Zusammen mit dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Alexander Bonde, der im Haushaltsausschuss des Bundestages über den Landwirtschaftsetat wacht, war der Bundestagskandidat der GRÜNEN, Harald Ebner im Wahlkreis unterwegs, um die Situation der Milchbauern im Hohenlohischen zu erkunden und mit den Landwirten ins Gespräch zu kommen.
Pressemitteilung des Grünen-Kreisbüros Schwäbisch Hall
Bio-Milchbauer: Produktion ist nicht mehr kostendeckend
Ziel waren Milcherzeuger und Milchverarbeiter. Erste Station war der Rodachshof bei Ingelfingen. Landwirt Helmut Stier hatte auf seinen Hof mit 90 Milchkühen und 240 Hektar Fläche (Anmerkung: 2,4 Millionen Quadratmeter) etliche Berufskollegen zur Diskussionsrunde eingeladen. Die Milch sei für ihn ein notwendiger Betriebszweig für eine sinnvolle Fruchtfolge, betonte der Biolandwirt. Er plädierte nachdrücklich für eine Herabsetzung der Agrardieselsteuer auf Null, um die Betriebskosten der Landwirte zu senken. Trotz des reibungslos funktionierenden Melkroboters könne er ansonsten bei der Milchproduktion keine weitere Kostensenkung erreichen, trotzdem sei der Milchpreis auch im Biobereich so stark gesunken, dass von einer kostendeckenden Produktion keine Rede sein könne.
Landwirtschaftsverwaltung fördert nach dem Prinzip: Wachsen oder weichen
Auch auf den weiteren besuchten Betrieben, dem Schafmilcherzeuger Fischer in Langenburg, bei Bauernhofeishersteller Retzbach in Naicha oder am selbstvermarktenden Kühof in Gröningen bot sich den GRÜNEN-Politikern ein ähnliches Bild. Der Betriebszweig Milcherzeugung ist überall stark defizitär. Über Wasser halten können sich die besuchten Höfe nur über ihre jeweiligen Strategien der Selbstvermarktung, Weiterverarbeitung und Veredlung der Milch und weitere Standbeine (z. B. Ferienwohnungen, Heuhotel usw.). Tragisch hat sich vor allem die Förderstrategie der Landwirtschaftsverwaltung in Baden-Württemberg erwiesen: statt Stallbauten für Milchkühe in der für den jeweiligen Hof vernünftigen und gebotenen Größe zu fördern, wurde den Landwirten nach dem Prinzip „Wachsen oder Weichen“ als Förderbedingung auferlegt, größer zu bauen, ihre Herden aufzustocken und Milchquoten zuzukaufen. „Eine teuer erkaufte Quote, die in fünf Jahren nichts mehr wert ist“, klagte Landwirt Retzbach. „Das ist echte Geldvernichtung“.
Milchbäuerin: „In einem halben Jahr gibt es die meisten von uns nicht mehr“
Am Abend diskutierten Ebner und Bonde im nahezu ausverkauften Kirchberger Kino Klappe mit Anja Fuchs vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BdM) über die Situation der Milchbauern. Anja Fuchs schilderte aus eigener Betroffenheit die Lage der Bauern und bezeichnete die Situation als dramatisch und tragisch: „In einem halben Jahr gibt es die meisten von uns nicht mehr. Bei den derzeit gezahlten Preisen zahlen wir drauf.“ Bonde und Ebner stimmten zu: ob Bio oder konventionell, überall sei derzeit der an die Erzeuger gezahlte Preis zirka 20 Cent pro Liter unter den Gestehungskosten und übten Kritik an der Bundesregierung, die, so Bonde, das Problem kurzfristig lösen könne. Um die Überproduktion zu drosseln, könne diese mit einer einfachen Verordnung, die nichts koste, die so genannte Saldierung abschaffen, die eine Überlieferung der Quote zulässt und diejenigen belohnt, die zu viel produzieren. Diese zuviel produzierte Milchmenge ruiniere am mengensensiblen Milchmarkt den Preis. Mittelfristig plädieren beide für eine Beibehaltung der Milchquote in der EU und wollen sich dafür in der nächsten Legislaturperiode einsetzen. „Wir unterstützen den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter in seinem Bestreben, eine Mengenregelung zu erreichen“, so Ebner. „Auch eine freiwillige Lösung, wie sie der BDM derzeit anstrebt, kann helfen, aber nur, wenn die Landwirte wirklich zusammen stehen. Ich hoffe sehr, dass die Bauern europaweit mit ihren aktuellen Aktionen erfolgreich sein werden“.