Diesen Donnerstag (20. Oktober 2022) wird der Gemeinderat Crailsheim nach Vorberatung im Bau- und Sozialausschuss darüber entscheiden, ob im Rahmen eines Verkehrsversuches Teile der Karl- und Wilhelmstraße im kommenden Jahr für einige Monate gesperrt werden sollen. In dieser Zeit soll die Strecke in eine temporäre Fußgängerzone verwandelt werden, die mit zahlreichen Elementen zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität führen soll. Das Projekt soll dabei laufend evaluiert werden, um die Ergebnisse später objektiv auswerten zu können.
Informationen der Stadtverwaltung Crailsheim
Fast einmalig in Deutschland: Bundesstraße führt durch Haupteinkaufspassage eines Mittelzentrums
11.200 Fahrzeuge befahren die Karlstraße jeden Tag. Wie ein heißes Messer durch die Butter teilt die B290 das Zentrum Crailsheims. Statt verbinden, trennt die vielbefahrene Straße demnach eher die Innenstadt. Dass damit eine Bundesstraße zeitgleich auch durch die Haupteinkaufspassage eines Mittelzentrums führt, ist fast in ganz Deutschland einmalig. Und für die Stadtverwaltung unter anderem ein Grund, wieso der hiesige Einzelhandel,
abgesehen von der Konkurrenzsituation mit dem Internet, immer mehr unter Druck gerät.
Lange und intensive Vorbereitungszeit
Die Verwaltung hat sich daher das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Im Mai 2021 stellte Sozial – und Baubürgermeister Jörg Steuler erstmals die Pläne einer Verkehrsberuhigung der Karl- und Wilhelmstraße vor. Im Herbst folgte ein Bürgerforum, bei dem Interessierte sich über die Pläne austauschten und eigene Ideen entwickelten. Und auch der Gemeinderat blieb nicht untätig und kam im Juli 2022 zu einer Klausursitzung zusammen, bei der sich drei von vier Arbeitsgruppen für einen Verkehrsversuch aussprachen.
Entscheidung im Gemeinderat
Und genau dieser soll nun am Donnerstag offiziell beschlossen werden. Geplant ist, die Karlstraße ab dem Karlsplatz bis zur Wilhelmstraße an der Einmündung Grabenstraße für den fließenden Verkehr zu sperren – und das
im kommenden Jahr zeitlich befristet von den Oster- bis zu den Sommerferien. Die Strecke soll dabei in eine temporäre Fußgängerzone umgewandelt werden.
Ein Versuch zur Belebung der Innenstadt – Frage nach der Henne und dem Ei
Ist die mangelnde Innenstadtattraktivität auf die durchwachsene Qualität im Einzelhandel zurückzuführen – oder fehlt es an ansprechendem Einzelhandel aufgrund der derzeitigen Innenstadtsituation? Diese Frage, wie bei der Henne und dem Ei, wurde sowohl im Bürgerforum wie auch bei der Klausursitzung mehrfach gestellt. Die Verwaltung hat sich dieser angenommen, in der sie probiert, an den Stellschrauben zu drehen, auf die
sie Einfluss hat. So merkten Kritiker des Verkehrsversuches an, dass die Stadtverwaltung zunächst für vernünftige Rahmenbedingungen, wie beispielsweise attraktive Verkaufsflächen sorgen sollte, ehe etwas versucht werde. Andernfalls würde sich die schwierige Situation für den Einzelhandel noch mehr verschärfen. Doch hier sind der Stadt die Hände gebunden, solange sie nicht Besitzerin der Gebäude ist. „Wir können Anreize im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung setzen, was wir auch machen. Und wir können aktiv das Gespräch mit den Immobilienbesitzern suchen, was wir ebenfalls bereits tun. Aber wir können niemandem vorschreiben, dass er seine Häuser sanieren soll, damit sie attraktiver für den Handel werden“, sagt Jörg Steuler.
