Propaganda für die private Altersvorsorge auf BILD

„Bis zu 194 Euro im Monat weniger. Finanzkrise schrumpft Renten.“ Dies war die Hauptschlagzeile der Bild-Zeitung von gestern. „Wegen der schweren Finanzkrise drohen künftigen Rentnern deutliche Einbußen bei der gesetzlichen Rente! Ein Durchschnittsverdiener bekommt als Rentner bis zu 8 Prozent weniger als bisher erwartet raus. Das hat das Mannheimer Institut MEA des angesehenen Rentenexperten Prof. Axel Börsch-Supan errechnet. Für einen Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen, der z. B. 2015 nach 45 Jahren in Rente geht, heißt das: Seine Bezüge fallen um bis zu 92 Euro/Monat niedriger aus. Bei Renteneintritt 2020 beträgt das monatliche Minus bis zu 110 Euro, 2040 sogar bis zu 194 Euro.
Hauptgrund ist die schwache Lohnentwicklung. Laut MEA können die Arbeitnehmer in den nächsten Jahren nur auf Mini-Lohnerhöhungen hoffen.“

Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert

Die NachDenkSeiten haben diese Meinungsmache erhellend kommentiert. Ein Paradebeispiel dafür, wie man versucht uns tagtäglich hinters Licht zu führen. Traurig nur, dass u.a. auch die Süddeutsche und Die Welt diesen Schwachsinn nachdrucken.

„Wieder einmal Angstmache als Werbemethode für die private Altersvorsorge in der Bild-Zeitung. Die Propaganda ist leicht durchschaubar:

Die angebliche „Studie“ des MEA ist nicht neu, sondern vom September letzten Jahres. Damals interessierte sich niemand für diese dubiosen Rechnungen, doch jetzt wo die Finanzkrise Verluste bei der privaten Vorsorge bringt, musste natürlich auch diese alte „Studie“ ausgegraben und auch die gesetzliche Rente als Opfer der Finanzkrise dargestellt werden trotz „Rentengarantie“. Selbst Wirtschaftsblätter sie Focus Money sehen das so.

Natürlich wird wieder einmal der „angesehene Rentenexperte“ Prof. Axel Börsch-Supan aufgefahren. Börsch-Supan gehört zu den „wissenschaftlichen“ Hauptgegnern der umlagefinanzierten Rente. Er ist Direktor des Mannheimer Forschungsinstituts „Ökonomie und Demographischer Wandel“ (MEA) und einer der lautstärksten „wissenschaftlichen“ Lobbyisten der privaten Altersvorsorge. Das MEA wurde im Jahre 2001 vom Land Baden-Württemberg zusammen mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gegründet wurde. Dieses Institut fertigt Gutachten unter anderem für Versicherungen und Banken. Vorstandsvorsitzender des Instituts war Professor Bert Rürup, als ehemaliger Vorsitzender des Sachverständigenrats einer der Hautpromotoren der Riester-Rente und jetzt in Diensten des Finanzdiensleisters AWD.

Die angeblichen Berechnungen der Studie basieren auf der Annahme, dass wegen der Finanzkrise die Löhne in den nächsten Jahren sinken werden und das bis 2040 (!). Das ist schon eine kühne Voraussage. Woher will das MEA wissen, wie die Trarifverhandlungen in den nächsten Jahrzehnten verlaufen? Schon in diesem Jahr sollen die Löhne um 2,3% sinken, das Statistische Bundesamt hatte für das zweite Quartal allerdings „nur“ einen Rückgang um 1,2 Prozent ermittelt. Die mangelnde „wissenschaftliche“ Seriosität ist mit Händen zu greifen. Siehe zur wissenschaftlichen Qualität von Börsch-Supan Denkfehler 7: “Jetzt hilft nur noch private Vorsorge.”

Fazit: Es bleibt dabei, die Finanzindustrie ist das Problem und nicht die Lösung für die Alterssicherung in Deutschland.“

http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/10/13/finanzkrise-rentenschock/wirtschaftskrise-trifft-die-senioren.html

http://www.nachdenkseiten.de/?p=4261#h14

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3 Gedanken zu „Propaganda für die private Altersvorsorge auf BILD

  1. Die Panikmache der Bild bzw der Ökonomen ist sicherlich übertrieben, aber ganz unberechtigt finde ich die Frage nach der Altersvorsorge nicht.
    Da der demografische Wandel immer weiter voranschreitet, halte ich den aktuell praktizierten Generationenvertrag für in Zukunft nicht mehr tragbar. Entweder erleben die Rentner massive Einschnitte oder die Arbeitnehmer mehr Rentenbeiträge.

  2. Sehr geehrter Herr Sebastian,
    Sie als Versicherungsmakler, was sollen Sie auch anderes schreiben! Leser der NachDenkSeiten fangen inzwischen sofort an zu lachen, wenn wieder mal jemand von „demografischem Wandel“ als Argument in diesem Zusammenhang anfängt zu sprechen.

    Inzwischen haben die Deutsche Rentenversicherung und das Bundessozialministerium auf die o.g. Studie reagiert: sie haben die Berechnungen des Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und Demographischer Wandel (MEA) zurückgewiesen, wonach die Wirtschaftskrise die Renten künftiger Ruheständler um acht Prozent schrumpfen lässt. Die bereits vor drei Wochen veröffentlichten, aber erst jetzt in BILD groß präsentierten Zahlen des MEA beruhten auf “extrem pessimistischen Annahmen”, die offenbar nur den Zweck hätten, “das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung zu untergraben”, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag. Die Deutsche Rentenversicherung selbst nahm zu den Thesen des von der privaten Versicherungswirtschaft gesponserten Instituts so Stellung: “Die Gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland ist anders als private Alterssicherungssysteme nicht unmittelbar von der Finanzkrise betroffen. Da die Rentenversicherung im Umlageverfahren finanziert wird, müssen die eingehenden Beiträge nicht am Kapitalmarkt angelegt werden und können demzufolge auch nicht von Wertverlusten betroffen sein. Lediglich die Nachhaltigkeitsrücklage wird am Kapitalmarkt angelegt, allerdings nur bei Kreditinstituten, die einem inländischen Einlagensicherungsfonds angehören. Die Modellrechnungen von Professor Börsch-Supan, die aufgrund der Krise von langfristig geringeren Renten ausgehen, sind nur dann nachvollziehbar, wenn man unterstellt, dass die Krise das Lohnniveau nicht nur kurzfristig, sondern auf längere Dauer absenkt. Hierfür gibt es aber keinen ökonomisch plausiblen Grund.

    http://www.ihre-vorsorge.de/Rentenversicherung-nicht-direkt-von-Krise-betroffen.html?session=9e2dc4323d582b94689e4a26b7609743

  3. Pingback: private altersvorsorge

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