Einen Supergau in der Kinderbetreuung in Weikersheim befürchten Eltern und Betreiber der Kindertagesstätte Luftikus. Die 2005 gegründete private Einrichtung bekommt von der Stadt Weikersheim nicht die gleichen Mittel wie städtische oder kirchliche Kindergärten. Es droht ein Insolvenzverfahren. In einem Kettenbrief machen die Luftikus-Vertreter auf eine befürchtete Schließung der KiTa aufmerksam – und bitten um Unterstützung.
Kettenbrief von Eltern der Kindertagesstätte Luftikus in Weikersheim
Dieser Brief ist für alle, die sich noch über Ungerechtigkeiten aufregen
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leser und liebe Zweifler,
wir freuen uns sehr über Ihr Interesse an unserem Brief. Dies IST ein Kettenbrief, ja, aber für den Fall, dass Sie ihn ungelesen löschen, drohen wir Ihnen kein schlimmes Schicksal an, ebenso wenig wie wir Ihnen Glück und Wohlstand versprechen, wenn Sie Ihn lesen und womöglich weiterleiten.
Vielleicht jedoch können Sie UNS Glück bringen, denn wir brauchen dringend Hilfe. Wir brauchen Jemanden, der Jemanden kennt, der öffentlichen Druck aufbauen kann. Sind Sie so jemand, und wären Sie bereit uns zu helfen – dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Kennen Sie Jemanden, dann leiten Sie den Brief weiter, und kennen Sie Niemanden, dann leiten Sie ihn einfach weiter an so viele Personen, wie Sie für richtig halten.
Wir, das sind die Eltern der Kindertagesstätte Luftikus, Aubweg 34 in 97990 Weikersheim, anerkannter freier Träger der öffentlichen Jugendhilfe, die verzweifelt versuchen, Anerkennung – sowohl persönlicher, als auch finanzieller Natur – für die von uns gewählte Kindertagesstätte zu erlangen.
Wir sind aus vielerlei Gründen mit der o.g. Einrichtung sehr zufrieden. Sowohl das pädagogische Konzept als auch die Kinderbetreuung in Gänze, entsprechen genau unseren Vorstellungen. Hierzu gehört sowohl der liebevolle, erzieherische Umgang mit den Kindern, der ihre Fähigkeiten fördert, ohne zu überfordern bei gleichzeitiger Stärkung des Selbstwertgefühls, als auch der respektvolle, fröhliche Umgang mit uns, den Eltern.
Die absolut einzigartige Weise, in der unseren Kindern ebenso wie uns Eltern und unseren Wünschen und Bedürfnissen, ein natürlicher Respekt entgegengebracht wird, wodurch es uns letztlich erst möglich wird unserer beruflichen Tätigkeit unbeschwert und ohne Sorge um unsere Kinder nachzugehen, unterscheidet sich grundlegend von der ansonsten üblichen ‚Verräum’-mentalität, welche letztlich nur auf die räumliche Unterbringung der Kinder abzielt.
Dieses gilt vor allem für die Unter-Dreijährigen, für die individuellen Konzepte in vielen anderen Einrichtungen erst noch erarbeitet werden müssen, so dass sie vielfach zur Zeit als Lückenfüller auf offenen Kindergartenplätzen als zu klein geratene Kindergartenkinder geparkt werden. Aber auch die Schulkinder werden quasi umhergeschubst, die ‚Betreuung’ erfolgt beispielsweise von älteren Kindern, was eine echte Hilfestellung z.B. bei Hausaufgabenproblemen von geschultem Personal nicht gewährleistet, oder aber auch im Kindergarten, so dass sie wie zu groß geratene Kindergartenkinder behandelt werden, anstelle die individuellen Bedürfnisse zu befriedigen.
Die Tatsache, dass allein von den Öffnungszeiten her, die von uns gewählte Kindertagesstätte die erste und einzige Möglichkeit war, unsere Kinder bei Bedarf ganztägig (6.30 – 20.00 Uhr) betreuen zu lassen, sollte die eben dargestellte sicherlich sehr subjektive Darstellung, warum unser Bedarf hier liegt, objektivieren.
Hinzu kommt die ebenfalls objektiv beurteilbare Tatsache, dass die Kindertagesstätte Luftikus ebenfalls die erste und einzige Einrichtung war, die unsere Kinder von 0 – 12 Jahren betreut, also sowohl die so genannten Krippenkinder als auch die Schulkinder, die nun nach der Schule ebenfalls noch Aufsicht, aber auch kompetente Betreuung benötigten. Hierdurch ist die für Kinder aller Altersklassen immens wichtige Kontinuität gegeben, welche ihnen den so wichtigen Halt für einen erfolgreichen und glücklichen Start ins Leben ermöglicht.
Die Betreuungsmöglichkeit anderer Altersklassen als 3-6 in städtischen und kirchlichen Einrichtungen wurde erst ganz neu eingerichtet und somit lange nach dem von uns in Anspruch genommenen Plätzen. Die hierbei betriebene Flickschusterei ist nur ein trauriger Nebenbefund.