Nicht nur Blumenkübel
„Gleichwohl ist der Stadtverwaltung auch bewusst, dass es bei der Sperrung der Karl- und Wilhelmstraße nicht nur mit dem Aufstellen von ein paar Blumenkübel getan ist. „Es wurde von uns auch nie behauptet, dass wir
lediglich dies vorhaben.“ Tatsächlich sei geplant, „gemeinsam mit dem Verein Stadtmarketing sowie unserem Ressort Kultur & Soziales im Rahmen des Verkehrsversuches ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm
umzusetzen, was die Menschen in d ie Straßen lockt“, gibt Steuler einen Ausblick. Zudem werde intensiv in der Verwaltung daran gearbeitet, eine Grüngestaltung mit mobilen Bäumen sowie Sitzmöglichkeiten zu entwickeln, die einen Ausblick darauf geben sollen, wie die Straßen als Fußgängerzone irgendwann einmal aussehen könnten.
Wegfallende Parkplätze fallen nicht ins Gewicht
Ein weiteres Argument, was Steuler in Gespräch immer zu hören bekommt, sei die Zahl der wegfallenden Parkplätze. „Bei unserem Verkehrsversuch fallen insgesamt sieben Parkplätze weg. Doch mit dem ZOB, Parkhaus
Grabenstraße sowie der Tiefgarage Schweinemarktplatz bleiben weiterhin genug Abstellmöglichkeiten, die in weit weniger als fünf Minuten zu jedem Ziel in die Innenstadt führen“, so Steuler.
Ergebnisse analytisch betrachten
Es bringt der beste Versuch nichts, wenn es an der passenden Auswertung mangelt. Dieser Umstand ist auch der Stadtverwaltung bewusst. So sollen sowohl die Verkehrsströme als auch die Fußgängerfrequenzen später beurteilt werden. Auf der Umgehungsstrecke soll zudem im geplanten Zeitraum die Ampelsteuerung angepasst werden, um einen besseren Verkehrsstrom zu erzeugen. Entwickelt und vorgeschlagen wurden diese Empfehlungen vom Verkehrsplanungsbüro R+T aus Darmstadt, das den bisherigen Prozess begleitet und die Konzeption des Versuchs fachlich vorangetrieben hat. Ein mögliches Parkleitsystem soll ebenfalls während des Verkehrsversuchs installiert werden. Und ehe eine endgültige Entscheidung getroffen wird, die auch Umbaumaßnahmen an den Verkehrsknotenpunkten wie dem Kreisverkehr „Bullinger Eck“ notwendig machen würde, hat der Gemeinderat das letzte Wort.
Es ist lediglich ein Versuch
In den vergangenen Monaten war viel darüber diskutiert worden, ob die geplanten Maßnahmen überhaupt erfolgversprechend sind. „Genau deshalb machen wir diesen Versuch. Mit ihm überprüfen wir die Chancen und Risiken unter realistischen Bedingungen“, sagt Steuler. „Niemand spricht heute schon von einer endgültigen Sperrung.“ Möglicherweise würden sich durch den Versuch auch neue Lösungsansätze eröffnen, die heute noch niemand erkannt habe. Ob der Versuch überhaupt zustande kommt, entscheidet der Gemeinderat. Steuler macht deutlich, dass es für ihn nur eine Lösung geben kann: „Wir haben jetzt noch die Möglichkeit, zu handeln und die Gestaltung der Innenstadt selbst in die Hand zu nehmen. Oder wir belassen es so wie es ist, aber dann können wir uns später auch nicht beschweren, wenn unser städtisches Zentrum noch verlassener und unattraktiver erscheint, als es heute vielleicht schon der Fall ist.“ Jede Entscheidung habe ihre Folgen und Konsequenzen. Aus Sicht der Verwaltung sei jedoch klar, dass die Beibehaltung des heutigen Zustandes die schlechteste aller Möglichkeiten
sei.
