Der Nationalsozialismus hat in Kirchberg/Jagst Spuren des Todes hinterlassen. Sechs Menschen wurden am 14. April 1945 von den Nazis in Kirchberg erschossen. Bei diesen sechs Menschen handelt es sich um die beiden deutschen Einwohner Angela Galczinski (Kirchberg) und Johann Heigl (Eichenau) sowie die vier Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, den Franzosen Ernest Bonne, den Polen Michael Kubicky und die beiden Ukrainer Josef Hepak und Wasyl Petryczka. Keiner dieser Morde ist gesühnt worden. Der Tag der sechs Morde jährt sich am heutigen 14. April 2020 zum 75. Mal.
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Staatsanwaltschaft Ellwangen ermittelte erst 1959
Der Rentner Gustav Roth aus Kirchberg brachte die Erschießungen am 5. April 1946 beim Landespolizeiposten in Kirchberg zur Anzeige. Die Staatsanwaltschaft Ellwangen ermittelte erst 1959 wegen der Erschießung der vier ausländischen Arbeiter. Es hatte nach Roths Angaben zuvor nur eine einzige Untersuchung durch zwei Kriminalbeamte wegen der insgesamt sechs Erschießungen in Kirchberg gegeben. Sie verliefen allerdings ohne Erfolg. Der Fall von Johann Heigl wurde dabei überhaupt nicht untersucht. Roth war der Ansicht, dass die Intensität der Untersuchung „höchstens einem Apfeldiebstahl“ gerecht geworden wäre. Die Motive der Täter blieben weitgehend unklar.
Ein Grab existiert noch in Kirchberg, drei in Crailsheim
Angela Galczinski wurde später auf dem alten Friedhof in Kirchberg begraben. Das Grab existiert heute noch und wird von der Stadt Kirchberg gepflegt. Über die Todesursache steht nichts auf dem Grabstein. Der Pole Michael Kubicky sowie die beiden Ukrainer Josef Hepak und Wasyl Petryczka wurden in den 1950er Jahren auf den Crailsheimer Ehrenfriedhof umgebettet, der Franzose Ernest Bonne auf einen Friedhof in Frankreich.
Nach dem Krieg in Erziehungsheimen
Bis heute sind die damals hingerichteten Menschen nicht rehabilitiert worden. Seit 2003 erinnert ein Mahnmal auf dem Kirchberger Frankenplatz an das sinnlose Morden der Nazis. Die Angehörigen und Kinder der Opfer haben bis heute keine Entschädigung dafür erhalten, dass ihnen durch die Nazis die Mutter, der Vater oder der Ehepartner genommen wurde. Die beiden Kinder von Angela Galczinski, Roswitha Münzentaler und Benno Galczinski, mussten nach dem Krieg lange Zeit in Erziehungsheimen leben. Sie konnten zu ihrem Vater zurück, als dieser aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen war. Einige Jahre lang wohnte die Familie Galczinski in einem Haus in Kirchberg-Hornberg (im Tal). Die Kinder besuchten die Volksschule in Kirchberg. Zur Berufsausbildung verließen sie ihre Heimatstadt Kirchberg. Roswitha Münzentaler lebte später in Remscheid, ihr Bruder Benno Galczinski in Duisburg.
Ein Link zur ausführlichen Dokumentation „Nationalsozialismus in Kirchberg an der Jagst“ ist auf folgender Internetseite zu finden:
www.hohenlohe-ungefiltert.de/?p=22109