Man könnte meinen, der Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten (CDU) aus Künzelsau-Schloss Stetten habe bei der Heilbronner Stimme und deren Tochter Hohenloher Zeitung die Stelle des Chefredakteurs und gleichzeitig auch den Chefposten in der dortigen Anzeigenabteilung übernommen. Nur so ist eigentlich zu erklären, dass in der Heilbronner Stimme am 14. Juli 2009 direkt neben dem Artikel über den 70. Geburtstag des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Bachmaier aus Crailsheim eine ebenso große Anzeige Christian von Stettens erschienen ist. Darin preist sich der CDU-Mann als „Hohenlohes starke Stimme in Berlin“ – auf dem dazugehörigen Foto schüttelt er die Hand von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Kommentar von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
„Höchst unsachlich und polemisch“
Heimliche Freude dürfte wohl das Mindeste gewesen sein, was Christian von Stetten beim Lesen seiner Heimatzeitung empfunden hat, als seine Anzeige neben der Geburtstagslaudatio von Peter Hohl über Hermann Bachmaier, erschienen ist. Eine schriftliche Nachfrage von Hohenlohe-ungefiltert am 4. August 2009 bei Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer, wie es zu dieser seltsamen „Gegenüberstellung“ der beiden Politiker gekommen ist, beantwortete Heer noch am gleichen Tag (4. August 2009) wie folgt:
„Sehr geehrter Herr Garmatter, unser Haus hatte in dieser Angelegenheit bereits Kontakt mit H. Bachmaier und hat den Sachverhalt erläutert. Die von Ihnen gestellten Fragen und vor allem Ihre Wertung im Anhang sind meines Erachtens höchst unsachlich und polemisch, darauf werden wir nicht eingehen.
Mit freundlichen Grüßen
Uwe Ralf Heer
Chefredakteur
Heilbronner Stimme“
Folgendes Schreiben mit „höchst unsachlichen und polemischen Fragen“ hatte Hohenlohe-ungefiltert an die Heilbronner Stimme gerichtet:
„Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der Heilbronner Stimme und der Hohenloher Zeitung,
am 14. Juli 2009 erschien ein Artikel zum 70. Geburtstag des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Bachmaier und gleich daneben eine in etwa gleich große Anzeige des CDU-Bundestagsabgeordneten Christian von Stetten. Diese Anzeige hat Schlagzeilen wie 4 Jahre Bundesregierung…231 Plenarsitzungstage…, 582 neue Gesetze / Bürokratieabbau durch Streichung zahlreicher Vorschriften… Christian von Stetten fordert außerdem dazu auf, seinen Newsletter zu abonnieren.
Zu dieser Thematik habe ich als Redakteur der Internetzeitung Hohenlohe-ungefiltert einige Fragen:
1. Was war Sinn dieser Platzierung der Christian-von-Stetten-Anzeige neben dem Bachmaier-Artikel von Peter Hohl?
2. Wer hat diese Platzierung veranlasst?
3. War das Timing der Anzeige eine Idee oder gar Forderung des Abgeordneten Christian von Stetten oder der CDU?
4. Hat es bisher eine Reaktion von Hermann Bachmaier auf dieses Nebeneinander des Artikels über ihn mit Christian von Stetten bei der Heilbronner Stimme oder/und der Hohenloher Zeitung gegeben?
5. Hat sich Christian von Stetten für die Platzierung der Anzeige bei der Heilbronner Stimme/der Hohenloher Zeitung bedankt?
6. Wer hat die Platzierung der Anzeige und die Platzierung des Bachmaier-Artikels firmenintern zu verantworten – die Redaktion oder die Anzeigenabteilung? Wer gibt wem die entsprechenden Anweisungen in solch einem Fall? Oder kam die Anweisung von der Chefredaktion oder der Geschäftsleitung?
7. In welchen Ausgaben Ihrer Zeitungen sind der Bachmaier-Artikel und die Christian-von-Stetten-Anzeige nebeneinander erschienen?
Mit der Bitte um schnelle Beantwortung meiner Fragen verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Ralf Garmatter, Redaktion www.hohenlohe-ungefiltert.de“ (Zitat Ende)
Ergänzende Erläuterung von Hohenlohe-ungefiltert: Aus Versehen war ganz unten in die E-Mail an die Chefredaktion der Heilbronner Stimme auch noch ein Kommentar einer Hohenlohe-ungefiltert-Leserin gerutscht, die Hohenlohe-ungefiltert damit überhaupt erst auf den Sachverhalt Heilbronner Stimme/Hermann Bachmaier/Christian von Stetten aufmerksam gemacht hat – Dieser Text hat folgenden Wortlaut:
„Kurz nach dem Geburtstagsempfang für Hermann Bachmaier im Haller Rathaus mit Franz Müntefering, hat die Stimme zwei Artikel veröffentlicht. Der Artikel, der am 14. 7. erschien, ist insofern bemerkenswert, als er an prominenter Stelle gedruckt und mit einer gleich großen Anzeige des Bundestagsabgeordneten Christian von Stetten „garniert“ wurde, in der er mit Schlagzeilen wie 4 Jahre Bundesregierung… 231 Plenarsitzungstage…, 582 neue Gesetze / Bürokratieabbau durch Streichung zahlreicher Vorschriften… auffordert, seinen Newsletter zu abonnieren. Diese Verknüpfung von Bachmaier-Laudatio und Stetten-Anzeige ist „wenigstens“ geschmacklos. Es scheint so zu sein, dass die Stimme dieses „Geburtstagsgeschenk der besonderen Art“ eingefädelt hat. Der Anzeigenauftrag von von Stetten soll schon längere Zeit vorgelegen haben (ihm kann man in diesem Fall wohl nicht unbedingt Absicht unterstellen, vielleicht allenfalls „klammheimliche Freude“ über den Coup seiner Freunde bei der Stimme).“
Der Textanhang stammt zwar nicht von Hohenlohe-ungefiltert, die Redaktion hat aber bei den Recherchen zu diesem Thema den gleichen Eindruck gewonnen wie die E-Mail-Schreiberin – auch wenn der Chefredakteur der Heilbronner Stimme dies für höchst unsachlich und polemisch halten sollte.
Übrigens: Hermann Bachmaier (SPD) wollte zu dem Artikel und der Anzeige in der Heilbronner Stimme gegenüber Hohenlohe-ungefiltert keine Stellung nehmen. Christian von Stetten (CDU) war trotz mehrfacher Versuche in den vergangenen Tagen für die Hohenlohe-ungefiltert-Redaktion nicht zu erreichen.
PDF-Datei des Artikels über Hermann Bachmaier (SPD) in der Heilbronner Stimme und die daneben platzierte Anzeige Christian von Stettens (CDU):
Hermann_Bachmaier/Christian_von_Stetten
Lieber Herr Garmatter,
es ist gar nicht so schwer, den Herrn Abgeordneten zu erreichen:
Er zeigt sich gerne Samstag morgens in Künzelsau dem Volk -insbesondere, wenn am Unteren Markt eine Aktion des Einzelhandes stattfindet-, läßt die Sonne seines Angesichts auf seine Stammbegleiter und die üblich verdächtigen Lokalwichtigkeiten leuchten und hantiert überaus wichtig mit dem Mobiltelefon.
Mit einfachen Bürgern spricht er bei derlei Gelegenheiten allerdings nicht. Und überreichte Blumenketten legt er umgehend wieder ab.
Aber vielleicht spricht er ja mit Journalisten?
Über die Heilbronner Stimme findet man zu Recht reichlich Kritik! Eine interessante Seite ist https://deutscheverleger.wordpress.com/.