Angesichts des großartigen menschlichen Einsatzes der Ärzte, PflegerInnen und Hilfskräfte ist es schwierig, diese Argumente zu äußern – und unter Beachtung aller Vorsorgemaßnahmen: Denn ihnen allen gilt unser Dank angesichts der komplexen Situation und Krankheitsentwicklung durch Globalisierung (Reisesucht), Wirtschaftswachstum und Klimakrise, Privatisierung und Kapitalisierung der Gesundheit mit dem Ziel höherer Profite. Die Diskussion über die wirklichen Grundlagen, transparente Statistiken und strukturelle (gesundheits-)politische Defizite ist erforderlich.
Kommentar von Hans A. Graef, Schwäbisch Hall
Monokulturen schwächen die Abwehrkräfte von Natur und Mensch
Zu den Ursachen: Der Evolutionsbiologe Settele, Vorsitzender des Weltbiodiversitätsrates, hat gezeigt, wie der globale Raubbau an der Natur, Abholzung und Zerstörung der Artenvielfalt, insbesondere durch Monokulturen die Abwehrkräfte von Natur und Mensch schwächt. Der Evolutionsbiologe Rob Wallace verweist auf strukturelle Ursachen der Pandemie und die Verantwortung der Agrarindustrie für eine Lösung zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten.
Krankheit wurde ein Business und Investment
Jeder kann wissen, dass das Kaputtsparen des Gesundheitsbereichs in den reichen Gesellschaften zu Lasten von Kranken, Medizinpersonal und Pflegekräften die zweite Ursache der Seuche ist: an Vorsorge gespart, weil es sich nicht rechnet (USA, Großbritannien, Italien) – viele ohne Krankenversorgung. Bei uns gibt es seit 2003 „den marktgerechten Patienten“ und eine Zweiklassenmedizin – statt angemessener Versorgung aller. Aber Krankheit wurde ein Business und Investment für Blackrock und große Investoren.
„Geld regiert die Welt schlecht“
Ich sehe eine Bereitschaft, das durch die Klimadebatte begonnene Nachdenken über die Ökonomie des destruktiven Wachstums in Bezug auf die Gesundheit zu erweitern. Wie ein Hohn: Der Blackrock-Topmanager Friedrich Merz schickt sich an, Deutschland wie eine Investmentfirma zu regieren. Aber wie schlecht Geld die Welt „regiert“, zeigt doch die Pandemie! Erst Millionen einsparen – dann versuchen, mit Geld die katastrophalen Schäden zu reparieren. Wer hat das Kapital plötzlich? Über die Gefahren der weltweiten Ausbreitung einer Corona-Pandemie ist der Deutsche Bundestag im Januar 2013 informiert worden (Frontal21). Das RKI hatte einen „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ vorgelegt, wo das Seuchenszenario beschrieben wurde – ausgelöst durch eine „von Asien ausgehende Verbreitung eines Coronavirus“. Weshalb haben Bundestag und die Merkel-Regierung nicht reagiert?
Kritik an Statistiken und Folgemaßnahmen
An den Statistiken und Folgemaßnahmen gibt es Kritik: Wie genau kommen die Zahlen in den einzelnen Ländern zustande? Weshalb wird so wenig getestet wo dringlich? Werden Todesursachen differenziert erfasst? Weshalb gibt es keine Autopsie der Verstorbenen, die exakte Daten liefert? Bekannte Wissenschaftler wie die Virologen Professor Drosten, Professor Streek oder Professor Bakhdi fordern gezielte Maßnahmen bei den Gruppen, die wirklich gefährdet sind – und Tests und Schutz im Alltag, ohne Lockdown. Dass „Einsperrung“ Millionen Menschen wirtschaftlich schadet, aber der Natur und dem Klima nützt – Kein Grund zum Nachdenken?