Aus unserer Elternsicht ist es nicht einzusehen, wie die im Moment gängige Praxis in Weikersheim akzeptiert werden kann. Zum Beispiel wird ein Kind in anderen Einrichtungen des Stadtgebietes Weikersheim zu mindestens 63 Prozent beziehungsweise 68 Prozent finanziell gefördert, die finanzielle Förderung unserer Kinder jedoch in dieser von uns gewählten Einrichtung erfolgt nicht bzw. nur viel zu geringfügig. In der Praxis sieht es so aus, dass für das Kind Lieschen Müller, 3 bis 6 Jahre, in der KiTa Luftikus keine angemessene finanzielle Förderung stattfindet, ginge Lieschen Müller jedoch in den städtischen, evangelischen oder katholischen Kindergarten, würde für sie eine finanzielle Betriebskostenförderung von mindestens 63 Prozent erfolgen – das Gleiche würde natürlich auch für Klein-Fritzchen Meier, 3 bis 6 Jahre gelten.
Grund hierfür ist die fehlende Aufnahme in den Bedarfsplan, da die Stadt Weikersheim keine Bedarfserhebung durchführt. Wir als Eltern der Kinder der KiTa Luftikus bekunden bereits seit mehreren Jahren unseren Bedarf – öffentlich und schriftlich. Der hierauf fußende Antrag auf Aufnahme in die Bedarfsplanung durch den Träger, wird seitens der Stadt jedoch abgelehnt, mit der Begründung anderweitig genügend leer stehende Plätze zu haben.
Zynischer Weise sind bei dem zwei Millionen Euro teuren Bau der städtischen Kindertagesstätte die leer stehenden Plätze plötzlich nicht mehr von Belang.
Wir berufen uns auf unser Wunsch- und Wahlrecht, und auf unser Recht auf Selbstbestimmung. (Zuletzt per Unterschriftenliste am 20.01.2009). Diese Verhandlungen laufen seit 2006 intensiv und seitens der Stadt Weikersheim ohne jegliche Einsicht oder Entgegenkommen. Lediglich Lippenbekenntnisse, die sicherheitshalber nicht zu Papier gebracht werden und das, obwohl mittlerweile eine gesetzliche Regelung vorliegt. Wir sind in Sorge, dass aufgrund fehlender finanzieller Ausstattung die KiTa ihre Pforten schließen muss.
Da von den mehr als 40 Kindern alle Eltern berufstätig sind und ein signifikanter Anteil alleinerziehend ist, wenden wir uns an Sie mit der Bitte um Hilfe. Hintergrund hierfür ist die Sorge um den Arbeitsplatz der Eltern und der Erzieherinnen. Es ist in der aktuellen wirtschaftlichen Situation seitens aller Berufstätigen nicht einzusehen, dass Arbeitsplätze vernichtet werden aufgrund Nichtbeachtung der Rechtsauffassung.
Für uns steht fest, dass eine etablierte Tagesstätte langfristig kaputt gemacht werden soll, mit der Begründung dass kein Bedarf besteht, obwohl die Kommune derzeit eine Kindertagesstätte mit 80 Plätzen für zwei Millionen Euro neu errichtet. Die Frage ist, wo der Bedarf für 80 neue Betreuungsplätze plötzlich herkommt, obwohl in den letzten drei Monaten nicht mehr als eine Handvoll Kinder geboren worden sind. Die Antwort ist so klar wie zynisch – natürlich aus den bestehenden, etablierten Einrichtungen – und die erste, wenngleich gewiss nicht einzige Einrichtung die ruiniert werden soll, ist unsere KiTa Luftikus.
Mal ganz abgesehen von den zwei Millionen verschwendeten Steuergeldern für den oben genannten Bau, die laufenden Kosten noch nicht mit eingerechnet, wird hier massiv gegen geltendes Recht verstoßen, solange der Elternwunsch ignoriert wird. Bitte helfen Sie uns, die freiheitlichen demokratischen Rechte aller Beteiligten durchzusetzen, denn ein Gerichtsverfahren – und vor allem die anschließende praktische Durchsetzung desselben wird im Zweifel so lange dauern, dass das Urteil das Papier auf dem es steht nicht mehr wert ist.
Nebenbei bemerkt sind die Gesamtkosten, die durch die Betreuung eines Kindes in der Einrichtung Luftikus entstehen nicht höher als die in einer anderen, vergleichbaren Einrichtung entstehenden Kosten. Aus diesem Grunde führt die in Weikersheim betriebene Politik bezüglich der Kinderbetreuung, trotz der Einsparungsmaßnahmen zu unseren Lasten, beziehungsweise zu Lasten der GbR Gogol, am Ende sogar zu höheren Kosten. Allein das Prestige-Objekt KiTa Kornberger ist hierbei deutlichster Beweis für eine nicht-wirtschaftliche Betriebsführung der Stadt Weikersheim.
Mit freundlichen Grüßen
stellvertretend für die Eltern der Elternbeirat
Dr. Melanie Hebel
Andreas Bahner
Simone Knauer
Weitere Informationen zum Thema Kindertagesstätte Luftikus:
www.fnweb.de/regionales/me/region/20091014_srv0000004886530.html
www.suedwest-aktiv.de/region/tauberzeitung/bad_mergentheim/3826848/artikel.php