Zur Zukunft der Murrbahn hat der Schwäbisch Haller SPD-Landtagsabgeordnete Nikolaos Sakellariou einen Brief an den Vizepräsidenten des baden-württembergischen Landtags, Wolfgang Drexler, geschrieben. In dem Schreiben an seinen Fraktionskollegen kritisiert Sakellariou nicht nur die schlechte Ausstattung des Wagenmaterials auf der Murrbahn, die der Haller MdL als „Museumsbahn“ bezeichnet. Hohenlohe-ungefiltert veröffentlicht hier Sakellarious Brief an Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler (die Zwischenüberschriften hat die Hohenlohe-ungefiltert-Redaktion eingefügt).
Von Ralf Garmatter, Hohenlohe-ungefiltert
Sehr geehrter Herr Landtagsvizepräsident Drexler,
ich wende mich heute (Anmerkung: 11. August 2009) an Sie als künftiger Sprecher für das Bahnprojekt Stuttgart 21. Zu dieser Berufung möchte ich zunächst ganz herzlich gratulieren. Es ist schon bezeichnend, dass sich der Koloss Bahn und die CDU/FDP-Landesregierung nur durch die Berufung eines Sozialdemokraten erhoffen, dem Bauprojekt Akzeptanz zu verschaffen.
Kritik wegen Regionalisierungsmitteln für Stuttgart 21
Ein Grund für die geringe Akzeptanz des Bahnprojekts Stuttgart 21 auch im ländlichen Raum, den ich vertrete, liegt darin, dass wir hier beispielsweise auf der Murrbahn, das ist die Strecke zwischen Nürnberg und Stuttgart über Crailsheim, Schwäbisch Hall-Hessental, Gaildorf, den Verdacht haben, dass die sich ständig verschlechternde Situation hier die Folge davon ist, dass Regionalisierungsmittel, die eigentlich für den Regionalverkehr vorgesehen sind, zur Finanzierung des Projekt herangezogen werden.
Wagenmaterial auf der Murrbahn teilweise seit 50 Jahren im Einsatz
Auf der Murrbahn bewegen sich Waggons und Wagenmaterial, das seit nahezu 50 Jahren im Einsatz ist. Von der Murrbahn kann man somit durchaus von einer Museumsbahn sprechen. Bis heute sind die Züge weder klimatisiert noch modernisiert worden, der Unmut hierüber ist sehr groß. Sämtliche Schreiben an die Bahn blieben ohne Folgen. Und das in einer Wachstumsregion ohnegleichen in Baden-Württemberg.
Weiter kommt hinzu, dass sich das Angebot auf der Murrbahn in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert hat. In den letzten Jahren ist nicht nur der Stundentakt eingestellt worden, sondern auch die Zeiten haben sich verschoben und das Angebot an Schnellzügen auf der Strecke wurde mehr und mehr zurückgefahren. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass die Kunden der Murrbahn ihr Vertrauen verloren haben, dass die ständigen Verschlechterungen auf dieser Strecke nichts mit der Finanzierung des Bahnprojekts Stuttgart 21 zu tun haben.
Forderung: Besseres Wagenmaterial und bessere Verbindungszeiten
Sie als neuer Sprecher des Bahnprojekts können somit durch signifikante Verbesserungen auf dieser Strecke z.B. beim Wagenmaterial aber auch bei den Verbindungszeiten oder bei der Bestückung mit Schnellzügen dafür sorgen, dass solche Zweifel sich zerstreuen könnten. Dies will ich Ihnen vor Ihrem Amtsantritt gerne als Möglichkeit aufzeigen.
Hinzu kommt, dass wir hier auf der Murrbahn durch die Bauarbeiten auf der Remsbahn für einige Monate in der komfortablen Situation waren, zu sehen, wie es auf anderen Bahnstrecken in Baden-Württemberg zugehen kann. So wurde die Remsbahn und hier speziell die Intercityverbindung zwischen Nürnberg und Karlsruhe über Stuttgart in dieser Zeit nicht von Crailsheim über Ellwangen, Aalen nach Stuttgart geführt, sondern von Crailsheim über Schwäbisch Hall-Hessental, Backnang nach Stuttgart geführt. Dies führte dazu, dass die Bahnkunden der Murrbahn erstmals die Möglichkeit hatten, in klimatisierten Zügen zu reisen. Hinzu kam, dass im zweistündigen Intervall sich sogar die Reisezeit um bis zu 20 Minuten zwischen Crailsheim und Stuttgart verkürzt hat. Dass die Züge ab Mitte Oktober nicht mehr auf der Strecke verkehren werden, trifft die Benutzer auf der Murrbahn nach diesem kurzen und komfortablen Intermezzo nunmehr besonders hart. Hier wäre anzustreben, die Strecke nicht ganz zu streichen, sondern auch nach dieser Zeit Intercityzüge von Nürnberg nach Karlsruhe statt über die Remsbahn über die Murrbahn zu leiten. In der Gesamtstrecke würde sich so sogar eine Verkürzung der Fahrzeit ergeben. Für die Nutzer der Murrbahn wäre dies eine erhebliche Verbesserung ihres bisherigen Zugangebots, mit der Folge, dass die Bedenken wegen der Finanzierung von Stuttgart 21 sicher auch ein anderes Gewicht bekämen.
