Ausstieg aus der Landespolitik – natürlich mit üppigen Fördergeldern ausgestattet – so eine neumodische Beraterfirma gegründet. Ich wurde da letzthin von einem mittelbadischen Kollegen gefragt, ob ich zu einer Zusammenarbeit in einem Fall gegen ihn bereit wäre. Man hat Hinweise auf Zusammenhänge mit dem damaligen großen Betrugsfall, welcher auch zu den Ermittlungen gegen ihn führte und ihn seinerzeit zum Rücktritt zwang. Da könnte allerdings ein Stein ins Rollen kommen. Ich werde mich mit dem Kollegen abstimmen.“ Und zu Paula gewandt meinte er: „Wir könnten dann zusammen überlegen, ob es möglich ist dort anzusetzen. Was meinst du dazu, Paula?“ Sie schwieg, die konzentrierten Gespräche hatten sie müde gemacht und sie würde erst die vielfältigen Eindrücke verarbeiten müssen, bevor sie Carl eine gescheite Antwort geben könnte.

Scheu vor Verbindlichkeit

Carl ließ seinen Blick weiterhin auf ihr ruhen. Ihm fiel trotz Paulas fast mädchenhaft anmutenden Ablenkungsmanövern auf, dass Paula sich oft bedeckt hielt. Er sprach diese Zurückhaltung ihrer ewigen Scheu vor Verbindlichkeit zu. Paula fehlte, bei aller Vehemenz, die sie gelegentlich an den Tag legen konnte, der rechte Antrieb, dauerhaft etwas in Gang zu halten, daher wirkte sie oft wie gelähmt. Carl fragte sich, wie zwei solche Wesenszüge in einem Menschen vereint sein können und erkannte, dass er noch so vieles von dieser Frau nicht wusste. Seine Hoffnung, in Zukunft mehr von ihrem seitherigen Leben zu erfahren war groß. Liebevoll betrachtete er Paula und empfand wieder jenes starke Bedürfnis, sie beschützen zu wollen und sein Können ganz in ihren Dienst zu stellen. War dies doch bis vor zehn Jahren eines seiner größten Vergnügen gewesen. Dabei erinnerte er sich aber auch an ihre, für ihn immer noch unverständliche, abweisende Haltung. Er seufzte, und fragte sich, ob sie wohl irgendwann seine Liebe erwidern würde. Laut fragte er: „Weißt du noch, Paula, damals, als dir die Sparkässler so zusetzten und der Dreist bald jeden Tag hier ein und ausging, um dir das Haus abzuschwätzen?“ Sein ernster Blick ging in ein breites Grinsen über … Fortsetzung folgt.

Wer hat auch schon eine Immobilie verloren?

Sollte sich jemand aus der Leserschaft, durch die Beschreibung der Machenschaften daran erinnert fühlen, wie eine Immobilie verloren gegangen ist, können sich diejenigen gern an die Autorin wenden.

Kontaktaufnahme zur Autorin:

E-Mail: b.haebich@web.de

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