Lesenswertes Interview mit dem Sozialwissenschaftler Werner Rügemer. Er ist Herausgeber des Buches >Arbeits-Unrecht. Anklagen und Alternativen<.
Gefunden von Axel Wiczorke, Hohenlohe-ungefiltert
Mehr auf den Punkt bringen kann man es kaum:
>Wie ist es in der Ära der Bagatellkündigungen und der Bankenrettungsschirme um das Verhältnis von Kapital und Arbeit bestellt?
Werner Rügemer: Vereinfacht gesagt: Die privaten Kapitaleigentümer haben alle Rechte einschließlich des „Rechts“, das geltende Recht zu brechen bzw. brechen zu lassen, und sie haben den Zugriff auf die staatlichen Gelder, während Beschäftigte und Arbeitslose immer mehr dem verrechtlichten Unrecht unterworfen werden.
Welche Rolle spielen die Medien?
Werner Rügemer: Die privaten Großmedien haben diese Ideologie übernommen bzw. ihre alten Positionen offensiver gestaltet. Hetze gegen Arbeitslose und gegen Lohnforderungen sind Routine. Dazu gehören auch Medien, die bei manchen arrivierten Nostalgikern immer noch als „kritisch“ gelten, etwa das Magazin „Spiegel“. In der Süddeutschen Zeitung haben wir die Schizophrenie, dass im politischen Teil und im Feuilleton die Entwicklung gelegentlich kritisiert wird, die gleichzeitig im Wirtschaftsteil propagiert wird.
Die öffentlich-rechtlichen Medien holen in ihre dämlichen Talkshows gelegentlich „Kritiker“ hinzu, sind aber in ihrer Gesamtbotschaft auf Seiten der großen Investoren und Banken. So ist etwa der tägliche ARD-Börsenbericht vor der „Tagesschau“ eine der dümmsten Sendungen überhaupt: Er suggeriert, dass die Wertentwicklung der Aktien ein Indikator für das wirtschaftliche Wohlergehen aller sei – während in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist.< http://www.heise.de/bin/tp/issue/r4/dl-artikel2.cgi?artikelnr=31979&mode=print
„Verrechtlichtes Unrecht“ – besser kann man es nicht sagen! Deutschland ist kein Rechtsstaat, Deutschland ist lediglich ein Gesetzesstaat. Leider hat daran auch eine Partei mitgewirkt, die einmal eine große Volkspartei war und langsam das Ende ihres politischen Produktlebenszyklus erreicht hat. Tant pis!