Toiletten auf Bahnhöfen werden reihenweise geschlossen
Kurzum: Ihr Auftrag, für das Bahnprojekt Stuttgart 21 zu werben, wird umso erfolgreicher sein, je besser auch die Zuganbindung im ländlichen Raum sich auswirkt. Sollten die von mir angeregten Verbesserungen beim Wagenmaterial, beim Stundentakt und beim Angebot von Intercityzügen auf der Murrbahn zeitnah erfolgen, so würde das die Akzeptanz erheblich erhöhen. Nachdem die Bahn sich von Ihnen soviel Durchsetzungskraft erhofft, erhoffe ich mir umgekehrt auch von Ihnen gegenüber der Bahn die Durchsetzungskraft, die einfachen Abgeordneten oftmals versagt bleibt. Als Beispiel möchte ich hier nur erwähnen, dass aus dem Konjunkturprogramm für die Bahn „keine einzige müde Mark“ in die Verbesserung der Bahnhofstrukturen hier im ländlichen Raum geflossen sind. Nicht nur das, auch die Toiletten auf den Bahnhöfen werden reihenweise geschlossen – zuletzt hier in Schwäbisch Hall-Hessental. Ortsbegehung, Übergangslösungen und Absprachen wurden nicht eingehalten. Auch dies ist ein Grund weshalb hier im ländlichen Raum erhebliche Probleme mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21 bestehen. Einen Artikel der Stuttgarter Nachrichten von heute (11. August 2009) zum Thema füge ich bei.
Es liegt nun in Ihrer Hand, hier für Änderungen zu sorgen. Ich traue es Ihnen zu.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Nikolaos Sakellariou MdL
Sehr geehrte Damen und Herren.
Die von Ihnen angesprochene Entwicklung im Schienenverkehr vor und nach Stuttgart 21 kann ich nur unterstreichen, jedoch ist diese Situation eine Entwicklung wie sie in der ganzen BRD flächendeckend zu erkennen ist. Ich bin selber seit Jahrzehnten Bahnfahrer aus Aalen und weiß nur zu gut, wie der Schienenverkehr (auch der Ferverkehr!) auf der Ostalb mit der „Salamitaktik“ mehr und mehr eingeschränkt wurde.
Nur eines Ihrer Anmerkungen dürfte wohl eher ein „Versehen“ sein oder aus Wahlkampftaktischen Gründen so aufgeführt werden: Die Verlegung der IC-Linie von der Rems- auf die Murrbahn! Nicht genug, das der Fernverkehr von 16 täglichen IR-Zügen ohne Zuschlag auf 14 tägliche IC-Züge mit Zuschlag verringert wurde. Nicht genug das an den Wochenenden weitere IC-Verbindungen aus dem Takt genommen wurden. Nicht genug, das alle durchgehenden Fernverbindungen nach Ostdeutschland, Berlin und nach Prag wegfallen mussten. Nicht genug das durch den Ausbau der Remsbahn Pendler und Reisende von Nördlingen und Heidenheim bis Schorndorf ein halbes Jahr derartige Unannehmlichkeiten auf sich nehmen mussten, nein nicht genug! Jetzt nehmen wir als Belohnung dafür den IC am Besten gleich ganz weg…! Um die neu verlegten Gleise zu schonen?…Wofür wurde denn so umfangreich ausgebaut?…
Ich darf Sie bitten im Namen aller Bahnfahrer und Wähler wieder Politik für alle zu machen!
Mit freundlichen Grüssen Ralf Limbach
Wenn die Wagen tatsächlich seit 50 Jahren im Einsatz sind, wäre das für mich schon ehr ein echter Grund damit zu fahren. Ich fordere die Bahn auf, auch noch passende Zugmaschinen dazu zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Martin 230TE
…kein Problem, die Lokomotiven der REs auf der Murrbahn stammen teilweise aus den 1950er Jahren (Baureihe 110 ab 1956 DB), den 1970ern (Baureihe 111 ab 1974 DB) bzw. den 1980er Jahren (Baureihe 143, Deutsche Reichsbahn ab 1984).
Sie passen damit sehr gut zum Wagenmaterial…
Warum fahren die besseren Wagen in Harz-4
Gebieten sls im Musterländle wo die Leute
viel Gelt haben.
Für das gleiche Gelt fahren die einen
besseres Wagenmaterial als die andern
Verstösst das nicht gegen das Gleicheitsgesetz
Vieleicht ein Fall für Karlsruhe!!!!!!!
Betreff: Murrbahn „Nachkriegsbahn“
Wenn die Bahn die Züge und Waggons nicht auf einen Zeitgemäßen aktuellen Stand aktualisieren will so denke ich, dass dann die Bahn ein neues „Dritte-Klasse Ticket“ welches Maximum 50% des aktuellen Fahrpreises kosten dürfte. Dann könnte ich mir vielleicht das Autofahren sparen. Ebenso müsste in den Stoßzeiten der Verkehr 1/2 stüŒndlich sein. An den S-Bahnstationen Stuttgart bis Backnang müsste doch der Zug nicht halten. Ich denke dann wäre das attraktiv.
Böhm