Tagesordnung der Sitzung des Gemeinderates am Donnerstag, 20. Oktober 2022 um 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses, Marktplatz 1, 74564 Crailsheim:
Öffentliche Sitzung
- Bürgerfragestunde
- Anfragen und Anträge
- Verkehrsversuch Innenstadt 2022/354
Entscheidung - Weisungsbeschlüsse für die Vertreter der Stadt Crailsheim im
Zweckverband Wasserversorgung Jagstgruppe
2022/285
Entscheidung - Weisungsbeschluss an die Gesellschafterversammlung der Stadt-
werke Crailsheim GmbH zur Änderung des Gesellschaftervertrags
2022/286
Entscheidung - Annahme von Spenden 2022/363
Entscheidung - Festlegung des Verkaufspreises im geplanten GE Rotebachring
Roßfeld
2022/364
Entscheidung - Organisationsuntersuchung – Information über die Ergebnisse im
Bereich der Kernverwaltung, Zielstruktur für das Gebäudema-
nagement und damit einhergehende Abgrenzung der Geschäfts-
kreise
2022/365
Entscheidung - Gestaltung Außenflächen Albert-Schweitzer-Gymnasium als Er-
gebnis der Einbeziehung von Schülermitverwaltung und Jugend-
gemeinderat
2022/245
Entscheidung - Antrag der SPD-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Mitsch
Anhörung Elternbeirat zur Erhebung von Elternbeiträgen in städ-
tischen Kindertageseinrichtungen
2022/295
Kenntnisnahme - Antrag der SPD-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Mitsch
Änderung der Berechnungsgrundlage der Elternbeiträge für den
Besuch der Kindertageseinrichtungen
2022/294
Entscheidung - Antrag der CDU-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Zucker
Änderung der Berechnungsgrundlage der Elternbeiträge für den
Besuch der Kindertageseinrichtungen
2022/297
Entscheidung - Interkommunaler Gutachterausschuss „Altkreis Crailsheim“:
Benennung zweier Gutachter/innen und neue Stellvertreter/in-
nen-Regelung im interkommunalen Gutachterausschuss
2022/299
Entscheidung - Flächennutzungsplan der VVG Crailsheim , Änderung A-2022-1F,
“Sauerbronnen I“, Feststellungsbeschluss
2022/351
Entscheidung - Flächennutzungsplan der VVG Crailsheim, Änderung Nr. 04-2017
“Wohnbaufläche, landwirtschaftliche Fläche und gemischte Bau-
fläche Aubergstraße“, Crailsheim-Jagstheim, geänderter Aufstel-
lungsbeschluss
2022/349
Entscheidung - Flächennutzungsplan der VVG Crailsheim, Änderung Nr. I-2022-1F
“Feuerwache Westgartshausen“, Crailsheim, Auslegungsbeschluss
2022/319
Entscheidung - Flächennutzungsplan der VVG-Crailsheim, Änderung 0-2017,
“Wolfsacker, Tiefenbach“ Feststellungsbeschluss
2022/366
Entscheidung - Antrag der AWV-Fraktion und SPD-Fraktion vom 20.07.2022 /
Stadträte S. Klunker und Arendt, Evaluierung des ZOB-Antrages
2022/362
Entscheidung - Radweg Crailsheim-Beuerlbach; Trassenführung 2022/348
Entscheidung - Geförderter Wohnungsbau „Heckenbühl“ –
Bereitstellung von Haushaltsmitteln
2022/359
Entscheidung - Bekanntgaben
21.1. Vergabe von Mehrfamilienhausbauplätzen im Wohngebiet „He-
ckenbühl“ – hier: Änderungen in der Ausführung bei Vergabe Los
2
2022/355
Kenntnisnahme
21.2. In nichtöffentlicher Sitzung gefasste Beschlüsse des Bau- und So-
zialausschusses
2022/333
Kenntnisnahme
21.3. Einteilungskriterien für die städtischen und kirchlichen Kinder-
gärten
2022/353
Kenntnisnahme
21.4. Bahnübergänge Maulach –
Abschluss von Vereinbarungen mit der DB Netz AG
2022/360
Kenntnisnahme
21.5. Anfrage der SPD-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Mitsch
Anfragen aus dem Gemeinderat im Stadtblatt
2022/361
Kenntnisnahme
21.6. Anfrage der GRÜNEN-Fraktion vom 20.07.2022 / Stadtrat Karg
Einrichtung von Bezirksbeiräten in den Stadtteilen Altenmünster,
Ingersheim (inklusive Rotmühle), Kreuzberg, Roter Buck, Sauer-
brunnen (inklusive Fliegerhorst), Schießberg und Innenstadt (in-
klusive Türkei und Kalkäcker)
2022/303
Kenntnisnahme