Es tut sich was – oder auch nicht: Beim aktuellsten Gebäudevorschlag der Stadtverwaltung Schwäbisch Hall für ein neues Domizil des Club Alpha 60 handelt es sich um das alte Säumarkt-Gebäude. Am 8. Dezember 2009 fand dort eine Begehung mit rund 15 Club-VertreterInnen statt. Die Eindrücke des Gebäudes sind für die daran Teilnehmenden recht unterschiedlich gewesen.
Artikel aus Alpha Press, Ausgabe November/Dezember 2009, Zeitschrift des Club Alpha 60
Neues Gebäude
Man kommt sich vor wie beim Überraschungs-Ei-Genuss: Die Mama oder der Papa kauft an der Kasse ein solches Ei, damit das quengelige Kind damit beschäftigt ist, das Ei auf zumachen, die süße Schokolade zu essen und den Inhalt zu bestaunen. So oder ähnlich geht des den Clubmitglieder über die Jahre hinweg. Die Verhandlungen stocken diesbezüglich seit Jahren, man möchte, bekommt aber nicht, wird hingehalten und vertröstet. Handfeste politische Interessen und die besonderen Lagen der vom Club favorisierten Gebäude – Wildbadquelle und Bahnhof – gaben den Ausschlag, dass sich diese beiden Objekte als begehrte Domizile für den Club wohl unerreichbar bleiben werden.
Neues Domizil am Säumarkt?
Momentan steht für ein neues Domizil wohl das Gebäude am Säumarkt in der engeren Auswahl und wird einer intensiven städtischen Prüfung unterzogen. Am 8. Dezember 2009 fand nun die Begehung mit rund 15 Club-VertreterInnen statt. Die Eindrücke des Gebäudes waren für die daran Teilnehmenden sehr unterschiedlich. Die Lage und ein Teil der Räumlichkeiten sprechen von Seiten der Beteiligten für das Gebäude. Schwierig wird die Unterbringung eines großen, für „unsere Zwecke“ geeigneten Veranstaltungsraums. Im Moment werden noch einige Fragen bezüglich des Innenaus- und -umbaus geprüft und weitere Begehungen sind vorgesehen.
Zukunftsorientierte Lösung?
Eine dauerhafte Lösung für den Club Alpha 60 – so die Mitteilung in einem Diskussions- und Forderungspapier – muss in jedem Falle zukunftsorientiert, planungssicher und nachhaltig sein. Dieser erstellte Katalog beinhaltet dabei unter anderem folgende Anforderungen an ein neues Gebäude: Veranstaltungsraum für bis zu 400 Personen, Kneipenbetrieb, einen Theken- und Aufenthaltsraum, ein Lesecafé, einen Mehrzweckraum für Sport und Theater, eine Küche, Bandproberäume, eine Künstlergarderobe, verschiedene Werkstätten (Siebdruck, Holz, Metall, Fahrrad, Video…), Sitzungs- und Büroräume auch für andere Initiativen, ein Wohnbereich, Wirtschaftsräume wie zum Beispiel Stuhllager, Getränkelager…, eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Heizungs- und Lüftungsanlage sowie barrierefreie Zugänge sowie entsprechende sanitäre Einrichtungen.
Problem Lärmschutz wegen zentraler Lage
Ob all diese Forderungen sinnvoll sind und von der anderen Seite als realistisch eingestuft wird, steht auf einem anderen Papier. Dass die Forderungen nicht unberechtigt sind und dem Club eine neue Zukunftsperspektive eröffnet, steht dabei außer Frage. Nur – erfüllt es dieses Gebäude? Als einer, der nicht mit dabei war, fällt es einem schwer, dieses zu sehen. Mann könnte sich es auch schön reden. Nur eines ist klar – steigt der Club auf dieses Gebäude ein, so ist er über Jahre hinweg in einer Situation, die es ihm unmöglich machen wird, da wieder heraus zu kommen. Denn ein nicht zu unterschätzendes Problem, was auf den Club zukommen kann, ist in dieser zentralen Lage die Nachbarschaft und der Lärmschutz. „Wir möchten keinen vorprogrammierten Ärger mit AnwohnerInnen wegen Ruhestörung“ – heißt es in der Erklärung. So müsste der Vorschlag Säumarkt per se schon ausscheiden. Schaut man sich nämlich die Umgebung des Gebäudes an, so erkennt man einige Geschäftshäuser mit genutztem Wohnraum. Wohin es mit dem in absehbarer Zeit leer stehenden Gebäude der Volksbank hingeht, weiß auch keiner – vielleicht eine Umnutzung in Wohnungen? Vor einigen Jahren musste sich der damalige Vorstand sehr intensiv und äußerst langwierig in Gerichtsverhandlungen damit auseinander setzen. Ein damaliger Anwohner des Clubs in der Stuttgarter Straße hatte gegen den Disco- wie auch gegen den Konzertbetrieb geklagt und man konnte von Glück sagen, dass dieser dann wegzog. Jedenfalls musste der Club damals Einschränkungen hinnehmen und folgendes erfahren: Der Lärmschutz ist ein hohes Gut in Deutschland. Hieran sind schon ganz andere Einrichtungen zerbrochen.
Identifikation mit dem Gebäude
Der Verein braucht ein Gebäude, für das sich ein Engagement langfristig und nachhaltig lohnt. Ein Gebäude, das von Mitgliedern und Gästen angenommen wird und mit dem sie sich identifizieren können. Die Verwaltung erhielt diesbezüglich vom Vorstand noch einmal alle relevanten und erstellten Unterlagen, zu Themen wie Nutzung, Entwicklungsmöglichkeiten oder Finanzierung, um den Wunsch und die Notwendigkeit eines Umzugs des Club Alpha 60 unabhängig vom Ausbau der Bundesstraße 14 zu unterstreichen. Ein Grund – warum das Säumarktgebäude ins Spiel kommt, ist auch das Geld, das durch die derzeitige Finanzkrise fehlt. Es wäre in Relation gesehen ein kostengünstiges Unterfangen.
Dilemma für den Club
Die Luft wird für den Club langsam dünner. Die Argumentationen gegen Gebäudeangebote von Seiten der Stadt werden immer schwieriger. Dabei darf man jedoch nicht das eine oder andere von der Stadt Schwäbisch Hall vorgeschlagene Gelände, welches eine Option für den Club bieten könnte und deshalb noch einmal näher betrachtet werden sollte. Ein weiterer Wunsch des Vorstands ist deshalb auch nochmals die Begehung weiterer Gebäude.
Die Zeit drängt wegen Fördergeldern
Im Frühling 2009 ergab eine damalige Empfehlung der Verwaltung, sich intensiver mit dem Güterschuppen am Bahnhof Schwäbisch Hall, der momentan noch von der Spedition Hüfner genutzt wird, auseinander zu setzen. Vielleicht sollte man sich mit diesem Objekt nochmals intensiver beschäftigen – es bietet ungleich mehr Möglichkeiten. Dies setzt eines voraus: weitere, wenn auch schon häufig geführte Gespräche mit den Fraktionen im Gemeinderat. Denn die Zeit drängt: die bauliche, landesweite finanzielle Förderung über die Landesarbeitsgemeinschaft der soziokulturellen Zentren wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Sollte man bis dahin einen Umzug nicht geschafft haben und die letzten Fördermittel versiegt sein, dann muss sich die Stadtverwaltung und der Gemeinderat sehr wohl fragen lassen, wie großzügig sie auf Gelder verzichtet.