Warum brachten wir vor zwei Monaten die Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert an den Start? Warum ist ein kritisches Internetmedium für Hohenlohe notwendig? Viele positive Zuschriften ermutigen uns, weiter zu machen. Konstruktive Kritik nehmen wir ernst.
Kommentar von Ralf Garmatter, Redaktionsleiter von Hohenlohe-ungefiltert
Die lokalen Medien in Hohenlohe stecken in einer inhaltlichen und strukturellen Krise
Krise ist eines der am meisten gebrauchten Worte in den vergangenen Wochen und Monaten gewesen. Auch die Region Hohenlohe und Heilbronn steckt in der Krise – einer Medienkrise. Nicht viel hört man davon aber in Crailsheim, Schwäbisch Hall, Gaildorf, Künzelsau, Öhringen und Heilbronn. Was ist die Ursache für diese Medien-Krise? Profitgier der Geschäftsleitung sowie Profilierungssucht nach außen bei gleichzeitiger Duckmäuserei leitender Angestellter nach innen haben Zeitungsverlage der Region seit Jahren im Würgegriff. Journalisten, die ihren Beruf ernst nehmen und über Missstände aufklären, wird das Leben oft schon im eigenen Haus schwer gemacht. Leicht verdauliche Kost ist in den Medienhäusern angesagt. Das ist schnell und billig produziert und bringt keinen Ärger mit Anzeigenkunden ein.
Medien schließen sich immer häufiger zusammen oder kommen unter das Dach einer Holding. Durch die Konzentration nimmt die Meinungsvielfalt ab. Ein Lichtblick: Das Bundeskartellamt hat am Dienstag, 21. April 2009, die Übernahme des Haller Tagblatts durch die Südwestpresse Ulm untersagt.
Hofberichterstattung lässt Medien unglaubwürdig werden
Die Medienhäuser mit ihrer kurzsichtigen Geschäftspolitik wollen meist nur Kosten einsparen. Das geht vor allem auf Kosten der journalistischen Qualität. Redakteure werden entlassen, freie Journalisten bekommen Hungerlöhne bezahlt und können sich dafür keine aufwändigen Recherchen für gute Geschichten leisten. Langfristig verlieren die lokalen Medien durch ihre Hofberichterstattung zunächst ihre Glaubwürdigkeit und anschließend die Leser.
Lokalzeitungen in Hohenlohe werden ihrer Wächterfunktion nicht mehr gerecht
Die negativen Folgen sind dramatisch. Die Medien der Region – vor allem die Lokalzeitungen – werden ihrer journalistischen Wächterfunktion nicht mehr gerecht. Das höhlt den wichtigen Paragraphen 5 des Grundgesetzes aus, der die Pressefreiheit einschließt. Die kritische journalistische Beobachtung der Arbeit von politischen Mandatsträgern, von Wirtschaftskapitänen und den Zuständen in deren Betrieben ist unterentwickelt. Viele Journalisten haben Angst, ihren Job zu verlieren, wenn sie heiße Eisen anpacken. Dabei ist es deren wichtigste Aufgabe, mächtige Menschen zu kritisieren, wenn diese schlechte Arbeit geleistet haben.
Redaktioneller Inhalt und Werbung werden oft vermischt
Eine traurige Entwicklung: Die Grenze zwischen journalistischer Berichterstattung und Public Relations (PR/Öffentlichkeitsarbeit/Werbung) wurde in den vergangenen Jahren immer mehr verwässert. Die Vermischung von redaktioneller und werblicher Berichterstattung nimmt zu. Die Leser werden nicht oder nur unzureichend über wirtschaftliche Abhängigkeiten und Verflechtungen von Medienhäusern und den Menschen und Objekten der Berichterstattung informiert.
Medienunternehmen treten auch vermehrt selbst als Veranstalter und Präsentatoren von Events auf. Kritische Berichterstattung über die eigenen Aktionen sind dadurch nahezu ausgeschlossen. Redaktionsleiter, Redakteure und freie Journalisten berichten oft selbst über Vereine, Organisationen, Parteien und Gremien, in denen sie selbst Mitglied sind. Durch die Autorenzeile wird dem Leser dabei noch Objektivität und Unabhängigkeit vorgetäuscht. Was wir brauchen, sind nicht noch mehr PR-Agenten, sondern mutige Journalisten.
