Nordostwürttembergische Wasserversorgung (NOW) in Crailsheim: Wasserversorger scheint als Sicherheit für windige Spekulanten herhalten zu müssen.
Kommentar von Uli Simon, attac-Gruppe Schwäbisch Hall
Die NOW Crailsheim war von Anfang an gegen die Cross-border-leasing-Geschäfte der Landes- und Bodenseewasserversorgung. Nun werden diese windigen Finanzgeschäfte von „clveren“ Geschäftsführern und Oberbürgermeistern wie zum Beispiel Oberbürgermeister Schuster (CDU) aus Stuttgart zu einem Verlustgeschäft von mittlerweile zwölf Millionen Euro. Dies hat zur Folge, dass die Wasserpreise steigen. Ist die NOW also mitgefangen und wird mitgehangen? Die Möglichkeit, solche spekulativen Verträge anzufechten, wie es Prof. Julian Roberts (München) in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung vom 3. Januar 2009 empfahl, findet gegenwärtig keine Mehrheit bei den Wasserverbandsvertretern im Land. „Wir müssen vertragstreu bleiben“, so der Esslinger Oberbürgermeister Zieger (SPD).
Treudoof oder nicht, das ist hier eher die Frage, die sich stellt. Haben die Landeswasserversorger 2001 und 2002 nicht heimlich ihre gesamte Infrastruktur im Gegenwert von rund 1,5 Milliarden US-Dollar an den US-Trust der First Union Bank verkauft und zurückgemietet: ein lupenreines Spekulationsgeschäft, wie sich jetzt mehr und mehr herausstellt. Den sich besonders clever gebenden Kommunalpolitikern wurden damals mit Hilfe der Daimler-Chrysler-Tochter Debis und gierigen Wirtschaftsanwälten 1000-Seiten-Verträge in Wirtschaftsenglisch mit Laufzeiten von über 25 Jahren und dem Gerichtsort New York aufgeschwatzt. Und nachdem jetzt bereits bei der ersten Finanzkrise die ganze Vertragskonstruktion ins Kippen geriet, beauftragt man laut Stuttgarter Zeitung ausgerechnet die damaligen Berater mit der millionenschweren Schadensregulierung. Wer fühlt sich da wem verbunden?
Aus Schaden endlich klug werden
Wenn diese Verträge nicht beendet werden, werden auch die Kundinnen und Kunden der NOW zu Geiseln von Finanzspekulanten. Wann werden die Verantwortlichen in Stuttgart endlich haftbar gemacht für ihr verantwortungsloses Finanzgebaren mit öffentlichen Geldern? Wann werden die Verträge endlich angefochten, statt sie wie jetzt wieder beschlossen mit 70 Millionen Euro abzusichern? Wie viele Millionen dürfen es dann, bitte schön, bei der nächsten Finanzkrise sein, bis wir endlich aufwachen?