Die Grenzen zwischen Staatsmacht und Medien lösen sich auf. Wir nehmen es hin. Wann hat das eigentlich angefangen? Seit wann nehmen die Politiker an solchen Wahlabenden auch noch das Mikrofon selber in die Hand? Sie machen das ja schon eine ganze Weile. Am Abend der dreifachen Landtagswahl vergangenen Sonntag aber ist es erst so richtig aufgefallen, weil man nicht jeden dieser Landespolitiker und örtlichen Journalisten kennt und am Ende gar nicht mehr wusste, wer da jetzt eigentlich wen interviewt.
Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert
Lesenswert, nebst dieser kleinen Anekdote:
>Und wie ist es möglich, dass eine Reporterin eines großen Privatsenders bei der SPD anruft, und Herbert Wehner sprechen will?
Der Soziologe und Historiker Reinhard Müller hatte da gerade seine große biographische Abrechnung mit Herbert Wehner auf den Markt gebracht. Also war Wehner ein paar Tage heftig im Gespräch. Und diese Reporterin ruft nun im Willy-Brandt-Haus an und fragt: „Können Sie mich bitte mit Herbert Wehner verbinden? Ich möchte ein Interview mit ihm machen.“
Der Referent konnte vor Lachen kaum sprechen und sagte: „Ach, tut mir sehr leid, Herr Wehner ist gerade in einem wichtigen Gespräch mit Franz Josef Strauß, da kann ich jetzt nicht stören.“Daraufhin fragt sie: „Okay, dann darf ich also später noch einmal anrufen?“
Klaus Bölling, der diese Anekdote erzählt, hat folgende Erklärung dafür: „Die politische Bildung eines nicht so kleinen Teiles des Berliner Hauptstadt-Pressecorps ist, verglichen mit der politischen Bildung des Bonner Pressecorps, sehr höflich ausgedrückt, bedauernswert gering. Vor allem bei diesen privaten Sendern. Die haben wirklich null Ahnung.“< http://jetzt.sueddeutsche.de/drucken/text/484864/9ceb6449d2f5cea74bc2b7d53f9f8466