Hohenlohe-ungefiltert will ein Forum für kritische Öffentlichkeit bieten
Das ist der Grund, weshalb wir die Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert gegründet haben. Seit dem 20. Februar 2009 sind wir online. Wir wollen in den Landkreisen Schwäbisch Hall und Hohenlohe ein Forum für eine kritische Öffentlichkeit bieten. Das ist unser Anliegen. Wir wollen auch Dinge beim Namen nennen, die sonst in der regionalen Medienlandschaft nicht oder nicht ausreichend vorkommen. Dazu gehört auch eine kritische Beobachtung und Kommentierung der hohenlohischen Zeitungen und anderer Medien der Region. Wir versuchen Ungereimtheiten aufzudecken, Missstände klar zu benennen sowie Hintergründe zu beschreiben und Zusammenhänge zwischen dem Autor und seinem behandelten Thema herzustellen.
Der Verein Hohenlohe-ungefiltert ist vom Finanzamt Schwäbisch Hall als gemeinnützig anerkannt. Der Vorstand besteht aus drei Personen. Die drei Vorstandsmitglieder sind Axel Wiczorke (Kirchberg an der Jagst), Hermann-Julius Bischoff (Schwäbisch Hall) und Ralf Garmatter (Kirchberg an der Jagst).
Kritische Mitarbeit ist jederzeit möglich – Auch Spender und Mäzene, die keine inhaltlichen Bedingungen stellen, sind willkommen
In der Internetzeitung Hohenlohe ungefiltert können auch Gastautoren Texte, Bilder, Filme und Audio-Beiträge veröffentlichen. Potentielle Autoren können alle Menschen aus der Region sein, die sich mit gesellschaftlichen, kulturellen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder sportlichen Themen kritisch auseinandersetzen. Grundvoraussetzung für Leute, die dabei für eine Gruppe, eine Organistation, einen Verband oder eine Partei sprechen wollen, ist, dass sie bereit sein müssen, neben den positiven auch die kritischen und negativen Seiten der Handlungsweise ihrer eigenen „Firma“ zu benennen. Ein Internetportal wie Hohenlohe ungefiltert soll keine weitere Möglichkeit zur Verbreitung von PR-Geblubber sein. Unser Motto lautet: Harte Fakten, statt weichgespülte Worte. Hohenlohe-ungefiltert will aufklären und Licht ins Dunkel der kommunalen und regionalen Politik, Kultur, Wirtschaft und des Sports bringen. Jede/r, der mithelfen will, diesen hohen Anspruch zu erfüllen, ist willkommen. Auch Hinweise auf Missstände in der Region nehmen wir gerne entgegen, um gegebenenfalls darüber zu berichten. Auch Positives hat Raum in Hohenlohe-ungefiltert – dann wenn es eine gewisse Bedeutung für das Zusammenleben der Menschen hat.
Als ehrenamtlich tätiger Verein können wir nicht alles machen. Deshalb sind wir auf inhaltliche Unterstützung, aber auch auf Spenden angewiesen (Spendenkonto: Hohenlohe-ungefiltert, Konto 01 81 85 47 09, BLZ 600 100 70 bei der Postbank Stuttgart). Finanzielle Zuwendungen werden keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung haben. Wir lassen uns nicht kaufen. Dafür verbürgen wir uns. In den USA gibt es bereits Stiftungen, die einen kritischen Journalismus finanziell fördern. Das wäre ein ehrgeiziges Ziel auch für die Region Hohenlohe.
Räumlich beschränken wir uns weitgehend auf die Landkreise Schwäbisch Hall und Hohenlohe. Das von uns bearbeitete Gebiet deckt sich weitgehend mit den Wahlkreisen der politischen Mandatsträger – den EU-Abgeordneten, dem Bundestagsabgeordneten und den Landtagsabgeordneten. Web-Links könnten auf der Seite aber auch – zum Beispiel bei Veranstaltungstipps oder weiterführenden Themenseiten – über die Region hinaus reichen.
Gesellschaftliche Probleme mit den Betroffenen lösen
Wenn unsere Arbeit bewirkt, dass einige unter den Teppich gekehrte relevante Themen im politischen, gesellschaftlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sportlichen Feld, öffentlich diskutiert werden und dann auch versucht wird, die Probleme zusammen mit den Betroffenen zu lösen, dann haben wir schon eine ganze Menge erreicht.
Beim Lesen, Hören und Anschauen von Hohenlohe ungefiltert wünschen Ihnen die Mitarbeiter und die Mitglieder des Vereins viel Spaß und einen möglichst großen Erkenntnisgewinn. In Kommentaren oder eigenen Beiträgen können Sie auch gerne Ihre eigene Meinung veröffentlichen.
Kontakt zur Redaktion:
www.hohenlohe-ungefiltert.de; Redaktion; Buchenstraße 54; 74592 Kirchberg an der Jagst; Telefon 07954/7176; E-Mail: redaktion@hohenlohe-ungefiltert.de
Spendenkonto:
Hohenlohe-ungefiltert; Konto 01 81 85 47 09; BLZ 600 100 70 bei der Postbank Stuttgart